55. Tian (Haus des Schreckens)

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Jan

„Wo sind wir hier?“, frage ich, als der Wald immer dunkler wird und selbst das Navi mittlerweile schwarz ist. „Ich habe keine Ahnung, aber da vorne ist ein Haus. Da können wir ja mal nachfragen.“, sagt er und lächelt mich beruhigend an. Tatsächlich bleibt er kurz vor dem Haus mit dem Auto stehen und steigt aus. Ich folge ihm und sehe mich unwohl um. Tim klopft derweil an die große Tür und tatsächlich wird sie uns aufgemacht.

Durch einen Schrei wache ich auf. Der Hausherr hat uns angeboten über Nacht zu bleiben, was wir nach langen hin und her auch angenommen haben. Ich schaue auf die Uhr und sehe das es 5:37 Uhr ist.

Wieder ertönt der Schrei und nun erkenne ich auch Tims Stimme. Mein Blick gleitet neben mich, wo eigentlich Tim liegen sollte. Allerdings liegt er dort nicht mehr. Schnell stehe ich auf, ziehe Socken und Schuhe an, während ich mir Sorgen um Tim mache.

Ein weiterer Schrei ertönt, weshalb ich aufspringe, mir Tims Jacke überwerfe und aus dem Zimmer stürme.
Sofort bleibe ich stehen.

Vor mir auf dem Flur krabbelt eine abgehackte Hand auf mich zu, während eine Katze plötzlich um meine Beine streift. Eine Gänsehaut überkommt mich. Allerdings ist es eine unangenehme Gänsehaut.

Der Schrei von Tim ertönt wieder, weshalb ich mich nach rechts drehe und in die Richtung renne. Gisela schmeißt eine Rüstung auf den Boden, weshalb ein lautes Scheppern erklingt.
Warum wacht der Hausherr den nicht auf?

Wieder ertönt ein Schrei von Tim, weshalb ich in den linken Gang abbiegen und versuche noch schneller zu rennen. Plötzlich erscheint vor mir eine Schlange. Eine Cobra und sie scheint wütend. Ich laufe langsam rückwärts und sehe aus den Augenwinkel eine weitere Rüstung mit einem Schwert.

Gisela geht wieder ihrer Beschäftigung nach und schmeißt die Rüstung um. Sofort schießt die Schlange auf mich zu. Schnell packe ich nach dem Schwert und trenne den Kopf von der Cobra, ehe sie mich beißen kann.

Der sechste Schrei von Tim ertönt, weshalb ich das Schwert fallen lasse und weiter renne. Kurz vor dem Essensaal werde ich von eine Rüstung aufgehalten. Ich starre die Rüstung an und bin dankbar, als Gisela wieder die Initiative ergreift und die Rüstung einfach umschubst.
„– Meine Güte bist du hässlich! –“, ruft sie und verschwindet danach wieder.

Ich öffne die Tür und sehe, wie der Hausherr ein Messer auf Tim wirft, der mit Ketten aufrechterhalten wird.
Tim atmet schwer und schreit ein siebte Mal, als ihn das Messer ihn durchbohrt. Seine Augen reißen sich auf und schließen sich dann, während sein Körper erschlafft.

Ich stehe unter Schock und kann mich nicht bewegen. Der Hausherr geht unbeeindruckt auf Tim zu, zieht das Messer wieder aus ihm heraus, säubert es an dessen Kleidung und läuft dann zu einem Knopf, denn er betätigt. Sofort öffnen sich die Schlingen um Tims Hände, sodass sein Körper zu Boden fällt. Das lässt mich aus meiner Starre erwachen und zu ihm rennen.

„Tim!“, rufe ich und schmeiße mich neben ihn auf den Boden.
„Nein! Nein! Bitte nicht!“, schluchzen ich und ziehe seinen toten Körper der mit Blut überströmt ist zu mir und kralle mich an ihn. Der Hausherr ist verschwunden, stattdessen kommt eine Klapperschlange auf uns zu.

„Nein.“, weine ich einfach weiter und ignoriere die Schlange. Ich lege meine Lippen auf die von Tim und versuche ihn wiederzubeleben. Es funktioniert allerdings nicht.

„Ich liebe dich!“, weine ich. Die Schlange hat mich erreicht und beißt mir in den Hals, da sie plötzlich so groß ist das sie dort rankommt.

Ich schreie! Ich schreie einfach und werde sofort in ein paar Arme gezogen.
„Jan! Jan! Hey, komm zu dir!“, höre ich Tims Stimme und blicke auf. Ich sehe in Tims Augen und starre ihn kurz an.

Als ich realisiere, dass er lebt schmeiße ich mich in seine Arme und küsse ihn einfach.
„Du lebst!“, hauche ich glücklich.
„Natürlich lebe ich. Es ist alles gut!“, antwortet Tom und umarmt mich fest, als wir uns lösen.

„Ich liebe dich.“, hauche ich, während mir immer noch Tränen über die Wangen laufen.
„Ich dich auch.“, antwortet er. Es war nur ein Traum. Ein schrecklicher Traum. Im Haus des Schreckens.

Das ist mein Traum von heute. Nur das ich ihn mit meinem Bruder erlebt habe und ohne das küssen, aber im Grunde ist es das selbe...

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt