Oikawa
Ich stürmte aus der überfüllten U-Bahn, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Das letzte was ich jetzt gebrauchen könnte, wäre das mich jemand erkennt. Ich sprintete die Treppen der Station nach oben und lief die letzten hundert Meter zu meinem Apartment so schnell wie nie zuvor.
Schon im Aufzug konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und betete still, dass niemand sonst einsteigen würde.Als ich in der fünfzehnte Etage ankam lief ich direkt zu meinem Apartment hinüber und kramte meinen Schlüssel aus meiner Tasche. Mit zittrigen Fingern öffnete ich die Tür. Meine Sicht war verschwommen und ich traf fast das Schlüsselloch nicht, aber als sich die Tür mit einem leisen Klicken öffnete, stürmte ich hinein und warf sie achtlos wieder zu. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen sie und rutschte verzweifelt nach unten. Ein lautes Schluchzen entfuhr mir und ich konnte mich einfach nicht beruhigen.
Die Tränen liefen immer weiter über meine Wange und ich dachte zurück an das heutige Spiel. In ganzer Linie versagt. Es war ein wichtiges Spiel und sie hatten auf mich gezählt, aber ich hatte versagt. Ich hab nicht einen einzigen Ball vernünftig zugespielt, war ständig abgelenkt und unkonzentriert. Wir hatten verloren. Wegen mir.
Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als auf das Bild was ich kurz vor dem Spiel gesehen habe.Normalerweise sah ich nicht auf mein Handy vor Spielen aus Angst, dass genau so etwas passiert, aber ich konnte nicht anders. Seit ich in Argentinien bin hatte ich nichts von Hajime gehört. Er schrieb mir nicht und rief nie zurück wenn ich ihn anrief. Ich hatte ihm einen Brief geschickt kurz bevor ich abgereist bin und gehofft er würde noch vor meiner Abreise bei ihm ankommen. Ich wollte es ihm persönlich sagen, aber war zu feige. Hatte Angst, dass er genau das tat, was er jetzt tut.
Er hatte mich aus seinem Leben gestrichen und so konnte ich mich wenigsten von ihm verbschieden. Das Bild was er heute gepostet hatte zeigte ihn und eine junge Frau. Sie war wirklich hübsch. Sie hatte dunkelbraunes langes Haar, strahlende Augen und ein ehrliches Lächeln. Auch er hatte leicht gelächelt und sie angesehen als wäre sie das wertvollste der Welt. Genauso wollte ich immer von ihm angesehen werden, aber jetzt ist das alles Vergangenheit.
Unter Tränen zog ich mein Handy aus meiner Tasche und entsperrte es. Sofort sah ich wieder das Bild, da ich es vorhin unter Schock einfach nur gesperrt hatte. Ein leises Schluchzen entfuhr mir erneut. Ich wollte endlich vom kalten Boden aufstehen, aber es ging nicht.
Wie aus Gewohnheit ging ich auf meine Kontakte und suchte Iwaizumis Namen zwischen den vielen anderen. Früher hatte ich ihn immer angerufen wenn es mir schlecht ging, aber jetzt sprachen wir schon seit acht Monaten nicht mehr miteinander.Mein Finger drückte wie automatisch auf den Hören und ich realisierte es erst so richtig als ich das Tuten hörte. Erschrocken wollte ich schon wieder auflegen, aber er würde wahrscheinlich sowieso nicht rangehen. Was wollte ich ihm überhaupt sagen?
Das Tuten verstummte, aber wie erwartet war auf der anderen Seite nichts zu hören. Trotzdem fing ich an zu reden."Hey."
Meine Stimme war brüchig und kratzig. Ich stockte kurz. Was mache ich hier überhaupt? Ich habe kein Recht dazu traurig oder sogar eifersüchtig zu sein.
"Ich weiß, ich bin wahrscheinlich die letzte Person von der du gerade hören willst."
Warum spreche ich weiter? Das ist so erbärmlich Tooru.
"Und ich versteh das."
Hör endlich auf zu reden. Du kannst nicht für immer an jemandem festhalten, der gar nichts mehr mit dir zu tun haben möchte. Ich schluchze erneut. Scheiße. Was mach ich nur mit meinem Leben?
"Ähm.. Ich vermisse dich."
Wow wie armselig. Er ist doch nicht deine Mutter. Leg endlich dein Telefon weg. Du machst es nur noch schlimmer.
"Sehr."
Zum Glück hört er das nicht, sonst würde er wahrscheinlich denken ich wäre verrückt geworden. Das ist so peinlich. Mit einem ächzen stehe ich auf und lieb hinüber ins Wohnzimmer. Ich ließ mich auf die Couch fallen und betrachte die Bilder an der Wand, das Handy immer noch am Ohr.
"Und.."
Was bringt mir das ganze? Warum kann ich nicht damit aufhören? Er wird sowieso nie wieder mit mir reden. Er hasst mich wahrscheinlich und hat mich längst vergessen. Wenn er mich überhaupt je gemocht hat.
"Ich kann nicht aufhören an dich zu denken."
Frustriert schloss ich meine Augen. Ich dachte an all die vielen Erinnerungen, die wir beide teilten und es flossen immer mehr Tränen über meine Wange. Es stimmte, es verging kein Tag hier an dem ich nicht an ihn gedacht habe.
"Ich glaub ich wollte nur anrufen, um zu gucken ob es dir gut geht."
Ich lachte verbittert auf. Offensichtlich ging es ihm gut. Er sah so glücklich aus.
"Mir geht es nicht gut."
Oh nein Tooru. Du bist so eine Heulsuse. Versink bloß in deinem Selbstmitleid. Du siehst ja was dabei rauskommt. Die Tränen flossen weiter meine nun schon geröteten Wangen hinunter.
"Es ist so schwer ohne dich zu leben."
Oh ja, das ist es. Es ist schwer ohne die Person zu leben, die man über alles liebt. Ich habe niemanden mehr der mich vor mir selber rettet.
"Ich bin froh, dass du wieder lächelst."
Sein Lächeln zu sehen war immer etwas ganz besonderes für mich und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen, aber er lächelte damals nur sehr selten. Hoffentlich tut er es jetzt öfter, damit seine Freundin es bewundern konnte.
"Es steht dir."
Alles stand ihm. Selbst sein mürrischer Blick wenn ich ihm mal wieder auf die Nerven gegangen bin sah so unglaublich gut an ihm aus. Er sah einfach immer atemberaubend aus. Ein kleines trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen. Die Tränen liefen trotzdem pausenlos über meine Wangen.
"Du bist wunderschön."
Fuck. Das wollte ich gar nicht sagen, aber wen stört es denn. Ich sprach immerhin eher mit mir selber. Langsam sollte ich echt damit aufhören.
"Ähm.. "
Es reicht Tooru. Hör endlich auf. Du musst endlich aufgeben und ihn loslassen. Es ist vorbei.
"Ich bin immer für dich da wenn du mich brauchst."
Er braucht dich nicht mehr. Er hat jemand besseres gefunden. Er verdient jemand besseren. Ich habe ihn nur zurückgehalten. Ihn von seinen Träumen abgehalten.
"Das weißt du."
Ja, das weiß er und trotzdem wird er sich nicht mehr bei mir melden. Ich werde nicht mehr anrufen. Er soll glücklich werden und das kann er nicht wenn ich ihn dauernd davon abhalte.
"Ich liebe dich."
Mit einem leisen Schluchzen sagte ich die letzten Worte gegen mein Handy.
"Tooru.."
Tiktokaudio von nightdrivetherapy
Erster Teil von zwei.
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Anime Oneshots
FanfictionHi, ich schreibe hier ein paar Oneshots zu Headcanons, die ich auf Tiktok gesehen habe. Es werden wahrscheinlich größtenteils Haikyuu Oneshots. Wünsche können gerne in die Kommentare geschrieben werden. +18 Kapitel werden am Anfang gekennzeichnet...