♦ Kapitel 32

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Es ist leise und nach einer Zeit frage ich mich, ob Elix vielleicht das Zimmer verlassen hat, als der Stuhl plötzlich wieder knarzt. Ich kann direkt in seine moosgrünen Augen sehen, während er in meine Violetten starrt. Dann beginnen seine über mein Gesicht zu wandern, bis sie schließlich nach unten gerichtet hängen bleiben. Habe ich etwa Bartstoppel bekommen? Doch beginnt er sein Gesicht langsam auf meins zu bewegen, bis seine Stirn die meine berührt und ich merke, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. OHHH, ich spüre die Hitze! Aber dann schließt er seine Augen und ich spüre etwas Warmes und Weiches auf meinen Lippen, das mich sofort meine Freude über meinen wiederkehrenden Gefühlssinn vergessen lässt.

Mein Herz hämmert mir gegen die Brust. Dieses Gefühl... So etwas Ähnliches habe ich schon einmal gespürt, aber... aber... Bei meiner Ex! Aber es ist so viel stärker und es fühlt sich so viel anders an als bei ihr. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich meine, ich habe sie geliebt, vom ganzen Herzen, aber das? Obwohl ich glücklich mit ihr war, war da immer etwas, das mich zurückhielt. Deswegen habe ich sogar nur einmal mit ihr geschlafen - ok, zweimal, wir haben etwas getrunken und schon ein Glas alkoholhaltiges Getränk entspannt mich immer (Aber kein betrunkener Sex!).

Elix entfernt sich wieder von mir. Auf seinen Wangen hat sich eine leichte Röte ausgebreitet. Seine Augen werden groß, als er sieht, dass ihn meine Augen gefolgt sind.

"K... Kylian?" Dabei wird das Rot auf seinem Gesicht etwas dunkler, allerdings funkelt gleichzeitig Freude und Hoffnung in seinen Augen.

Meine Lippen zucken etwas und öffnen sich nur ein wenig. Einen Ton bekomme ich noch nicht heraus. Stattdessen verlässt eine Träne der Freude eines meiner Augen. In dem Moment schmeißt sich der Halbfuchs auf mich und nimmt mich in eine feste Umarmung.

"Kylian. Kylian. Kylian, es tut mir so leid. Hätte ich nur nicht-" Ein Schluchzen unterbricht seine Worte und seine Umarmung wird dafür noch etwas fester.

Ich lächele. Tag für Tag musste ich seit meiner Rettung in kummervolle Augen blicken. Es fühlt sich gut an, dass ich nur durch diese kleinen Bewegungen wieder Freude und Leben in ihnen sehen kann.

"E-", quetsche ich aus meinen Stimmbändern raus, aber zu meinem Frust werde ich ihm wohl noch nicht so schnell sagen können, dass er ein Idiot ist. 

Seine Umarmung lockert sich, allerdings bleibt er immer noch auf mir liegen und kurz darauf weiß ich auch, warum. Tränen bahnen sich ihren Weg aus seinen Augen und seine Wangen hinab. Rita, diese dumme Kuh, jetzt wird mir klar, was sie mir sagen wollte. Obwohl ich nicht so richtig weiß, was ich damit anfangen soll. 

Schnell dränge ich meine Unsicherheit zur Seite, als sich Elix wieder aufrichtet. Er wischt sich über die feuchten Wangen, bevor er sein Gesicht peinlich berührt mit seinen Händen verdeckt. Ich selbst spüre auch, wie mir die Wangen glühen, allerdings kann ich es noch nicht mit meinen Händen verstecken.

Er spreizt seine Finger, um auf mich hinab zu spähen. Dann senkt er seine Arme und lässt mich sein altbekanntes Grinsen wiedersehen. 

"Aww, habe ich Dornröschen etwa aus ihrem Schlaf geküsst?" Er lacht, als ich ihn daraufhin genervt ansehe. 

Ich seufze. Das ist so was von Elix, aber anscheinend bin ich ihm trotzdem verfallen. Ah Mist, es gefällt mir und es gefällt mir auch nicht. Ich meine, ich hasste ihn doch... irgendwie.

Tausend Fragen schießen durch meinen Kopf und keine von ihnen kann ich auch nur ansatzweise beantworten. Ist es überhaupt richtig, dass ich so fühle? Vielleicht ist es schlauer, wenn ich erst mal wieder gesund werde, bevor ich mir daran den Kopf zerbreche. Vielleicht ist es schlauer, wenn ich es einfach auf mich zukommen lasse. Vielleicht... Ahhh, ich mache mir jetzt doch immer mehr Gedanken darüber, denn... 

Ich schaue zu dem Halbfuchs, der mir immer noch sein breites Grinsen schenkt. Huh, was hat mich daran immer nur gestört? Wobei, seit wann stört es mich nicht mehr? War es immer schon so warm? 

Plötzlich schnipst er mir gegen die Stirn. "Worüber zerbrichst du dir deinen Kopf? Man hört die Zahnräder förmlich arbeiten."

Sanft streicht er mir über die Schläfe und meine Wange hinab und lässt seine Hand dort ruhen, während sich unsere Augen treffen und immer tiefer zu verschlingen scheinen. Doch da werden wir, wie aus einem Traum gerissen, als Rita ins Zimmer poltert.

"Elli, die hatten nicht mehr genug Kaffee für uns beide, also musst du mit Tee le-ben... Sag mir nicht, er ist... Kyli!", kreischt sie laut los und Elix schafft es gerade noch so, ihr die Becher aus der Hand zu schnappen, bevor sie sich auf mich wirft und in eine nicht weniger erstickende Umarmung nimmt, als es die von ihrem Cousin war.

Danach komme ich nicht mehr dazu, mir Gedanken über mir und Elix zu machen. Denn die folgenden Tage sind voll mit Trubel durch Krankenbesuche und kleinen Reha-Einheiten, um meinen Körper, der über so viele Tage nicht richtig bewegt wurde, wieder zu stärken. Und trotz des Namensmissbrauchs der beiden Alver-Füchse, merke ich, dass das Krankenhauspersonal am Tag meiner Entlassung mich wirklich gerne verabschiedet. Naja, man sollte nicht zu viel verlangen.

"Ich habe deine Wohnung etwas sauber gehalten, während du im Krankenhaus warst, also wirst du dir um Staub erst mal keine Gedanken machen und die nächsten Tage dich noch etwas erholen.", erzählt mir meine Mutter glücklich, während sie meine Tasche gefüllt mit meiner Wechselkleidung für den Krankenhausaufenthalt in Lolas Kofferraum quetscht und das Unglaubliche schafft und die Klappe tatsächlich schließt. Mütter leben wirklich nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht, selbst wenn Gewalt ins Spiel kommen muss.

Anschließend macht sie mir indirekt klar, dass sie für die besagten Erholungstage praktisch bei mir einziehen wird, während Elix uns zu meiner Wohnung fährt. Doch ich höre ihr irgendwann nicht mehr zu. Stattdessen schaue ich ihn aus dem Augenwinkel an. Leicht presse ich meine Lippen aufeinander. Seitdem ist nichts mehr passiert. Die Tage vergingen, als wäre dieser Kuss und die Zärtlichkeit nie geschehen. Sodass ich mich langsam frage, ob ich da nicht zu viel hineininterpretiert habe.

Habe ich Dornröschen etwa aus ihrem Schlaf geküsst?

Meinte... Meinte er es etwa ernst?

Er ist eigentlich ein eiskalter Bastard.

Meine Kehle schnürt sich zusammen und ich unterdrücke meine Tränen. 

Hallo ^^

Mensch, was war dieses Kapitel für eine schwere Geburt xD Ich bin wirklich in eine Blockade geraten, weil ich einfach keinen Plan hatte, wie es weiter gehen soll. Aber zum Glück habe ich da wieder ein paar Szenen im Kopf und auf die muss ich jetzt irgendwie hinarbeiten und dabei diesmal nicht den maskierten Bösewicht und seinen Partner vergessen ^^"

LG Soul_Guardian

Ein/Viertel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt