Apokalypse

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Es ist der 13. Januar 2027, 04:26 Uhr am Morgen. Schreie ertönten, immer wieder hörte man Polizeisirenen. Ein großes Chaos brach aus, welches die Welt für immer verändern würde...

Der 46-jährige Joel wurde in der Frühe aus seinem Schlaf gerissen. Er war ein alleinerziehender Vater, sein 16 Jahre alter Sohn Maurice war alles, was ihm in seinem Leben noch wichtig war. Dieser saß nun bei Joel am Bett, mit einem Blick, der voller Angst war.
„Dad, draußen ist irgendwas Schlimmes passiert. Überall rennen schreiende Menschen herum und die Army rückt an.“, flüstert Maurice seinem noch ziemlich müden und verwirrten Vater zu. Der war nun vom einen auf den anderen Moment hellwach. „Willst du mich verarschen??“ Joel sprang auf und rannte zum Fenster. „Warum sollte ich?“ Empört lief sein Sohn hinterher. Kopfschüttelnd und etwas verwirrt vom Chaos außerhalb des Hauses
ging Joel zum Fernseher und schaltete diesen an.

„[…] Passen Sie auf sich auf und versuchen Sie, so wenig Kontakt wie möglich mit den Infizierten aufzunehmen. Ärzte und Wissenschaftler können nicht genau sagen, woher das Virus kommt, aber es wird vermutet, dass es eine Art Gas ist, die von einem bestimmten Pilz
ausgestrahlt wird. Nehmen Sie bitte Gasmasken mit, falls Sie aus Ihren Häusern müssen. Soldaten sind-“

Joel schaltete den Fernseher aus. „Scheiße!“, fluchte er. Maurice wusste nicht mehr, ob das ganze hier vielleicht nur ein Traum war. Er nahm eine Wasserflasche von dem Nachttisch, drehte sie auf und schüttete sich das Wasser ins Gesicht. Joel nahm ihm die Flasche ab. „Was zur Hölle machst du da bitte!?“ Er ging aus dem Zimmer Richtung der Treppen. „Beweg deinen Hintern in den Keller. Wir sind hier nicht mehr lange sicher.“ Etwas benommen folgte Maurice ihm.

Im Keller angekommen schob er ein Regal beiseite. Dahinter kam eine Tür zum Vorschein, die Maurice noch nie gesehen hatte. „Komm mit.“ Joel öffnete diese. Maurice trat in den
Raum und ihm stockte der Atem. Bestimmt über 60 verschiedenste Waffen lagerten in diesem Zimmer. „Da rechts sind ein Paar Scharfschützengewehre, Jagdgewehre und Sturmgewehre. Da vorne sind die Pistolen und Revolver gelagert und hier links sind verschiedene Schrotflinten.“ Joel führte ihn im Raum herum. „Woah…“, machte Maurice.
„Woher hast du so viele Waffen?“ „Geklaut. Und manche auch selbst aufgerüstet. Aber das
sind noch nicht alle. Komm mal mit.“ Er ging einen engen Gang entlang, den sein Sohn vor lauter Waffen fast übersehen hätte. Dieser folgte ihm und sie kamen in einen weiteren
Raum.
„Was…?“ überrascht starrte Maurice auf den metallenen Halter für Bögen. „Ich weiß, wie gut du Bogenschießen kannst. Eigentlich wollte ich dir die schenken, wenn du 18 wirst,
aber glaub mir, du wirst sie jetzt schon brauchen.“ Joel ging zum Bogenhalter und nahm einen der drei Bögen heraus. „Hier, nimm den. Ich habe ein bisschen an ihm gearbeitet. Er ist nicht nur relativ leicht, sondern auch verdammt stark.“ Er drückte Maurice den Bogen in die Hand. „Wow… danke!“, lächelte Maurice. „Und jetzt komm, wir brauchen noch ein paar andere Waffen.

Als die zwei ihre restlichen Waffen ausgewählt hatten, gingen sie zurück in den richtigen Keller und schlossen die Tür zum Waffenlager. Ein plötzliches Klirren riss sie beide aus ihren Gedanken.
„Was war das?“, flüsterte Maurice erschrocken. „Halt den Mund und folge mir leise!“, antwortete Joel angespannt und ging lautlos die Treppen hoch.
Oben lief ihr Nachbar
wie verrückt herum und durchsuchte alle Ecken des Erdgeschosses. Joel schlich sich von hinten an ihn heran, sprang auf, hielt mit seiner Hand sein verwestes Kinn nach hinten und
schnitt ihm mit seinem Messer die Kehle durch.
„Dad, was hast du getan!?“, schrie Maurice, der diesen Nachbar gerne mochte und rannte zu Joel. „Hast du mal sein Gesicht gesehen?“, fragte dieser. Sein Sohn schüttelte den Kopf. „Er war infiziert.“ „Oh… tut mir leid, dass ich so geschrien habe.“ Maurice senkte den Kopf. „Ist ja okay…“ Joel legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen jetzt los. Ich will aus dieser verdammten Stadt raus, bevor es zu spät ist.“ Mit diesen Worten lief er zur Terassentür.
Maurice hielt kurz inne, schnappte sich noch schnell ein Bild von einer der Kommoden und rannte dann seinem Vater hinterher.

Außerhalb der Stadt hielten sie an und konnten endlich wieder kurz durchatmen.
In den letzten Stunden sind sie auf so viele Infizierte getroffen, Menschen, denen man keinen größeren Gefallen tun kann, als sie zu erlösen. Sie mussten einfach weg von hier. Weg von dort, wo es früher oder später nichts mehr gibt als den Tod.
„Komm mit. Wenn wir durch den Wald dort gehen sind wir in spätestens zwei Stunden in der nächsten Stadt.“
Joel wollte gerade loslaufen, als Maurice ihn zurückhält. „Warte. Schau mal dort, ein Stützpunkt der
Army. Scheint leer zu sein. Vielleicht finden wir dort Nahrung, Medizin oder so.“ Joel sah sich das Gebäude genau an. Die Luft war rein, also rannten beide zum Eingang.
Innen gab es nicht viel, aber es lagen tatsächlich ein paar Verbände und etwas Munition herum. Auch Proteinriegel gab es. „Dad, schau mal.“ Joel drehte sich zu Maurice um, welcher eine olivfarbene Uniform und eine schusssichere Weste in der Hand hielt. „Für dich.“ Er reichte seinem Vater die Kleidung. „Nein, zieh du das an.“ Joel trat einen Schritt zurück. „Ich würde da doppelt reinpassen, zieh das jetzt einfach an.“ Maurice drückte ihm die Sachen in die Hand und verließ den Raum, bevor Joel weiter protestieren konnte.

Einige Stunden Waldwanderung später, erreichten sie endlich die nächste Stadt.
Sie schauten sich überall genau um und fanden noch einige nützliche Dinge. In einem Haus gab es eine Landkarte.
Joel und Maurice besprachen ihren Plan „Okay, wir müssen nur noch die paar Stunden Richtung Nord-Ost laufen und dann sind wir bei dem Hafen.“ Joel tippte auf einen Punkt der Karte. „Dort angekommen nehmen wir ein Boot und weg sind wir.“ „Und wohin wollen wir?“ „Irland. Von dort aus können wir nach England.“ „Mit einem Boot über den kompletten Atlantik??“, fragte Maurice erschrocken. „Hauptsache wir bleiben nicht hier.“ „Denkst du nicht, dass noch andere auf die Idee kommen?“ „So viele leben nicht mehr.“, antwortete Joel trocken. „Und was ist mit der Army?? Die bringen alle um, die sie
kriegen, damit sich das Virus nicht ausbreitet.“ „Dann müssen wir halt schlauer sein als sie… Jetzt komm, wir müssen uns beeilen.“ So sah der Plan also aus.

„Maurice, schieß mit dem Bogen. Das hört man nicht.“ In der nächsten Stadt trafen Joel und Maurice auf eine Gruppe von nicht-infizierten, die andere Flüchtige ausraubten und
umbrachten. Die beiden waren auf ein paar dieser Gruppenmitglieder getroffen und mussten diese loswerden, bevor noch etwas schlimmeres passierte. Leider wurden Vater und Sohn entdeckt und es kam zu einer Schießerei.
„Das ist der letzte!“, rief Maurice und schoss einen Pfeil ab. „Volltreffer!“, grinste er.
Joel warf ihm einen Verband zu. „Hier, für deinen Arm.“ „Danke.“ Maurice wurde am Arm von einer Kugel getroffen, aber da es nur ein Streifschuss war, ging es ihm recht gut. „Ist bei dir alles okay?“, fragte er Joel. „Ja, alles gut. Hör zu, wir müssen jetzt echt verschwinden, sonst-“
In diesem Moment ertönte ein Schuss. Joel fuhr herum, doch er konnte nichts erkennen.
„Scheiße.“, keuchte Maurice. Joel sah erschrocken zu seinem Sohn und riss die Augen auf. Aus Maurices Bauch strömte Blut. „Pass auf, dort auf dem Gebäude ist ein Scharfschütze.“, flüsterte dieser, bevor er in sich
zusammenbrach.
Joel zog ihn vorsichtig hinter eine Hauswand, wo er ihm einen Verband umband, um die Blutung zu stoppen. „Hey, du darfst nicht einschlafen, hörst du?? Bitte bleib wach!“ „Dad, es ist zu spät… Ich werde es nicht schaffen.“
Maurice holte etwas aus seinem Rucksack, der neben ihm lag. „Hier, nimm das.“ Er drückte Joel ein Bild in die Hand, auf dem Joel, Maurice und eine Frau zu sehen waren. „Woher hast du das?“ Joel riss die Augen auf.
„Von Zuhause. Du musst jetzt los. Du hast noch eine Chance hier weg zu kommen. Mom und ich werden immer bei dir sein.“ Maurice lächelte und schloss die Augen.
„NEIN!“ schrie Joel, brach in Tränen aus und brach zusammen. „Wofür lohnt es sich noch, zu leben?“, dachte er und lehnte sich gegen die Hauswand.
Er blickte auf seine schon längst kaputte Uhr, die ihm sein Sohn zum 43. Geburtstag geschenkt hatte.
Dann kamen ihm Maurices Worte wieder in den Kopf. Sein Sohn hatte immer an ihn geglaubt. Genauso wie seine Frau, die schon vor einigen Jahren an Krebs gestorben war.
„Ich muss es schaffen, für meine Familie.“ Joel richtete sich auf und rannte los. Jetzt war ihm alles egal, hauptsache er schaffte es lebend
hier raus.

Trotz einigen Komplikationen saß Joel endlich in einem großen Boot mitten auf dem Atlantik.
Sein Ziel: Irland.
Er schaute in den Sonnenuntergang, der sich in der wunderschönen, glatten See spiegelte.
Für einen kurzen Moment glaubte er, im Augenwinkel seine Frau und Maurice zu sehen, die ihn glücklich ansahen, aber als er hinguckte, war niemand da.
Joel schien zwar traurig zu sein, aber er hatte Maurices letzten Wunsch erfüllt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 05, 2021 ⏰

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