„Hey, Akaashi?"
„Hm?"
„Wann glaubst du wird es schneien?"
„Ich weiß nicht... Schnee fällt zufällig."
„Ja, aber... Glaubst... Du dass es bald schneien wird? Oder vielleicht im Januar?"
„Ich hoffe mal. Das wäre schön. Tokyo braucht ab und zu mehr Schnee."
„Ja... Ja. Wenn er fällt, möchte ich rausgehen und drinstehen."
Akaashi saß mit überschlagenen Beinen im Stuhl der an Bokutos Bett angrenzte. Er sah den Kränklichen an, als er die Worte sagte, versuchte seinen Blick einzufangen, fand aber keine gelben Augen, in die er blicken konnte. Bokuto hatte seinen Kopf von ihm weggedreht.
Er starrte nach draußen, auf die weißen Wolken die am Himmel wanderten, fasziniert davon, wie sie alles farblos erscheinen ließen. Es war einer von den „Weißen Tagen", wie Bokuto sie nannte, also schenkte er der Welt hinter dem Glas mehr Aufmerksamkeit als seinem beschränkten Leben im Krankenhaus. Bokuto atmete tief ein, das Geräusch den kleinen Raum füllend. Die Bettwäsche zerknitterte unter seiner Hand.
„Bist du dir sicher, dass du bei solch einer Kälte rausgehen solltest?"
„Ich glaube, dass ich damit schon zurechtkomme."
Akaashi wollte nicht erwähnen, dass er bis es schneien würde, womöglich nicht mehr die Fähigkeit zum Laufen habe, also hielt er seinen Mund geschlossen. Er rieb seine Hände schwach zusammen und legte seinen Kopf zur Seite.
„Vermutlich schon... Solange es dir noch gut geht."
Bokuto höhnte. Es war ein leises Geräusch.
„Das tut es. Hör endlich auf zu fragen. Das war vor sechs Tagen."
„Ich weiß, aber es war schlimm."
„Es ist vorbei." Bokuto drehte den Kopf, das Kissen warf kleine Falten unter seinem Nacken. Er sah Akaashi durch schwere Lider an. Er war extrem blass und irgendwie dünner als zuvor, aber er behielt sein Lächeln im Gesicht. „Jetzt geht es mir gut."
Akaashi konnte nicht anders als zurückzulächeln. Er lehnte sein Kinn auf seine Handfläche und gluckste.
„Zumindest so gut wie es für dich noch geht."
Bokuto sah Akaashi scharf an. Seine Lippen bebten, bevor er antwortete.
„Ha...lt die Klappe." Ein starkes Lachen brach aus ihm heraus, das seinen ganzen Körper beben ließ. „Ich seh... scheiße aus, ich weiß."
Akaashi lachte mit ihm. Sein leises Kichern war lauter als Bokutos Lachen von ganzem Herzen.
„Tust du nicht. Du siehst nicht scheiße aus." Er versuchte sein Grinsen mit der Hand zu verbergen, aber es war noch immer gut zwischen den Lücken seiner Finger zu erkennen.
Bokuto streckte eine Hand aus und versuchte ziellos Akaashis Hand mit seiner eigenen wegzuschlagen. Er versuchte ein wenig zu zielen, fand es aber zu anstrengend. Trotzdem, er versuchte es weiter.
„Verdeck es nicht."
„Verdecke was?"
„Dein Lächeln."
„Warum? Es ist nichts beso-"
„Ich sehe es so selten." Bokutos Finger berührten Akaashis Knöchel. Das war genug für Akaashi um seine Hand langsam vom Mund sinken zu lassen und sie über sein Kinn zu halten. Er lächelte auf ihn herab.
Bokutos Augen starrten mit einem vertieften Blick nach vorne, seine gelben Augen nahmen ein mentales Foto auf, von dem, was er vermutlich nie wieder erblicken würde. Viele Worte huschten durch seine Gedanken, aber ihm vielen nur drei ein, die er zu Akaashi sagen wollte. Er versuchte seinen Mund zu öffnen, um sie auszusprechen, doch er führte stattdessen eine andere Aktion aus. Unbewusst griff er nach Akaashis Händen und zog ihn trotz fehlender Kraft zu sich hinunter, was beide erschreckte. Bokutos Augen weiteten sich.
„Ich- Ich dachte du würdest... mich aufhalten-"
„Es war unerwartet." Akaashi unterdrückte ein Lachen. „Es hat mich überrascht."
„Ich wollte nicht...also..."
„Es ist schon in Ordnung." Er strich mit seinem Daumen über Bokutos Knöchel. „Ich... halte sie jetzt."
Leise und fast in Faszination starrte Bokuto Akaashi wieder an, länger dieses Mal, bevor er aufblickte, dann hinunter, und dann weg. Er drehte seinen Kopf zum Fenster, von Akaashi weg. Er konnte ihn nicht anblicken.
Seine Lippen zusammenpressend hörte Akaashi auf zu reden. Er studierte Bokutos Hinterkopf und beäugte die unordentlichen weißen und schwarzen Strähnen, die übereinanderlagen. Seine grünen Augen verfielen dann dazu, seine blasse Haut zu betrachten; seine Venen waren jetzt gut erkennbar und sie wölbten sich bei jeder Bewegung die Bokuto tat etwas hervor. Akaashis Blick senkte sich und konzentrierte sich auf den Arm der an der Hand war, die er hielt.
Er studierte die kleine Nadel, die in seinem Vorderarm steckte, der dünne Schlauch, der daran befestigt war und verfolgte ihn hoch zu dem Beutel von IV Flüssigkeit die über seinem Kopf hing.
Was auch immer von Akaashis Lächeln übriggeblieben war, verschwand jetzt endgültig.
Seit Bokutos letzter Panikattacke fiel es ihm schwerer seine Worte, Bewegungen und Aktionen insgesamt zu kontrollieren. So eine leichte Aufgabe wie Schlucken war nun auch ein Problem für Bokuto, und nach mehreren gescheiterten Versuchen das Essen unten zu behalten, oder überhaupt erst hinunter zu bekommen, hielten es die Krankenschwestern für das Beste, dass Bokuto Nahrung auf die einzige noch mögliche Weise aufnehmen würde, und das war durch einen Schlauch.
In einer Zeitspanne von sechs Tagen fand Akaashi heraus, dass das Einzige was Bokuto noch schlucken konnte kleine Snacks waren, also Trauben, Eiswürfel und Pocky Sticks, die aber Erdbeergeschmack haben mussten. Andere Sachen fand Bokuto fast unmöglich zum Schlucken. Seine einzige andere Wahl war dazuliegen und das zu empfangen, was das IV ihm zu bieten hatte.
Zurück zu Bokuto schauend war er froh, dass seine Aufmerksamkeit noch immer dem Fenster galt. In der Zeit in der Akaashi in seinen Gedanken versunken war, hatte Bokuto die blaue Decke die ihn umgab zu seinem Kinn hochgezogen, heraus ragte nur noch der Arm, um Akaashis Hand halten zu können. Bokutos Atmen war leise und seine Hand blieb nie wirklich lange still. Sie würde ab und zu zucken, und jedes Mal, wenn sie es tat, würde Akaashi sie leicht drücken. Das war deren unausgesprochene Kommunikation.
Es war Akaashis Weise Bokuto zu sagen, dass alles in Ordnung war und dass er ihn immer trösten würde, egal in welcher Situation sie sich befänden.
Sie beide fanden es einfache dieser Lüge zu glauben, anstatt die Wahrheit zu akzeptieren, die sie erwartete.
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In Another Life (deutsche Übersetzung)
FanfictionSchlaf kommt nicht mehr so einfach wie er es mal tat. Bokuto weiß das, und Akaashi nun ebenfalls. Dieses Buch gehört LittleLuxray, der/die dieses Buch auf AO3 (Archive of our own) veröffentlicht hat. Ich persönlich liebe diese Fanfiction und habe si...