Kapitel 15

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Nach dieser Nacht, ging alles nur noch bergab.

Akaashi warf einen Blick aus dem Fenster, nur um sich direkt anzuziehen und nach seiner Tasche zu greifen. Er joggte die Treppe runter, zog seine Schuhe an und war innerhalb von Sekunden aus der Tür raus. Schon befand er sich auf dem Weg zum Krankenhaus. Über ihm waren dicke Wolken die sich schnell sammelten und verhinderten, dass Licht auf Akaashi viel. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch um dem starken Wind zu trotzen, der ihm unentwegt ins Gesicht blies. Da war eindeutig ein aufkommender Sturm, also wusste Akaashi, dass Bokuto ihn brauchen würde.

Ein Monat und sechzehn Tage sind vergangen, seit Bokutos letztem Besuch bei Akaashi Zuhause und sobald er wieder zurück im Krankenhaus war, gingen die Ärzte und Krankenschwestern sicher, dass immer jemand ein Auge auf ihn hatte, und das für einen guten Grund. Bokuto war nicht nur die Sorte Mensch, die weglaufen würde, wenn niemand aufpasste, sondern sein Zustand hatte sich auch drastisch ohne Vorwarnung verschlechtert. Zuvor hatte er normalerweise ein paar Kilo in der Woche verloren, aber seit der Nacht in der er sich weggeschlichen hatte, konnte sein Gewichtverlust nur noch als alarmierend beschrieben werden. In der Zeitspanne von nur etwas über einem Monat sank Bokuto von gerundet 70 Kilo auf knappe 44 Kilo als sie ihn das letzte Mal gewogen hatten. Die drastische Abnahme war schon schlimm genug, aber als ob es den Kranken beleidigen wollte, erschwerte sein schlechter werdender Zustand ihm auch das Gehen, Bewegen und sprechen.

Akaashi runzelte die Stirn als er das Krankenhaus betrat. Er ging in gleichmäßigem Tempo und ohne Pause den ihm schon vertrauten Weg. Das war, bis er ein ihm bekanntes Gesicht erblickte.

„Kuroo?" Akaashi blieb vor Bokutos Raum stehen.

Der schwarzhaarige Mann sah von seinen Händen auf. Er fälschte ein Lächeln. „Hey- Akaashi, richtig? Lange her."

„Ja, ich bin-," Er drehte seinen Kopf, „Ist da jemand drin?" Er wartete nicht auf Kuroos Antwort und blickte in Bokutos Raum. Er erkannte Kenma, wie er auf dem Stuhl neben Bokutos Bett saß. Sein Rücken war der Tür zugewandt und Bokuto schien ihm all seine Aufmerksamkeit zu schenken.

„Wird Kenma erlauben, dass ich den Raum betrete?"

Kuroo rieb sich mit der Hand über den unteren Teil seines Gesichts. „Nope." Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Nimm Platz. Kenma ist normalerweise nicht die Person, die gerne von Mensch zu Mensch spricht, also... Ich glaube du lässt die beiden besser erstmal alleine."

Tief einatmend zögerte Akaashi kurz, setzte sich dann aber neben Kuroo.

„Du scheinst ein wenig angespannt zu sein." Kuroo blickte Akaashi seitlich an.

„Das bin ich. Da kommt ein Sturm. Bokuto kommt mit denen nicht so gut klar..."

„Ah..." Kuroo sah an die Decke, als könnte er die Wolken erblicken. „Ich habe nicht bemerkt, das einer ansteht." Er senkte langsam seinen Kopf und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Hätte nicht gedacht, dass du darüber Bescheid weißt."

Akaashi drehte seinen Kopf zu Kuroo. „Kam er jemals mit ihnen zurecht?"

„Glaub nicht. Früher wurde er immer angespannt und paranoid, wann immer ein Sturm vorbeiziehen würde, aber das war es irgendwie. Jetzt wette ich, dass er... Panikattacken von ihnen bekommt."

Akaashi blickte nieder. „Das tut er. Stürme triggern sie."

Kuroo machte ein grunzendes Geräusch und hatte nichts mehr zum Thema hinzuzufügen. Akaashi blieb auch leise. Er faltete seine Finger zusammen und hielt den Blick gesenkt, schon das erste Donnerrollen erwartend. Er würde Bokutos Vorhänge vor das Fenster ziehen und ihn auf andere Gedanken bringen müssen. Vielleicht würde er mit ihm einen Film schauen, oder ein Spiel spielen, was meistens half ihn dazu zubringen sich zu beruhigen. Akaashi schloss seine Augen und rieb sich den Nacken.

In Another Life (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt