Kapitel 2~Die Zugfahrt

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Als die Wand mich wieder ausspuckte, bot sich mir ein atemberaubender Anblick, doch ich hatte keine Zeit ihn zu genießen. Schnell zog ich meinen Koffer zu den Anderen, die schon auf mich und Dad warteten, der kurz nach mir durch die Wand getreten war.

Als ich bei ihnen stand ließ ich den Eindruck der riesigen, roten Dampflok auf mich wirken. Vereinzelte Schülergruppen standen schon am Bahnsteig oder betraten bereits dieWaggons.

Von wegen wir würden zu spät kommen, der Zug fuhr erst in einer halben Stunde los.

„Ich gehe mal, da hinten sind meine Freunde", meinte Dan. „Nicht ohne dich nochmal richtig zu verabschieden", sagte mein Dad und zog Dan in seine Arme. „Mann Dad, du bist peinlich", maulte Dan und Dad gab ihn wieder frei. „Stell keinen Unfug an und benimm dich, ich will nicht nochmal einen Brief von der Schule kriegen", ermahnte er Dan mit erhobenem Finger. „Ja, ja, schon klar", sagte Dan, wandte sich nochmal zu uns um und grinste: „Wir sehen uns Mädels", schon war er bei seinen Freunden und hörte unsere Antworten schon nicht mehr.

„So, jetzt bist du dran", meinte mein Dad und zog mich, wie auch zuvor Dan, in seine Arme. „Pass ein bisschen auf, dass Dan nicht ganz so viel Mist baut und schreib ab und zu mal, eure Mutter nimmt euch sonst doch noch von der Schule", flüsterte mir mein Dad zu. Meine Mom hasste es, uns auf ein Internat gehen zu lassen, dass Sam noch nicht nach Hogwarts ging, war ihr derzeitiger Trost, jedoch würde auch er in ein paar Jahren mit uns nach Hogwarts fahren. „Mach ich", ich gab meinem Dad noch einen Kuss auf die Wange und löste mich dann aus seiner Umarmung.

„Passt gut auf euch auf, lernt schön und macht keinen Unsinn", sagte mein Dad nun an uns alle vier gewandt. „Machen wir", beteuerte Susan. „Ja, wir würden doch niemals etwas anstellen", bestärkte Megan Susan ironisch. Mein Dad lachte. „Ich kenne euch doch, ihr spielt vielleicht keine Streiche, aber auf einem Internat muss man sich ja irgendwie die Zeit vertreiben." „Aber wir passen auf jeden Fall auf uns auf", versicherte ihm Hannah.

„Sollen wir schon in den Zug? Sonst sind alle Abteile weg.", fragte Susan. „Ja, macht das", sagte mein Dad und guckte auf seine Uhr, „ich muss sowieso gleich ins Büro. Wir haben noch nicht alle Überbleibsel von der Quidditch-Weltmeisterschaft neutralisieren können. Ich hoffe, ich sehe euch in den Weihnachtsferien?" „Wahrscheinlich", meinte Megan, auch Susan und Hannah stimmten zu. „Dann also bis zu den Ferien und macht die Lehrer nicht wahnsinnig.", mit einem letzten Winken verschwand er durch die Absperrung, des Bahnhofes.

„Dann mal ab in den Zug, sonst schnappen uns noch Dan und seine Freunde die besten Abteile weg", sagte Susan voller Tatendrang. „Die besten Abteile? Und die wären?", fragte Hannah kichernd. „Keine Ahnung", gab Susan zu, „Aber es muss ja welche geben." Kichernd betraten wir den Zug und suchten uns ein Abteil.

Nachdem wir das Abteil bezogen hatten, öffnete sich die Abteiltür und zwei grinsende Jungs standen darin. „Hey Mädels", konnten sie noch sagen, bevor wir ihnen um den Hals fielen.

Die zwei Jungs in der Tür waren Justin und Ernie auch Ernest, wie ich ihn gern nannte, um ihn zu ärgern. Die zwei waren unsere besten Freunde und ebenfalls mit uns in Hufflepuff.

„Ihr hättet ruhig auch zehn Minuten früher kommen können. Unsere Koffer da hoch zu bekommen war die reinste Qual", sagte Megan, als wir die Jungs wieder frei gelassen hatten. „Naja, das liegt vielleicht auch daran, dass manche von uns Steine mitnehmen", dabei sah mich Megan anklagend an. „Aber ich muss doch meine Steine mitnehmen", erwiderte ich mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck. „Warum zum Teufel hast du Steine dabei?", fragte Ernie entgeistert. „Man nennt die Steine auch Bücher", klärte Susan schmunzelnd auf. „Ich habe Steine dabei", erklärte Justin leichthin. „Glaub ich dir aufs Wort", meinte Hannah. „Und warum hast du Bücher dabei? Du hasst lesen", fragte Ernie nun Justin. „Ich habe keine Bücher dabei. Außer ein paar Schulbücher, aber, wenn du wissen willst warum ich Steine dabeihabe: in Hogwarts gibt es keine schönen.", erläuterte ihm Justin. Wir brachen in Gelächter aus. Das war typisch Justin.

Die Zugfahrt verging schnell. Wir alberten herum, redeten über unsere Ferien, wie das neue Schuljahr werden würde, kauften uns Süßigkeiten bei der Hexe mit dem Imbisswagen und spielten Snape explodiert.

Warum es ein Spiel gibt, dass nach einem unserer Professoren benannt ist?

Er ist gemein. Er mobbt Schüler und stellt sie bloß. Er gibt unfaire Noten und bevorzugt Schüler seines Hauses. Die Gryffindors sind ganz schlimm dran, sie haben eigentlich keine Chance jemals Punkte von ihm zu bekommen, er zieht sie ihnen aber sehr gerne ab, während er die Slytherins nur so mit Punkten überschüttet und wenn er sie bei irgendetwas erwischt, macht er gar nichts oder zieht ihnen viel zu wenig Punkte ab.

Wir stiegen aus dem Zug.

„Erstklässler zu mir. Erstklässler zu miiir."

Alles war wie das erste Mal, als ich hier war. Ich ließ die Eindrücke auf mich wirken. Hagrid, der wie immer die Erstklässler zu sich rief, die drängelnden Schüler, die wie eine lebende Masse alle auf die Kutschen zu steuerten und meine Freunde neben mir.

Hannah packte mich Arm. „Los, komm, sonst schlagen wir hier noch Wurzeln", sie zog mich hinter sich und den Anderen her.

Wir waren bei den Kutschen angekommen. „Wer geht zusammen und wer muss alleine fahren?", fragte Megan, wie jedes Jahr, in die Runde. „Wir sind nicht alleine wir sind zu sechst, dann fahren zwei zu zweit.", meinte Susan. „Streber", kam es dazu nur von Megan.

Bevor das noch in einen Streit ausarten konnte, sagte Hannah schnell: „Fiona und ich fahren mit jemand anderem." Ich hatte keine Zeit irgendwelche Einwände hervorzubringen, denn Hannah zog mich wieder an meinem Arm durch die Schülermassen hindurch. Ich fiel fast hin, so ruckartig und schnell lief oder eher rannte, sie los. Ich sah nochmal zu den Anderen, die uns verwirrt ansahen und sich dann in eine Kutsche setzten.

Dann sah ich zu Hannah, die ein breites Grinsen im Gesicht hatte und sich auf etwas oder jemanden vor uns konzentrierte. Ich sah ebenfalls nach vorne, was ich etwas früher hätte tun sollen, denn ich lief direkt in einen anderen Schüler.

Und was passierte?

Richtig.

Ich fiel hin.

Hannah hatte mich wohl losgelassen. Wann war das gewesen?

Der Junge wandte sich zu mir um. Ich kannte ihn. Wir gingen in den gleichen Jahrgang, aber nach Ravenclaw.

Wie hieß er gleich nochmal? Auf jeden Fall Corner mit Nachnamen. Marvin? Marlon?

„Oh, hey, Fiona, oder?", fragte mich Corner. „Ähm... ja", ich ergriff die Hand, die er mir hinhielt. „Hey M...?", sagte ich zögerlich. Warum musste mir so etwas passieren. Ich spürte die Hitze schon seit dem Sturz in meinen Wangen. Ich musste aussehen wie eine Tomate.

„Michael", half er mir mit einem Lächeln.

„Hey Michael", sagte ich immer noch hochrot, aber wenigstens wusste ich jetzt seinen Namen. Unauffällig schielte ich zu Hannah, die bei einem Gryffindor stand. Neville Longbottom. Das hätte ich mir bei ihrem Serienmördergrinsen auch denken können. Hannah mochte den schüchternen Gryffindor schon länger. Sagte aber immer, dass sie nicht in ihn verliebt wäre. Nein, natürlich nicht.

Ich hatte Michael ganz vergessen, bis er sich räusperte. Mein Blick flog zu ihm. Oh Mann, wenn ich weiter so verträumt wäre, würde ich Looney Lovegood Konkurrenz machen.

„Ich muss los, meine Freunde warten schon... Vielleicht sehen wir uns ja mal", meinte er zum Ende hin etwas schüchtern. „Ich muss auch los. Sicher sehen wir uns", entgegnete ich wieder fröhlich und ging auf Hannah und Neville zu.

Es tat mir fast schon leid sie stören zu müsse, wie sie gerade über Pflanzen fachsimpelten, aber so süß sie auch waren, ich hatte Hunger und keine Lust mir eine Standpauke von Sprout anhören zu müssen, dass man nicht zu wichtigen Dingen zu spät kommt.

Wir stiegen in die Kutschen. Die Fahrt verging im Normalfall relativ schnell, aber wenn deine einzigen Gesprächspartner gerade flirten und es gleichzeitig hinbekommen über Pflanzen zu reden, ist es echt langweilig, vor allem, wenn du kaum ein Wort verstehst, weil sie so viele lateinische Fachwörter benutzen, wie du insgesamt kannst. Und ich bin noch eine derjenigen, die Fachwörter lernt, aber irgendwann ist auch mein Latein am Ende.

( 1372 Wörter)

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