Senna Quince 2 | Kapitel 12

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Civer war genau so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. 
Mein Vater meinte, dass dies seine Art war, um Dinge herauszufinden, und so wie er etwas haben würde, würde er wieder auftauchen.
Da nur eine Nacht später ein weiterer Mord statt fand, bestand ich darauf, dass auch Tarek bei mir blieb. 
Während Annie sich über mehr Gesellschaft freute, schien mein Vater nicht wirklich begeistert, aber immerhin hielt er dieses mal den Mund. Besonders, weil das nun vierte Opfer, nicht wie die anderen gestorben war. 
Nicht durch einen Kehlenschnitt, sondern durch einen Messerstich in den Bauch, an dem er innerlich verblutet war. 
Maze. 
Mein Mittribut spuckte in meinen Kopf herum, seit ich diese Information bekommen hatte. 
Gleichzeitig versuchte ich es zu verstehen. 
Warum hatte er drei Jugendliche getötet, so wie ich beinahe gestorben war, um nun einen vierten zu töten, wie Maze? Was war der Sinn darin? Und wer war es? 
Hatte es wirklich etwas mit mir zu tun? Wenn ja warum? Wer hasste mich so sehr, dass er wegen mir Unschuldige tötete? 
Die Friedenswächter schienen immerhin auch langsam unruhig zu werden, wobei dies wohl eher daran lag, dass die Menschen im Distrikt wütend waren. 
Schließlich sollten die Friedenswächter offiziell für Sicherheit sorgen aber die war eindeutig nicht gegeben, wenn ein Mensch herum laufen konnte und einfach tötetete, wie es ihm gefiel. 
Jedoch sorgten die Unruhen auch dafür, dass Kriminelle leichter im Trubel unterschlüpfen könnten, weswegen ich mir Sorgen machte. 
All das spuckte in meinen Kopf herum, als ich im Bett lag, während vor meinen Fenster ein erneuter Sturm tobte, der immernoch nicht seinen Höchstand erreicht hatte. 
Ich schaute nach draußen, auf das wilde Meer und fühlte mich zum ersten mal in drei Jahren, wieder mit ihm verbunden. 
Gerade fühlte ich mich genau so aufgewühlt und ich konnte nichts dagegen tun, außer darauf zu warten, dass der Sturm vorüber zog und ich mich wieder beruhigen würde. 
Eins war jedoch klar. Ich würde diese Nacht wieder einmal keinen Schlaf finden, weswegen ich mich seufzend aufsetzte. 
Ich hoffte, dass zumindest die Anderen schlafen konnten, als ein gellender Schrei durch das Haus schallte. 
Tarek!
Sofort sprang ich erschrocken auf, wobei mein zerstörtes Knie unter mir nach gab und ich schmerzhaft aufkeuchte. 
Nicht jetzt, verdammt. 
Mit zitternder Hand tastete ich nach meinem Dolch und als ich ihn endlich umgriff, kämpfte ich mich, trotz Schmerzen, nach oben. 
Humpelnd lief ich aus meinem Zimmer, wo ich auf eine ängstlich blickende Annie traf. 
„Geh in dein Zimmer!“, wies ich sie an, „Lass niemanden rein, außer ich oder mein Vater sagen es dir.“ 
Immernoch verwirrt nickte sie und tat was ich ihr sagte, wodurch zumindest einer in Sicherheit war, wobei ich immer noch nicht wirklich wusste, was geschehen war, als ein erneuter Schrei mich zusammen zucken ließ. 
Ich kämpfte mich weiter in Richtung von Tareks Zimmer vor und war froh, dass es gleich das nächste neben meinen war. 
Trotzdem konnte ich bereits meinen Vater die Treppe hochgestürmt hören. 
Als ich die Tür aufriss, war er bei mir, hielt mich jedoch nicht auf, wodurch ich als erstes ins Zimmer konnte. 
Tarek jedoch lag am Boden zusammengerollt, als versuche er sich vor irgendetwas zu schützen, was nicht wirklich da war, während er am ganzen Körper zitterte. 
„Tarek!“, brachte ich hervor und ging so schnell ich konnte neben ihm in die Knie. 
Meine Hand auf seiner Schulter ließ ihn jedoch nur zusammen zucken und sich noch enger zusammenkrümmen, weswegen ich hilfesuchend zu meinem Vater blickte, der ebenfalls zu uns gekommen war. 
Er wirkte besorgt um den Jungen und gleichzeitig hilflos. 
„Hilf ihm!“, bat ich ihn deswegen, da ich nicht wusste, wie ich Tarek helfen konnte. 
Ich wusste ja nicht einmal was genau los war und auch ein Blick in die Zimmerecke, in der Tway mit fast mitleidigen Blick stand, half mir nicht weiter. 
Mein Vater brauchte ienen Moment, doch dann wurde sein Gesicht entschlossen, als er Tarek einfach am Shirt packte. 
Ehe ich ihn fragte, was er vor hat, schlug er ihn auch schon zu. 
„Dad!“, schrie ich und wollte ihn schon zur Seite schieben, als Tarek nach den Armen meines Vaters griff und sich regelrecht daran fest zu krallen schien. 
Immer noch zitternd und desorientiert sah er sich um. Worin auch immer er gefangen gewesen war, der Schlag hatte ihn herausgeholt. 
Verwirrt blickte er zwischen mir und meinem Vater hin und her, ehe er ein wenig zu verstehen schien. 
Schnell rutschte er von uns ab und lehnte sich gegen das Bettende, wobei sich eine Träne aus seinen Augen schlich. 
„Tut mir Leid. Tut mir Leid.“, wiederholte er immer wieder, weswegen ich hinterher rutschte und über seine Haare strich. 
Dieses mal zuckte er nicht zusammen. 
„Es ist okay Tarek.“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „Was immer es war, es ist vorbei.“ 
Sich auf die Lippe beißend, schüttelte er den Kopf. 
„Was war los Junge?“, wollte mein Vater wissen und seine Stimme war sanft. 
Tarek schaute einen Moment zu ihm, ehe er fast beschämt wegblickte. 
„Tarek lass uns dir helfen.“, bat ich ihn, doch ich spürte, dass ich nicht wirklich zu ihm durchkam. 
Auch wenn er wieder ruhiger war, so bebbte sein großer Körper doch immer noch. 
Was immer seine Angst hervorgerufen hatte, verfolgte ihn. 
Ich wusste nur zu gut wie sich dies anfühlte.
„Ihr könnt mir nicht helfen.“, flüsterte er da, „Niemand kann. Tut mir Leid. Ich hätte mich von dir fernhalten sollten aber ich konnte nicht.“
Ich verstand nicht wirklich was er meinte, aber er ließ mir auch nicht wirklich die Zeit dazu, ehe er aufsprang.
„Aber ich werde es jetzt tun.“, meinte Tarek und lief dann auch schon aus dem Zimmer, ehe ich überhaupt die Worte verarbeitet hatte. 
Angst erfasste mich und es lag nicht nur an dem Sturm, der draußen tobte. 
„Tarek warte!“, rief ich hinter her und kämpfte mich ebenfalls nach oben, ohne auf meinen Vater zu achten.
Bis ich jedoch unten angekommen war, war Tarek verschwunden und nur die offenen Terassentür zeigte mir seinen Weg. 
Im Regen konnte ich seine Gestalt in der Ferne ausmachen und meine Füße sezten sich wie von alleine in Bewegung.

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt