17 - slip and fall

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Die nächsten zwei Tage im Internat vergingen fast schon ein wenig wie im Flug. Mein erstes Wochenende, welches ich hier verbringen würde, stand kurz bevor, nur noch der Freitag musste geschafft werden. Der Unterricht machte mir unheimlich viel Spaß und das nicht einmal wegen dem Lernstoff, sondern einfach wegen der Gemeinschaft, die ich bisher so noch nie gekannt hatte. Alle begegneten sich auf Augenhöhe, ich konnte auch dem letzten in meiner Klasse abgewöhnen, mich als Prinz anzusprechen und ich hatte zumindest das Gefühl, dass es ein kleiner Fortschritt war. Wann immer Zayn und Louis etwas an mir auszusetzen hatten, teilten sie es mir mit, doch damit konnte ich ganz gut umgehen, denn auch wenn es weh tat, im Endeffekt gab es mir nur noch mehr Motivation, mich für sie einzusetzen. Leider waren sie deshalb bisher auch der Grund, wieso ich in der Nacht kaum Schlaf fand, nicht etwa wegen schlechter Matratzen, wie mir Eleanor, Danielle, Bella und Taylor bei meinem ersten Besuch erzählt hatten, die waren sogar eigentlich ganz bequem, sondern weil ich die ganze Zeit darüber nachdachte, wann der ideale Zeitpunkt war, um an Zayn und Louis heranzukommen.

Ansonsten hatte sich bis jetzt noch kein Klischee, was mein Vater über das Internat hatte, erfüllt. Es gab noch keine gefährliche Situation oder irgendwas, in dem sich jemand als schwer erziehbar erwies. Eigentlich fühlte ich mich sogar relativ wohl und genauso sicher, wie im Buckingham Palace, denn ich hatte Liam hier, Niall und ich verstanden uns auch immer besser und ich glaubte, auch zu Ashton und Luke eine gute Bindung aufzubauen. Bei ihnen setzte ich meinen Plan auch schon etwas um, vertraute ihnen kleine, unscheinbare Dinge von mir an und hoffte, im Gegenzug würden sie mir bald erzählen, weshalb sie hier waren. Jeden Abend spielten wir vier zusammen mit Finn und seinen Freunden irgendwelche Brettspiele im Gemeinschaftsraum, wodurch ich auch erfuhr, dass dort einige, genau wie Finn Leseschwächen hatten. Andere hatten aber auch Probleme beim Rechnen, beim Schreiben oder stotterten, erhielten dafür im Internat aber täglich Betreuung um das zu verbessern und so war ich in dieser Hinsicht schon einmal etwas beruhigt, dass so ziemlich keiner von ihnen ein schweres Schicksal erleiden musste.

,,Niall", ich rüttelte an dem blonden Jungen, der in dem Bett neben meinem immer noch tief und fest schlummerte. Ich hatte mich schon angezogen und ihm damit sogar noch mehr Zeit zum schlafen gegeben, aber es schien wohl immer noch nicht genug zu sein. ,,Du musst langsam echt aufstehen", murmelte ich leise und wollte ihm die Decke wegziehen, doch er hatte wohl schon damit gerechnet, denn er hielt sie fest umklammert. ,,Ich bin doch wach", erklang es schließlich unter der Bettdecke und seine Stimme verriet mir, dass er kurz davor war, wieder einzuschlafen, was mich schmunzeln ließ. ,,Okay, ich sag dir was, ich gehe nun ins Bad, putz mir die Zähne und wenn ich wiederkomme und du immer noch unter der Decke liegst, dann schmeiß ich dich aus dem Bett."

,,Deal", kam es von Niall, mit dem ich die Diskussion eigentlich jeden Morgen führte, aber da ich es schon von Gemma kannte, fand ich es eher amüsant. Auch wenn der Ire und ich uns jetzt erst so kurz kannten, würde ich fast schon sagen, dass wir Freunde geworden sind. Gerade nachdem er Liam und mir seine Geschichte anvertraut hatte, war da irgendwie so eine Bindung, die man einfach nicht leugnen konnte. Und da Liam bisher in meinem Leben so ziemlich mein einziger Freund war und wohl auch immer mein bester Freund bleiben wird, habe ich nichts dagegen auch neue Freunde zu finden, denn ich habe schon oft genug lernen müssen, wie einsam das Leben als Prinz sein kann. Und auch Liam fand es großartig, dass ich hier neue soziale Kontakte finden konnte und dabei nicht durch meinen Vater oder seine Bodyguards kontrolliert wurde.

Ich warf noch einen letzten Blick auf Niall, von dem ich nur einzelne blonde Haarsträhnen erkennen konnte, bevor ich mir meinen Kulturbeutel schnappte und ins Gemeinschaftsbad verschwand. Eine Dusche lief, der Wasserdampf hatte die Spiegel ein wenig beschlagen, weshalb ich sogleich die Fenster öffnete. Die Person unter der Dusche summte eine Melodie, die mir zwar unbekannt vorkam, mir aber sehr gefiel und ich schloss kurz meine Augen um zu lauschen, ehe ich weiterging. An den Waschbecken war ich allein, ich stellte mich an das hinterste, packte meine Zahnbürste aus und begann, mir die Zähne zu putzen. Umso schneller ich fertig werden würde, umso schneller würde Niall aufstehen und das sollte er langsam auch mal, denn sonst würde er noch das Frühstück verpassen oder zu spät zum Unterricht kommen und beides würde ihm nicht gefallen.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt