Chapter 1

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„Komm hier rüber, Chat!", rief ich, während ich einem Sandball auswich. Dieser folgte meinem Ruf.
„Hast du einen Plan?", fragte er und zwinkerte grinsend. „Hm.. ich bin mir noch nicht sicher, aber es ist auf jeden Fall besser, wenn wir zusammen sind."
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er kurz stockte. Wahrscheinlich interpretierte er da gerade zu viel hinein, doch darauf ging ich einfach gar nicht erst ein.

Unser Gegner hatte sich selbst eine Sandburg gebaut. Dort hat er Bogenschützen erschaffen, die uns nun mit Sand angriffen.
Wir wussten nicht, was passieren würde, wenn wir getroffen werden, doch das wollten wir auch gar nicht herausfinden.
„Unser Gegner.. wie hast du sie nochmal genannt?"
„Sandy.", antwortete Chat stolz. Ich seufzte.
Sandy versteckt sich offensichtlich in der Sandburg. Das bedeutet, solange wir hier draußen sind, kommen wir nicht an ihren Akuma ran.
Allerdings wird sie uns sicherlich nicht einfach so in ihre Burg spazieren lassen, was machen wir also?"
„Ich könnte ihre Burg zerstören.", schlug Chat vor.
„Hm, aber wird das-", ich unterbrach mich selbst, „Das ist es!"
Sofort erklärte ich Chat meinen Plan.

Wir rannten gemeinsam zur Sandburg. Kurz vor dem Eingang trennten sich dann unsere Wege. Wir standen bereits unter Beschuss der Bogenschützen, doch die Schüsse waren unpräzise und langsam, sodass es uns ein leichtes war, ihnen auszuweichen.

Chat war nun auf der Rückseite der Burg und benutzte dort seinen Kataklysmus, um sie zum einstürzen zu bringen. In dem Moment rannte ich in die Mitte der Stelle, wo die Burg mal stand, dorthin, wo Sandy war. Chat war wenige Sekunden später, ebenfalls angekommen.
Sandy versuchte sofort Abstand zu gewinnen und schien zu versuchen, ihre Burg wieder aufzubauen.
Ich befürchtete am Anfang, das könnte zum Problem werden, weshalb ich Chat Noirs Idee zunächst ablehnen wollte, doch dann dachte ich, dass Sandy uns damit genau in die Karten spielte.

„Wie fandest du das, Milady?" Mit gerunzelter Stirn musterte ich ihn und versuchte den Sinn seiner Frage zu verstehen.
„Meinst du deinen Kataklysmus?" Chat nickte eifrig.
„Äh... okay, denke ich?"
«Wieso fragte er mich sowas?», dachte ich, «Was sollte ich dazu sagen? Es war nicht so, als ob der Kataklysmus auf einmal was besonderes geworden ist, er war halt so wie immer. Und sowieso, was war das für ein unpassender Zeitpunkt? Er fragte mich sowas Unbedeutendes im Höhepunkt des Kampfes, nur um... anzugeben?»
Er schien nicht gerade zufrieden mit der Antwort gewesen zu sein, doch bevor er etwas sagen konnte, sagte ich etwas: „Versuch auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen, damit wir Sandy mehr oder weniger einkesseln können, okay?"
Chat folgte sofort dem, was ich sagte.
Sandy schien langsam verzweifelt. Ihre Burg hatte sie wieder aufgebaut, doch sie merkte selber, dass sie das nur einengte.
„Machen wir kurzen Prozess, Chat!", rief ich.
Dieser stimmte mir zu und zog die ganze Aufmerksamkeit auf sich, indem er Sandy frontal angriff. Währenddessen rief ich leise meinen Glücksbringer, der aus ein paar Muscheln bestand und versuchte herauszufinden, wie er zu gebrauchen war.
Unser Gegner war noch immer ein Kind und liebte es.. Sandburgen zu bauen? Da hatte ich einen Einfall.

„Hey Sandy!", rief ich, „Ich hab was für dich."
Sandy drehte sich zu mir um und schaute mit strahlenden Augen auf die Muscheln, die ich in meiner ausgestreckten Hand hielt.
„Damit kannst du deine Burg wunderschön verzieren, siehst du? Zum Beispiel dort.", sagte
ich und zeigte auf einige Stellen an den Wänden.
„K-kann ich die wirklich haben?", fragte Sandy ganz aufgeregt.
„Hm... na gut! Aber nur, wenn ich ganz kurz deine Kette ausleihen darf. Du kriegst sie zurück, versprochen!" Sandy grinste bis über beide Ohren und willigte ein. Hawk Moth schien sie noch aufhalten zu wollen, doch sie hörte ihm schon gar nicht mehr zu.
Ich gab Sandy die Muscheln und sie mir die Kette.
Ich hielt noch einen Moment inne und beobachtete, wie Sandy regelrecht in ihrem Element war. Es war mir beinahe zu schade die Kette zu zerstören und den Zauber aufzulösen. Doch ich musste tun, was getan werden musste. Also warf ich sie auf den Boden und trat drauf, woraufhin der Akuma herausflog und ich ihn einfing.

Chat schlenderte zu mir rüber und lobte mich für meinen Plan, doch ich schenkte ihm kaum Gehör. Auf einmal fragte er ganz neugierig: „Ladybug, magst du etwa Kinder?"
„Wa- wer mag keine Kinder, ist wohl eher die Frage."
„Heißt das, du willst mal welche kriegen?"
Seine Augen strahlten, wie die von Sandy zuvor.
„Was geht dich das an?", murmelte ich, während ich mich von ihm wegdrehte. „Ich will mich nur schon mal auf meine Zukunft vorbereiten.", antwortete er und auch, wenn ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich genau, dass er gerade gezwinkert hatte. Ich quittierte diese Aussage mit einem Augenrollen und begann mich von ihm zu entfernen.
Chat griff sich ans Herz und sagte überdramatisch: „Aah! Du bist so kalt, Milady! Aber das liebe ich auch so an dir, also ist es schon okay."

Ich seufzte und blieb stehen. «Jetzt reicht es.» Ich drehte mich zu ihm zurück und sagte: ,,Hör zu, ich weiß, du meinst das alles nur aus Spaß, aber so langsam nervt es nur noch. Bitte hör einfach auf mit diesem.. Herumgeflirte, okay?" ,,Was meinst du mit "Spaß"?", fragte er nervös lachend, ,,Ich liebe dich Ladybug. Was daran soll Spaß sein?" «Dann halt nicht. Ich hab's bis jetzt durchgehalten, ich werd's auch noch schaffen, bis wir Hawk Moth schnappen.»

„Okay, ist klar.", antworte ich und wollte gehen, doch er packte mich am Handgelenk und zog mich zurück. Verwirrt und auch ein wenig ängstlich starrte ich in seine grünen Augen. «Drehte er jetzt völlig durch?»

„Lass mich-", er unterbrach mich.
„Ich liebe dich."
„Chat, ich hab's verstanden. Wenn dir das Herumspielen so viel Spaß macht, kannst du-"
Wieder unterbrach er mich.
„Ich spiele nicht herum. Ladybug... ich liebe dich."
Sein stechender Blick bohrte regelrecht durch mich hindurch.
,,Wa- du weißt nicht, was du da sagst, Chat Noir." ,,Ich wusste noch nie etwas so sicher, wie das hier.", erwiderte er. 
Ich spürte wie mein Herzschlag sich beschleunigte und mir das Blut in die Wangen stieg. Panisch wendete ich meinen Blick ab. Er sollte nicht sehen, was er in mir verursachte. Außerdem.. konnte ich nicht länger in diese verletzlichen Augen sehen.

„Lass mich gehen.", flüsterte ich.
Widerwillig löste er seine Hand von meinem Handgelenk und ich verschwand.

Selbst, nachdem ich mich zurückverwandelt hatte, raste mein Herz noch immer, wie wild.
«Was war das?»
Sonst hatte es mich eher genervt, wenn Chat sowas gesagt hatte. «Was war diesmal anders?
Nichts, genau! Er sagt zwar, er meint es ernst, doch im Endeffekt war es nur wieder eines seiner vielen Spielchen, richtig?»

Genervt klatschte ich meine Hände auf meine Wangen. „Marinette Dupain-Cheng.", sagte ich zu mir selbst, „Konzentrier dich. Selbst, wenn Chat Noir das ernst meinte, das kann dir doch egal sein! Du hast schon wen, den du liebst. Auch, wenn der... unerreichbar für dich ist."
Deprimiert sank ich auf meinem Stuhl zusammen und legte meinen Kopf auf meinen Schreibtisch. „Willkommen zurück in der Realität.", murmelte ich und sank noch tiefer in meinen Stuhl hinein.

-

Die Nacht über konnte ich kaum schlafen. In meinen Träumen wiederholte sich das Ereignis von heute nur immer und immer wieder und wenn ich dann daraus aufschreckte, war ich so in Gedanken daran verloren, dass es mir schwerfiel wieder einzuschlafen. Plagten mich etwa Schuldgefühle? Oder doch etwas völlig anderes...?

Unrequited Love || MiraculousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt