rotglühender wirbel

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Der braune Hut mit der bordeaux-farbenen Krempe hing fast genauso energielos über der Stuhllehne, wie John Huxley sich jeden Tag beim Betreten seiner viel zu engen, dunklen Wohnung in Bristol fühlte. Die Wände schienen ihn fast zu erdrücken. Seine schlaffe Erscheinung war traurig mitanzusehen und betrübte den Börsenmakler meist mehr, als wenn er den bleichen Schatten seiner selbst im Spiegel sah.
Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sein Spiegel das letzte Mal voller Energie, voller Lebensfreude strotzte. Wenn er sich jetzt so sah, im fahlen Licht der Straßenlaternen, die ihre Strahlen wie lange Finger nach ihm ausstreckten, sah er nur eine gekrümmte Gestalt, die ihm schweigend gegenüberstand. Eingefallene Wangen, die Augen blutunterlaufen. Sie waren fast so rot wie die Kirschen, die er früher als kleiner junge zusammen mit seinen Schulkameraden aus dem Obstgarten seiner Tante Jane gestohlen hatte. Die ultimative Mutprobe: traust du dich, oder ziehst du den Schwanz ein?
Ein sachtes, vergnügtes Kinderlachen hallte in seinem Kopf wider und eine Woge der Erinnerungen überkam ihn. Sie forderte ihn freundlich, aber bestimmt auf, sich umzudrehen.
Tante Janes Kirschen.
Da hingen sie, wie ein Fremdkörper an seiner Zimmerdecke. Ihre rote Farbe erleuchtete die gesamte Wohnung, füllte die enge Leere mit ihrem Licht, mit ihren Erinnerungen.
John Huxley trat näher an die rotwabernden Kirschen heran.
Noch ein Mal jung sein, noch einmal so rote glühende Wangen haben.
Das war es, was John Huxley wollte.
Also streckte er seine Hand zaghaft aus, bekam eine Kirsche zu fassen, pflückte sie vorsichtig und ließ sich in einen rotglühenden Wirbel fallen.

rotglühender wirbelWhere stories live. Discover now