Neue Bekanntschaft

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Der  Junge und Thea sahen einander an und schienen in Gedanken verloren.
"Ich bin Alea", stellte Alea sich nach einer Weile selbst vor. Nun wand der Fremde seinen Blick von ihrer Schwester zurück zu ihr.
"Das ist Lennox", fuhr sie freundlich fort.
"Hi", grüßte er ihn nachträglich mit einem Lächeln.
"Ich heiße Thea", nannte sie ebenfalls ihren Namen.
"Und wie heißt du?", setzte sie sofort hinterher.
"Ich bin Cedric", antwortete er und schüttelte ihr, wie auch allen anderen die Hand. Alea wunderte sich über diese Geste. Es kam nicht oft vor, dass Gleichaltrige ihr zum Gruß die Hand gaben. Um genauer zu sein eigentlich nie. 

Es dauerte nicht lange und Thea ließ sich auf ein Gespräch mit Cedric ein. Alea gab zwar ihr Bestes der Unterhaltung zu folgen, hatte aber trotzdem Verständnisprobleme. Um die beiden nicht zu unterbrechen beschloss sie nicht jedes Mal nachzufragen worum es ging. Lennox schien ähnlich zu denken, denn auch er hielt sich bei der Konversation zurück. 

So viel Alea verstand lebte Cedric in der Schweiz und besuchte jedes zweite Wochenende seinen leiblichen Vater in Deutschland. Er selbst lebte nämlich mit seiner Mutter und Stiefvater zusammen. Wie sich herausstellte teilten Cedric und Thea ihre Liebe für Bücher miteinander. Sie sprachen eine ganze Weile über Literatur und verschiedene Buchgenre. Cedric vertraute ihr sogar an, dass er selbst gerne Geschichten schrieb, was Thea nicht kalt ließ. 

Cedric war Feuer und Flamme als er von seinem eigenen Roman sprach, welcher eine gewisse Neigung zum Meer aufwies.
"Ich liebe das Meer", bemerkte Thea verträumt.
"Echt? Ich auch!", stimmte Cedric ihr aufgeregt zu, woraufhin Theas Augen aufleuchteten.
"Es ist so magisch und mysteriös. Das Meer hat so viele Fassetten. Mal ist es ruhig, ein anderes mal stürmisch und manchmal habe ich das Gefühl als ob es ein Geheimnis mit sich tragen würde", poesierte er.

Als er wieder in der Realität ankam sah er beschämt zu Boden.
"Klingt albern, nicht?", fragte er unsicher.
"Ganz und gar nicht!", bepflichtete Thea ihn.
"Ich denke um ehrlich zu sein genauso", fügte sie kleinlaut hinzu. Beide wurden rot und weichten den Blicken des anderen aus. 

Alea konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und rempelte Lennox an. Verwirrt sah er zu Alea, welche auf ihre Schwester und ihre neue Bekanntschaft deutete. Da fielen ihm endlich die Schuppen von den Augen.
"Oh-", machte er und nickte bestätigend, bevor er sich wieder zu den beiden drehte. 

Sogleich tat Lennox so als sei er müde und reckte sich.
"Ich muss mir mal die Beine vertreten. Kommst du mit, Alea?", fragte er schlecht geschauspielert. Der Zug war inzwischen um einiges leerer und so war es möglich durch die Wagons zu laufen.
"Klar, wieso nicht?", antwortete sie lässig. Während se aufstand zwinkerte sie ihrer Schwester zu, welche sofort wieder rote Wangen bekam. 

Lennox nahm Aleas Hand und gemeinsam entfernten sie sich von den beiden. Sie setzten sich unbemerkt mehrere Reihen hinter ihnen sodass sie sie nicht mehr sehen konnten. Alea legte ihren Kopf auf Lennox' Schulter. Augenblicklich atmete sie seinen Duft ein. Er roch nach Weite, Wärme und Wasser. Sie fühlte sich Zuhause.

"Bei den beiden stimmt irgendwie die Chemie", kommentierte er während er zu ihnen rüber lugte. Er sah wie Thea und Cedric herzlich lachten. Alea gab ein zustimmendes Geräusch von sich und vergrub ihr Gesicht und Lennox' Armbeuge. Grinsend sah er auf sie herab. Mit seiner Hand kraulte er ihren Rücken liebevoll, woraufhin sich ihre Nackenhaare aufstellten. Gleichzeitig spürte sie ein Kribbeln in ihrem Bauch und ein Lächeln überkam ihrem Gesicht. Mehr wollte Lennox nicht sehen und er lehnte sich ebenfalls zurück.

So verging die Fahrt und
"Nächster Halt; Bahnhof  Basel" ertönte aus der Lautsprecheranlage. Lennox hob den Kopf und sah sich um. Alea war inzwischen auf seiner Schulter eingeschlafen.
"Elvarion", weckte er sie und rüttelte leicht an ihrer Schulter. Verschlafen blinzelte sie.
"Sind wir schon in Rom?", hauchte sie müde. Daraufhin musste Lennox lachen.
"Nein, bis wir Rom erreichen dauerts noch ein bisschen, aber wir sind jetzt in der Schweiz", gab er ihr eine Antwort. 

Alea rappelte sich auf.
"Wie lange habe ich bitteschön geschlafen?", wunderte sie sich. Nachdenklich kratzte sich Lennox am Kopf.
"Etwas über einer Stunde", vermutete er.
"So lang? Wo ist Thea? Geht es ihr gut?", erschrak Alea und suchte bereits den Wagon nach ihrer Schwester ab. Bevor sie durch den Zug laufen konnte griff Lennox nach ihrem Handgelenk.
"Es ist alles gut. Sie sitzt da vorne mit Cedric", beruhigte er sie und deutete mit dem Finger auf die beiden. Ihnen schien der Gesprächsstoff nicht ausgegangen zu sein, denn sie diskutierten begeistert über irgendetwas. Obwohl Alea ihre Schwester nicht stören wollte musste sie ihr sagen, dass sie gleich aussteigen müssten.
"Dann lass uns zu ihnen gehen", schlug sie kurzerhand vor.

"Ihr habt euch aber lange die Beine vertreten", scherzte Cedric als er Alea und Lennox erblickte.
"Ehm.. Ja, der Zug ist groß", redete sich Lennox raus.
"Bei der nächsten Haltestelle müssen wir raus", gebärdete Alea zwischenzeitlich und sah Thea an. Enttäuscht blickte sie zu Cedric, dessen Lächeln ebenfalls langsam verblasste. Da hatte Alea einen Einfall.

"Cedric, hast du dein Handy dabei?", versuchte sie in Erfahrung zu bringen. "Ja, wieso?", hakte er nach. Erleichtert atmete Alea auf.
"Du kannst mir deine Nummer geben, dann können du und Thea in Kontakt bleiben", schlug sie vor. Begeistert nickte Thea.
"Das ist eine tolle Idee", lobte sie ihre Schwester dankend. 

Cedric grinste schief. Er schien positiv verlegen, dass sie mit ihm in Kontakt bleiben wollte. Ohne auf sich warten zu lassen zückte er sein Handy aus seiner Hosentasche. Es war definitiv schon ein paar Jahre älter und das Display war bereits an den Ecken gerissen. Mit einem Kuli schrieb er seine Nummer auf einen alten Kassenbon, welchen er in seiner Hosentasche fand.
"Bitteschön!", strahlte er und überreichte Thea den Zettel.
"Ich schreib dir dann die Tage", versicherte sie ihm und blickte ihm in seine dunklen grünen Augen. 

"Ausstieg in Fahrtrichtung links", hallte es im Zug, woraufhin sich die Türen öffneten.
"Dann bis bald", verabschiedete sie sich wehmütig.
"Bis bald", rief Cedric ihnen noch hinterher und hob die Hand leicht. Lennox schnappte sich den Rucksack, welcher noch unter der Sitzbank lag und die drei verschwanden aus der Bahn.

Sie wusste nicht woher es kam, aber Alea hatte das Gefühl, dass sie Cedric nicht zum letzten mal sahen.

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt