18. Gefühlschaos dank Alex

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P.O.V. Julian, direkt nach Trainingsschluss

Genervt schmiss ich meine Tasche auf die Rückbank meines Autos, steckte meinen Schlüssel ins Zündschloss und ließ den Wagen kurz aufheulen. Ich wusste doch selbst nicht mal, warum ich jetzt schon wieder innerlich am Ausrasten bin und äußerlich kalt wirke. Kai hat das wirklich nicht verdient, er soll sich ja ruhig mit Sam oder wie auch immer der Typ heißt treffen, schließlich sind sie beste Freunde. Auf der anderen Seite sitzt aber der Teufel auf meiner Schulter und erinnert mich an meine letzte Beziehung, welche nicht unbedingt rosig endete.

Ich bog in meine Straße ein und parkte mehr schlecht als Recht am Straßenrand, nahm meine Tasche und ging in meine Wohnung, wo ich erstmal entspannt unter die Dusche ging und das warme Wasser über meinen Körper fließen ließ. Während ich grade meine Haare einschäumte, klingelte es an der Tür. Genervt überlegte ich kurz, was ich nun tun sollte, schließlich stand ich mit Schaum in den Haaren in der Dusche. Naja, wird schon nur die Post sein, dachte ich mir und ließ das Klingeln erstmal Klingeln sein. Als sich das Klingeln jedoch in ein Sturmklingeln verwandelte, stieg ich genervt aus der Dusche, schnappte mir mein Handtuch vom Badewannenrand und ging mit dem Handtuch um die Hüfte gewickelt zur Haustür. 

,,Was machst du denn hier?", fragte ich Jannis, welcher vor meiner Haustür stand und ein Tasche in der Hand hielt. ,,Kann ich für 2 Tage oder so bei dir pennen? Ich hab die nächsten Tage nichts vor und dachte mir, dass ich dich mal besuchen kommen kann." Mit einer einladenden Geste signalisierte ich ihm, dass er gerne reinkommen kann und schloss hinter ihm die Tür. ,,Ich muss mich nur kurz fertig machen, kannst dich ja vorn Fernseher setzen oder so", rief ich ihm noch zu, während ich wieder zurück ins Bad ging.

Nur etwas später kam ich ins Wohnzimmer, wo Jannis mit einem Glas Cola in der Hand saß und sich irgendeine Trash-TV Serie anguckte. ,,Und was läuft so in Köln, alles gut?" Ich schmiss mich neben ihn auf die Couch, nahm die Fernbedienung und schaltete schnell um. Die Serie kann sich ja keiner auf Dauer angucken. ,,Joa alles wie immer, mit Greta läufts auch wirklich gut", antworte er, wobei sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. ,,Ach ja, Hänsel und Gretel, das Traumpaar, seit ihr nun endlich zusammen?" ,,Ne, noch nicht". Sein Blick wanderte zurück zum Fernsehbildschirm. ,,Ach Jannis, so schwer ist das bei euch beiden doch echt nicht. Du stehst auf sie, sie steht auf dich, das sieht selbst Jascha und der ist Blind was Liebe angeht" 

,,Ich weiß, aber das ist halt echt nicht einfach zu sagen, wie läufts eigentlich bei dir, alles gut mit Kai?", mit einem frechen Grinsen schaute er mich an, während ich dem Blickduell standhielt. ,,Wieso, was soll mit ihm sein?" Ich stellte mich unwissend und wartete auf seine Reaktion. ,,Also ganz im Ernst, deine Blicke letztens beim Essen haben doch alles gesagt. Ich kenne dich Julian, bei Alex war es doch am Anfang auch so" 

,,Wag es ja noch Kai mit Alex zu vergleichen, Alex ist ein Arschloch", fuhr ich ihn scharf an, wobei Jannis sich erschreckte und etwas zusammenfuhr. Er schien zu überlegen, während ich meinen eigenen Gedanken nachging. Das Einzige was noch zu hören war, waren die leisen Stimmen aus den Boxen neben dem Fernseher. ,,Aber du magst ihn, oder?", fragte Jannis mich nun, als er scheinbar seine Sprache wiedergefunden hatte. Ich blickte ihn an und brachte nur ein leichtes Nicken zu Stande. Jannis nickte ebenfalls leicht und legte seinen Arm um mich. ,,Weiß er davon oder was genau ist das zwischen euch?"

,,Wenn ich das genau wüsste, dann wäre ich schon einen bedeutenden Schritt weiter als jetzt. Ich bin mir sicher, dass er auch was für mich fühlt, zumindest hat er meinen Kuss erwidert und", weiter kam ich nicht, denn Jannis sprang auf und sah mich mit einem geschockten, aber glücklichen Gesichtsausdruck an. ,,Ihr habt was getan und warum weiß ich davon nichts und wann..."

,,Komm runter Jannis, setz dich hin, ich hol kurz nen Bier, anders überstehe ich das Ganze hier nicht." Schnell setzte sich Jannis zurück auf die Couch. ,,Ich will und brauche auch eins", sagte er zu mir, was ich zur Kenntnis nahm und aus der Küche zwei Biere aus dem Kühlschrank holte. Zurück aufm Sofa nahm ich erstmal einen großen Schluck und begann zu sprechen: ,,Also erstmal, du unterbrichst mich nicht und kommentierst das Ganze auch nicht," stellte ich klar und fuhr fort. ,,Ich weiß auch nicht, eigentlich haben wir uns vom ersten Training an gut verstanden. Dann haben wir uns auch nach dem Training getroffen, immer mehr zusammen gemacht und ich hab relativ schnell gemerkt, dass er eigentlich genau mein Typ ist. Auch, wenn öffentlich nichts über meine sexuelle Orientierung und meine letzte Beziehung bekannt ist, hatte ich den Eindruck, als würde er trotzdem ähnlich denken wie ich. Dann kam das Trainingslager und dort kamen wir auf ein Zimmer und irgendwie haben wir uns dann halt geküsst, nachdem immer wieder Anspielungen auf unser Verhalten miteinander kamen." 

,,Und warum läuft dann da jetzt grade anscheinend nichts, Kai scheint doch echt nett zu sein?", unterbrach mich nun Jannis, weshalb ich genervt aufstöhnte. ,,Man Jannis, hab ich nicht gesagt, du sollst mich gefälligst nicht unterbrechen?" ,,Tut mir leid", entschuldigte er sich sofort und ich beschloss einfach weiter zu erzählen. ,, Ja und dann war das Trainingslager halt zu Ende und wir haben nicht mehr wirklich drüber gesprochen. Ich wollte wirklich mit ihm drüber reden, aber er hatte dann keine Zeit, war aber dann mit Sam unterwegs und dann bin ich halt etwas durchgedreht", gab ich offen zu und sah beschämt zur Seite. es musste sich ziemlich bescheuert anhören, als wäre ich besessen von ihm oder so. 

,,Es hat dich an Alex erinnert, oder?", fragte Jannis mich vorsichtig. ich bejahte seine Frage und nahm anschließend noch einen großen Schluck aus meiner Bierflasche. ,,ich weiß, dass es dumm ist. Ich weiß, dass Kai niemals das Gleiche wie er abziehen würde, aber ich werde dieses Gefühl einfach nicht los. Es ist, als würde mir eine Stimme im Kopf die ganze Zeit sagen, dass Kai genauso ist wie Alex, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ich meine Kai hat verstrubbelte braune Haare, ein süßes Lächeln und Augen, in welchen ich sofort versinken könnte, wenn sich mir die Chance dazu bieten würde. Er ist das genaue Gegenteil von Alex und trotzdem denke ich so. Und ich hasse mich dafür, weil er es nicht verdient hat mit so einem Arschloch verglichen zu werden." Eine einzelne Träne verließ mein rechtes Auge, woraufhin mich Jannis in eine brüderliche Umarmung zog, wo ich zu weinen begann. ,,Er hat das nicht verdient", sagte ich wie eine Mantra vor mir, während mir Jannis leicht über den Rücken strich. ,,Es ist okay", flüsterte mir Jannis ins Ohr und ich löste mich aus der Umarmung. ,,Ich hasse es, ich hasse es so sehr. Immer wenn es halbwegs gut läuft, denke ich wieder an ihn und zerstöre dadurch alles. Warum kann der Typ nicht einfach aus meinen Gedanken für immer verschwinden?" 

,,Jule, das braucht einfach ein bisschen Zeit. Alex war deine erste große Liebe, ihr wart verdammt lange zusammen, bevor das passierte. Natürlich nimmt dich das immer noch mit. ich hab aber auch das Gefühl, dass das mit Kai echt ernst werden könnte und wenn du jetzt über deinen Schatten springst, kannst du vielleicht auch längerfristig damit abschließen.", merkte er an, wo ich ihm nur zustimmen konnte. Es konnte ernst werden und das will ich auch, aber ich schaffe es einfach nicht. ,,Und jetzt zocken wir erstmal ne Runde, die niedergeschlagene Stimmung hier kann ja nicht ewig so bleiben. Er schaltete die Playstation an, reichte mir einen Controller und tatsächlich wurde meine Stimmung schon bald besser, meine Gedanken rückten in den Hintergrund und ich konzentrierte mich darauf, Jannis fertig zu machen. was zocken angeht ist er wirklich einer der größten Looser, den ich kenne. Gegen ihn zu verlieren wäre wirklich eine starke Kränkung meines Stolzes, da konnte und wollte ich auf gar keinen Fall zulassen.

Die Zeit schien förmlich zu fliegen und die Nacht tauchte die Umgebung in Dunkelheit, lediglich die Straßenlaternen spendeten etwas Licht und beleuchteten die nun leere Straße. Wir beschlossen die Playstation auszuschalten und gingen ins Bett. Vorher gab ich Jannis aber noch Bettwäsche, damit er das Gästebett beziehen konnte. Mit gemischten Gefühlen stellte ich meinen Wecker für morgen und ließ mich in die Kissen sinken. Ich war wirklich froh, dass ich mit Jannis geredet hatte. Ich bin froh, so tolle Brüder zu haben.

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Neues Update, ich hoffe euch allen geht es gut und euch hat das Kapitel gefallen.

Über Feedback, konstruktive Kritik und Votes freue ich mich natürlich wie immer sehr :)

Bis zum nächsten Kapitel, bleibt Gesund,

Eure Christina. Man liest sich.

Der talentierte Jugendspieler- Eine Bravertz FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt