Derek hatte bereits die gesamte Welt gesehen, jeden Kontinent bereist, doch am Ende zog es ihn doch stets zurück zum Ursprung. Der Mensch mochte diesen Ort verabscheuen, doch der Wolf führte ihn immer wieder mit untrüglichem Sinn hierher nach Beacon Hills.
Seine Familie gehörte damals in der alten Zeit zu den ersten Siedlern in dieser Gegend Kaliforniens. Sie hatten sich hier niedergelassen, weil sie sich sicher wähnten. Die hiesigen Ureinwohner ehrten die Gestaltwandler und einige von ihnen waren gar selbst welche.
Doch diese Ureinwohner waren längst verschwunden. Sie waren von hier vertrieben worden, denn das Land welches sie genährt hatte, hatte man ihnen geraubt. Sie waren an den Krankheiten der alten Welt, gegen welche sie keine Abwehrkräfte besaßen erbärmlich eingegangen, oder sie waren ganz einfach durch die kranken Lebensweisen der Fremden verführt und zugrunde gerichtet worden.
Und die Werwölfe? Sie waren nicht die einzigen, welche aus dem alten Europa hierher in die neue Welt gekommen waren. Nein, ihre Jäger waren ebenfalls hier gelandet, hatten ihren Krieg gegen alle Andersgearteten mit in dieses Land gebracht und im Laufe der Zeit hatten sie jedes Wesen ausgelöscht, welches Derek ähnlich gewesen war.
Er hatte nach seinesgleichen gesucht, dabei jeden Stein umgedreht, war Mythen und Legenden auf den Grund gegangen, doch in vierhundert Jahren war Derek keinem einzigen seiner eigenen Art mehr begegnet, zumindest keinem, der noch am Leben gewesen wäre. Die Jäger waren ihm stets zuvorgekommen mit ihren teuflischen Waffen und ihrer Skrupellosigkeit.
Und sie waren immer noch da! Die Nachkommen der Argents, jener Familie, welche seinerzeit Dereks gesamte Familie im Feuer ausgelöscht hatte, lebten noch immer in Beacon Hills und sie handelten nach wie vor nach den Lehren ihrer Ahnen, vernichteten bis zum heutigen Tag jedes Leben, welches nicht vollständig menschlich war.
Derek war seinen Häschern damals entgangen und lebte im Verborgenen.
Er ging den Menschen aus dem Weg.
Allen Menschen.
Der einzige, der so etwas wie ein Freund für ihn war, war der Druide; das einzige Lebewesen, welches noch älter war, als Derek selbst. Wie auch er, verstand es Alan Deaton sich zu verbergen, sich anzupassen, unterzutauchen und immer wieder in neue Identitäten zu schlüpfen, um in dieser, sich stetig wandelnden Welt zu überleben.
Anders als Derek hatte Deaton sich jedoch dann und wann eine Gefährtin genommen, geheiratet, hatte sogar Kinder gehabt. Und während er selbst jung, stark und gesund geblieben war, waren diese gealtert und schließlich gestorben.
Oft hatte Alan den Werwolf zu überzeugen versucht, er solle es ebenso machen, weil diese Einsamkeit ihn noch zerstören würde, doch Derek hatte bereits einmal alles verloren. Es verlangte ihn mit Sicherheit nicht danach, diese Erfahrung ein weiteres Mal zu machen. Und wozu auch? Er war sich selbst doch genug. Außerdem zog er die Gesellschaft der Tiere seit jeher jener der Menschen vor. Wann immer er konnte verwandelte er sich daher und streifte als Wolf umher, lebte als einer von ihnen und folgte ihrer Lebensweise.
Leider zwang seine menschliche Hälfte ihn früher oder später immer wieder in seine ursprüngliche Gestalt zurück und mit der Rückverwandlung kehrten auch die Erinnerungen mit Wucht zurück.
Er hasste es, wenn das geschah!
Derek hatte schon jede Art von Bleibe gehabt; ein altes, verrottetes Herrenhaus, eine Hütte im Wald, einen Wohnwagen, eine Fabriketage, einen verlassenen Güterbahnhof und aktuell bewohnte er ein leerstehendes Industriegebäude am Rande des Naturschutzgebiets von Beacon Hills. Er brauchte keinen besonderen Komfort. Es musste einfach nur abgelegen und sicher sein. Fließend Wasser und Strom, wie er es zur Zeit hatte, waren nette Extras, doch er brauchte sie nicht unbedingt.
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Ruf in der Nacht
FanfictionVor vierhundert Jahren töteten Jäger Dereks gesamte Familie. Seitdem sucht er die Einsamkeit, verbirgt sich im Schatten, wandelt seine Gestalt, so oft er kann, denn als Wolf ist es ihm möglich die Vergangenheit vergessen. Derek hasst die Menschen, h...