Kapitel 21

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Es war fast unangenehm still in dem Nachttaxi, das wir zur Sinclair Road genommen hatten. Es war ein neuer Fahrer, den ich vorher noch nie getroffen hatte. Er war vermutlich Mitte 20, trug kurze Haare, eine locker sitzende weiße Jacke und hatte fast kaffeebraune Haut. Keine Ahnung warum ich mich an ihn so gut erinnere, wahrscheinlich war er einfach das einzig interessante während unserer Fahrt. Das Taxi hatten wir genommen, weil wir zuerst noch einen Umweg machen wollten, um Eisenspäne zu besorgen, aber wir entschieden uns das nach dem Einsatz zu machen.
George, der vorne saß, sah verträumt aus dem Fenster und trommelte mit den Fingern auf dem Sitzpolster. Ich saß hinten in der Mitte zwischen Lockwood und Kipps und beobachtete die vorbeiziehenden Häuser durch die Windschutzscheibe, als Lockwood seine Hand auf sein Bein legte und meins dabei wie zufällig berührte. Mehr aus Reflex als wirklich geplant sah ich ihn an und er blickte fragend auf »Ist was?«
»Ne, ne, alles gut.« murmelte ich.
»Alles gut, aha...« sagte er und zog eine Augenbraue hoch. Er konnte das ziemlich gut, irgendwie konnten das alle. Außer mir.
»Sicher?« hakte er nochmal nach.
»Sag ich doch. Mir ist bloß kalt.«
Er nahm meine Hand »Du hast aber ganz warme Hände.«
»Lass meine Hände los.«
Stille.
Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis sich wieder jemand regte. Diesmal war es Kipps, der begann mit den Füßen zu wippen und wie George aus dem Fenster sah. Er schien geistig völlig abwesend.
Aus Langeweile begann auch ich mit den Füßen zu wippen und versuchte mit Kipps in einen Takt zu kommen, als ich zufällig Lockwood anstubste. Er stubste zurück und ich stubste ihn wieder an, diesmal gewollt und auch er reagierte wieder gleich.
»Du Lockwood?«
»Ja?«
Ich überlegte etwas zu lange und sagte dann bloß »Tut mir leid.«
»Alles gut.« sagte er und grinste, weiter ohne mich anzusehen. Ich trat versehentlich etwas zu fest nach ihm und erwischte mehr sein Schienbein als die Stiefel, die bis zu unseren Knöcheln reichten und er zuckte zusammen »Was soll das?«
»Jetzt ist nicht mehr alles gut.« stellte ich fest.
»Glückwunsch...« murmelte er ironisch und rieb sich über die Stelle, an der ich ihn getroffen hatte.
»So schlimm?« fragte ich und er sah mich kurz schweigend an, um dann »Nee, alles gut.« zu antworten.
Ich stubste ihn wieder an und er stubste zurück.

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt