Jenny wie auf Droge

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Pfeifend kam ich am nächsten Morgen ins Studio. Ich war eigentlich zu früh dran, aber wenn ich so gut gelaunt war wie heute, hielt es mich nicht sehr lange in den Federn. „Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Santos“, begrüßte ich meinen Kumpel beschwingt, als ich mich neben ihn auf die Bühne stellte. Er sah verwundert auf und grinste dann. „Morgen, Jen. Was bist du denn heute schon so gut gelaunt?“ „Och, keine Ahnung, die Sonne scheint draußen, morgen ist das Finale, Johnnys Weihnachtsgeschenk ist eben angekommen, nachher proben die Jungs das erste Mal mit Michael Patrick Kelly und ich kann heute den ganzen Tag bei euren Proben zugucken. Der heutige Tag hat also Potenzial echt perfekt zu werden.“ Ich merkte selbst, wie bescheuert ich klang. Nico prustete und schüttelte den Kopf. „Oh je, was hast du nur in deinem Kaffee gehabt?“ „Moin, Leute.“ Maël tauchte in diesem Moment auch auf und stellte sich zu uns. „Hey Maël. Na, gut geschlafen nach dem ganzen Chaos von gestern Abend?“, fragte der Coach ihn. Die Drei hatten gestern Abend noch spontan den Coversong fürs Finale gewechselt, ziemlich genau 48 Stunden, bevor die Show wieder live ging. „Joa, ging. Ich bin mal gespannt, was das heute gibt.“ Er wandte sich an mich. „Ist Jonas schon hier irgendwo?“ Nico runzelte die Stirn, während ich antwortete: „Ich glaube, der ist noch eben in die Maske gelaufen, falls heute doch noch mal gefilmt wird. Der sollte aber auch gleich auftauchen.“ „Okay. Ich spreche schon mal kurz mit Lillo wegen ‚All I want for Christmas'.“ Während Maël zur Band ging, sah Nico mich weiterhin fragend an, ich sagte jedoch nichts. Wir gingen zu seinem Stuhl, wo er stehen blieb und fragte: „Jonas war gestern Nacht bei dir?“ „Ja, war er. Wieso? Er hat diese Woche schön öfters bei mir geschlafen.“ Er steckte die Hände in seine Hosentasche und meinte: „Ja, dann ist mir klar, warum du so drauf bist.“ Er wippte mit den Augenbrauen. „Was soll das denn heißen?“ Ich merkte, dass ich rot wurde und zog schnell mein Handy hervor, um davon abzulenken. „Johnny.joined hat dich in einem Beitrag erwähnt.“ stand auf dem Display. Ich tippte auf die Nachricht, die vor gut einer Stunde eingetrudelt war und Instagram öffnete ein Bild auf Johnnys privaten Account. Es war eines der Bilder von gestern, auf dem wir uns doch sehr innig küssten. Unten drunter stand „Ich hab's versucht, ohne deine Liebe geht's nicht. Ganz egal, was ich erzähle, du verstehst mich. Es fühlt sich gut an, bei dir zu sein.“. „Ah ja“, machte Nico neben mir. Er hatte mir über die Schulter geguckt. „Was? Ist doch ein total normaler Post“, antwortete ich mit gerunzelter Stirn. „Ja genau“, sagte mein Kumpel sarkastisch. „Ist ja nicht so, dass das der erste Beitrag ist, in dem Johnny dich als seine Freundin zeigt.“ Ich verdrehte die Augen. Damit hatte er leider recht. „Was meinst du? Soll ich dir die Frage, was ihr gestern Abend noch so getrieben habt noch stellen oder beantworte ich mir die lieber selbst?“ Ich versuchte ihn zu ignorieren, in der Hoffnung, dass mir noch ein guter Konterspruch einfallen würde. In diesem Moment kam Jonas mit seiner Gitarre um die Ecke. „Morgen. Sorry, Leute. Ich bin spät dran, ich weiß.“ Er sprang zu und auf die Bühne und begrüßte erst Nico mit einem Fist Bump und dann mich mit einem Kuss auf die Wange. „Warum warst du vorhin schon weg?“, fragte er mich leise. Ich flüsterte zurück: „Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte dich nicht wecken.“ „Hättest trotzdem aber gerne noch bleiben können. Es war so schön heute Nacht.“ Ich sah ihm in die blauen Augen und meinte dann: „Nico, wenn das Gespräch für deine Ohren bestimmt wäre, würde Jonas bestimmt lauter sprechen.“ Auf der Bühne fing Maël an zu lachen und Nico grinste schelmisch. „Komm, sieh zu, dass du auf die Bühne kommst, bevor die Situation noch unangenehmer wird“, meinte ich zu Jonas. Der lief ein wenig rot an und ging dann eilig zu seinem besten Freund. Die ganze Situation war so absurd, dass ich kichern musste. Nico kam zu mir und flüsterte: „Aha, aha.“ Ich sah ihn an. „Wie jetzt 'Aha, aha.'? Es war wirklich schön gestern. Wir haben Pizza gegessen, einen Film geguckt, viel geredet….“ „Und euch dann wild knutschend die Klamotten vom Leib gerissen.“ Ich verpasst ihm eine mit Johnnys Lernzetteln, die ich just von Nicos Stuhl genommen hatte. „Nico“, rief ich entrüstet und er kicherte albern. „Erwischt.“ Ich stellte jede Tomate locker in den Schatten, so rot wurde ich. „Stimmt doch gar nicht“, versuchte ich die Situation zu retten. „Ja, genau“, kicherte Nico immer noch. Ich wusste, dass er mir nicht glaubte. „Dann behalt es wenigstens für dich“, murmelte ich noch. Ich betete, dass der Boden sich gleich auftun würde, um mich zu verschlucken. Das passierte aber nicht. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte und so setzte ich mich auf Samus Stuhl und fing an, die Kommentare unter Johnnys Bild zu lesen. Max hatte kommentiert: „Ich wusste es. Die Zeilen waren also wirklich für Jenny. Viel Glück, euch zwei.“ Und auch andere ehemalige Talente aus dem Team Nico hatten kommentiert. Ich wusste gar nicht, dass so viele Johnnys privatem Account folgten. Ich tippte selbst in die Kommentare: „Ich liebe dich auch <3“. Ich scrollte durch meine DMs, wo immer mehr Nachrichten reinprasselten. Es waren zu viele, als das ich sie jetzt alle lesen könnte. Scheinbar hatten einige meiner Fans das Bild von Jonas und mir, das auf meinem Account war, jetzt auch entdeckt  Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, mein Konto wieder öffentlich zu machen. Nico setzte sich auf seinen Stuhl und beugte sich zu mir. „Ich glaube, Jonas geht es gerade nicht gut.“ „Wenn du mich weiter ärgern willst, gehe ich gleich“, sagte ich leicht genervt. „Ich meine es ernst, Jen.“ Ich blickte auf und sah, dass Jonas auf der Bühne hin und her lief. Er war nervös, das sah ich sofort. „Joa, Nico, dann mach mal was dagegen. Du bist schließlich der Coach“, meinte ich. „Und du bist seine Freundin“, konterte Nico, doch ich schlug als Antwort nur die Beine übereinander. Ich hatte nicht, vor ihm nach seiner Aktion eben zu helfen, auch wenn es dabei um Johnny ging. Nico stand seufzend auf und ging zu seinen Talenten auf die Bühne. Ich sah, wie er mit den beiden redete und sich schließlich kurz zu mir drehte, währenddessen aber weiter redete. Schließlich kam er wieder zu mir und ich hob fragend die Augenbrauen. „Dein Freund ist nervös. Deswegen guckt er auch so ernst. Er hat Angst, dass sie den Song vermasseln.“ „Und was hast du ihm gesagt?“ „Dass er für dich singen soll. Ich glaube, das hat gewirkt.“ Ich sah an meinem besten Freund vorbei und lächelte Jonas an, als sich unsere Blicke trafen. Er lächelte zurück und ich merkte, wie er sich entspannte. Es schien so, als hätte Nico noch ein bisschen mehr gesagt, aber ich wollte gar nicht wissen was.

Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt