The perfect girl

Ich bin Rosie

Ein spitzer Papierflieger trifft mich an der Schulter. Als die Lehrerin wegschaut, drehe ich mich um und hebe ihn vom Boden auf. Also ehrlich, Papierflieger? Wie alt sind wir?

Ich öffne ihn und lese:

Hey, kannst du mir in Englisch helfen? Deine Aussprache ist so schön und du beherrschst die Grammatik so gut! Bitte bitte!

Ich weiß nicht von wem die Nachricht kommt, aber es nervt mich, dass immer alle denken, ich sei perfekt. Denn das bin ich nicht. Man hält mich für die Königin der Schule, die beste und schönste und viele wollen so sein wie ich. Ich will das alles nicht! Ich sehe mich nicht als die beste und schönste und erst recht nicht als die Königin!

Immer tuscheln sie über mich. Es gibt Mädchen, die sich nicht trauen, mit mir zu reden. Dann gibt es Mädchen, die mich ständig zutexten, so eine Art Fanclub. Und dann gibt es Mädchen, die mich als arrogant und eingebildet empfinden, obwohl ich das absolut nicht bin.

Und die Jungs erst! Es gibt Jungs, die mich anflirten. Jungs, die mich beobachten. Jungs, die mit mit zuammen sein wollen. Jungs, die denken, ich sei eine eingebildete Tusse. Jungs, die sich nicht trauen, mich anzusprechen. Und einen, der sich nicht die Bohne für mich interessiert.

Dummerweise ist das der einzige, für den ich mich interessiere! Er heißt Luca und ist ein Traum. Er hat die schönsten Augen, die ich je gesehen habe, spielt Gitarre wie ein Engel und hat ein Lächeln, das ist zu süß für diese Welt! Leider ist er tatsächlich der einzige, der absolut nichts mit mir zu tun haben will. Das tut sehr weh. Vermutlich denkt er auch, dass ich eine Tusse bin.

Niemand weiß, wer ich wirklich bin. Alle hier haben ein falsches Bild, deshalb habe ich auch keine Freunde. Die einzige, die mich versteht, ist meine Cousine Isabella! Wir sind beinahe Zwillinge! Meine Mama und meine Tante, also ihre Schwester, haben uns am selben Tag bekommen! Wir teilen alle schönen und nicht schönen Erinnerungen. Wir haben so viel zusammen erlebt! Wir leben sogar in der selben Straße. Als Sophie, meine Tante, und meine Mama uns bekommen haben, sind Sophie und Cole zwei Häuser neben uns eingezogen. Ihre alte Wohnung war den beiden sowieso zu klein, und bei dem besonderen Ereignis, wollten sie, dass wir uns ganz nah sind.

Mit Isabella kann ich über alles reden! WIRKLICH ALLES! Es gibt nichts von mir, dass sie nicht weiß. Wir sehen uns jeden Tag und reden. Leider geht sie nicht mehr auf die gleiche Schule. Nach der Grundschule wurden wir schulisch gesehen getennt. Aber wir gehen trotzdem immer zusammen. Ich bringe sie zum Bus und gehe dann zu meiner Schule. Nachmittags treffen wir uns wieder an der Bushaltestelle und gehen zusammen nach Hause. Wir sind fast nie getrennt. Ich hab sie sehr lieb! Sie weiß, wer ich wirklich bin. Für sie bin ich einfach Rosie.

Ich heiße Rosalina. Ich mag den Namen sehr. Er ist wirklich schön, nur hab ich das Gefühl, dass manche schon wegen dem Namen ein Bild von mir haben. Nur meine Familie nennt mich Rosie. Die süße Rosie, die nett und lieb ist und kein Stück eingebildet oder arrogant. Die sich Zeit für ihre Familie nimmt und das auch mit Freunden tun würde, wenn sie welche hätte, und die niemals auch nur auf die Idee kommen würde, irgendjemanden auszunutzen oder zu verletzen. Die Musik und die Natur liebt, und gerne singt und malt. Genau dieses Mädchen bin ich. Doch das weiß nur meine Familie.