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Sofort umhüllte mich eine angenehme Wärme, und zu meiner Verwunderung roch es auch noch gut, als ich das Haus betrat.

Dem Geruch folgend landete ich in der Küche wo alle vier Jungs saßen und sich über irgendwas unterhielten. Harry sah mich als erstes, grinste und deutete auf einen freien Platz an dem ein Teller mit Essen stand.

Auch wenn ich sonst nicht so viel aß hatte ich ziemlichen Hunger.

Schleppend ließ ich mich auf den Platz neben Kyle und gegenüber von meinen Bruder fallen, murmelte eine Begrüßung und fing schweigend an zu essen.

Die Gespräche verstummten und ich konnte deutlich die Augenpaare auf mir spüren weshalb ich fragend aufsah.

„Alles okay? Du siehst fertig aus.", gestand Harry welcher mir schräg gegenüber saß und mich besorgt musterte. Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern und stocherte in meinem Essen herum.

„War ein harter Tag.", entgegnete ich monoton und war innerlich schon im Standby-Modus. Mein Bruder welcher dieses wohl merkte schüttelte belustigt seinen Kopf.

„Karma.", murmelte er sichtlich zufrieden weshalb ich meine Augenbrauen hochzog und ihn argwöhnisch musterte.

„Soll heißen?", harkte ich nach als er noch immer keine Andeutung machte seine Aussage zu definieren.

„Nichts, nur das du in letzter Zeit viel zu viel trainierst.", antwortete er und hob verteidigend seine Hände in die Höhe. Empört schnappte ich nach Luft und funkelte ihn böse an.

„Sorry du Model! Irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.", kindisch wie ich nun mal ab und zu war streckte ich ihm meine Zunge entgegen und erhob mich vom Stuhl um das Essen an die Seite zu stellen und mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank zu nehmen.

„Wie wäre es wenn du dir einfach Freunde suchst?", entgegnete Kürbiskopf spitz und für den Bruchteil einer Sekunde tat mir seine Aussage weh, jedoch hatte er Recht.

Viele Freunde hatte ich hier nicht, zumindest nicht so wie er und die anderen. Ich hatte Tom und Gwendolyn, mit welchen ich mich regelmäßig traf. Josh war noch zu klein um ihn als richtigen Freund gelten zu lassen und die Leute aus der Schule zählte ich schon gar nicht erst mit dazu.

„Oh ja, vielleicht rufen mich dann auch irgendwelche Fremden übers Haustelefon an und wollen mit mir sprechen!", zische ich eingeschnappt und marschierte aus der Küche hinaus.

Im Zimmer angekommen schmiss ich meine Sporttasche in die eine Ecke, nahm mir aus meinem Schrank frische Sachen und ging dann ins Bad welches ich von innen abschloss um anschließend duschen zu gehen.

Das lauwarme Wasser prasselte auf meine kaputte Haut und lief anschließend den Abfluss hinab. Darauf bedacht nicht die Folie meines neuen Tattoos abzureißen wusch ich mich vorsichtig, um dann das Wasser wieder abzudrehen und aus der Kabine zu treten.

Meine Füße hinterließen kleine Tapsen und ein warmer Nebel umgab mich während der Spiegel beschlug. Sonderlich stören tat es mich nicht da ich mich persönlich nur ungerne in Spiegeln betrachtete.

Mit einer speziellen Creme rieb ich meine unzähligen Narben ein und musste Schlucken als mir wieder all die Bilder von damals in den Sinn kamen.

Zu oft hatte ich mir selbst geschadet, ohne es wahr zu nehmen.

Schnell verschloss ich die Tube wieder, stellte sie weg und zog mich an als plötzlich jemand an der Tür klopfte. Stirnrunzelnd ging ich auf diese zu, schloss sie auf um sie anschließend zu öffnen.

Vor mir stand Sean wie er leibt und lebt.

„Was?", fragte ich ihn zugegebenermaßen harsch und schaue ihn genervt an.

Ohne mir eine Antwort zu geben drang er mich wieder weiter ins Badezimmer, schloss hinter sich die Tür ab und sah mir dann in die Augen.

Verwundert von meinem Gedanken, dass er schöne Augen hätte, schüttelte ich den Kopf. Ich bekam meine Periode, deswegen auch meine Stimmungsschwankungen.

„Wer hat hier angerufen?", stellte er die Gegenfrage und trat einen Schritt auf mich zu. Trotzig stemmte ich meine Hände an die Hüften und sah in herausfordernd an.

„Oh kann der gnädige Herr noch sprechen! Dachte schon du behandelst mich bis zu unserem Tod wie Luft!", zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich verletzter klang als geplant.

Ob es mir gefiel oder nicht, Sean hatte eine Wirkung auf mich, auch wenn ich noch nicht wusste was für eine, und das er mich die ganzen letzten Wochen ignoriert hatte tat weh. Insbesondere weil er mich erst geküsst, und dann stehen gelassen hatte.

„Wer hat hier angerufen?", ließ er sich nicht von mir beirren. Trotzdem merkte ich wie er sich leicht anspannte und die Zähne aufeinander presste.

„Was weiß ich!", rief ich wahrheitsgemäß aus und warf meine Hände in die Luft.

„Du weißt es nicht?", vollkommen verdutzt starrte mich nun der brünette Kerl an und stumm nickte ich. Immerhin wusste ich es wirklich nicht.

„Es war ein Mädchen. Sie... sie fragte ob du da seist.-", nachdenklich runzelte ich die Stirn, „-Sie klang jünger als wir."

„Was hast du geantwortet?", deutlich angespannt stand er vor mir und zugegebenermaßen schüchterte mich sein Auftreten und seine momentane Dominanz ein.

„Wieso ist dir das so wichtig? Ist ja nicht so als hättest du was zu verbergen, oder?", konterte ich und verschränkte stur meine Arme vor der Brust. Kürbiskopf stöhnte genervt auf, kam mir dann aber einen Schritt näher, sodass uns jetzt nur noch wenige Zentimeter trennten.

Wenn ich ehrlich sein sollte wollte ich, dass er seine Lippen wieder auf meine presste, so wie er es in London getan hatte, nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal nicht wegrennen sollte.

Damals war er einfach gegangen. In einem Moment küsste er mich wie aus dem Nichts und dann stieß er mich erschrocken von sich um fluchtartig aus dem kleinen Zimmer zu laufen.

Ich hatte keine Gefühle für ihn, aber ich war eine junge Frau welche voller Hormone steckte und wahrscheinlich die nächsten zwei Tage zuhause bleiben müsste wegen starker Unterleibsschmerzen, da durfte ich meine Selbstbeherrschung schon mal verlieren und fantasieren.

Abgelenkt von meinen eigenen Gedankengängen bemerkte ich erst viel zu spät, dass Kürbiskopf mich hatte alleine im Badezimmer stehen lassen.


Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt