Ahsoka
Bail kam, als ein Dienstmädchen den Tee in einer bauchigen Kanne heranbrachte. Er wirkte zwar wie ihr Gebieter, war aber freundlich zu ihr und schickte sie danach in den Feierabend. Das Dienstmädchen buckelte deutlich vor ihm, was er mit einem freundlichen Nicken beendete. Ich hätte soetwas nie gewollt; ein Dienstmädchen, das vor mir buckelte... niemals, das hätte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können. Anakin damals hätte das auch nie gewollt. Vielleicht weil er einmal selbst ein Sklave gewesen war.
Aber das war damals. Jetzt wollte er, dass man vor ihm buckelte. Und dabei war er doch selbst ein Sklave des Imperiums.
"Ich möchte, dass ihr dem alten Ben einen Besuch abstattet", sagte Bail freundlich. Er streckte die Hand nach der Teekanne aus und zog sie zu sich heran. Jetzt erst fiel mir auf, dass zu den Tassen zwei Teekannen auf dem Tisch standen. Kurz wunderte ich mich, darüber, doch als ich sah, wie Bail den Schnabel der bauchigen Kanne umklammerte, hatte ich eine Ahnung, was wirklich darin war.
"Ihr müsst ihm einfach ein wenig dieses unglaublich guten Tees servieren", fuhr er fort. Lux war ein wenig langsamer als ich. "Und wenn ihr Zucker hinzufügt, schmeckt er besonders gut."
Jetzt machte es 'klick' im Gesicht meines Mannes. "Wo bekommen wir den her? Oder gibt's den an jeder Ecke?"
Bail schmunzelte. Er tauschte mit Breha einen Blick und nickte ihr zu.
"Den Zucker habt ihr schon", sagte sie lächelnd.
Um das aufzuklären: in der Teekanne waren mit Sicherheit Informationen zum aktuellen Geschehen. Was genau konnte ich nicht sagen. Dazu hätte ich sie mir ansehen müssen. Und der Zucker war der persönliche Aktivierungscode, den wir letztes Mal schon benutzt hatten. Dieses Mal sollte er die Nachricht ebenfalls lesbar machen. Und damit war auch unsere Aufgabe klar.
Leia mischte sich in das Gespräch ein. "Ich dachte, dass Ben diesen... Tee schon einmal probiert hat."
Bail wandte ihr das Gesicht zu und schüttelte nur den Kopf. Leia versenkte den Blick in ihrer Tasse und schürzte stirnrunzelnd die Lippen. Mit einem Mal spürte ich ein Kribbeln durch meinen Körper flitzen und automatisch setzte der Herzschlag einen Augenblick aus. Ich schnappte unauffällig nach Luft und schloss die Augen, um die Szene in meinem Kopf fest zu halten...
... der Geruch in der Kantine ist nah an der Widerwärtigkeitsgrenze. Ich glaube, die machen das gelegentlich mit Absicht, damit wir bei Laune bleiben, wenn es ansonsten nur Essen gibt, das knapp über der Gürtellinie gekocht wurde. Aber wir müssen sparen und das weiß ich. Schließlich ist Krieg.
"Hm.. findet ihr nicht, wir sollten uns zusammenraffen? Die Nord- und Westseite?", fragt die vertrauteste aller Stimmen im Krieg. "Wir hätten mehr Schlagkraft, um die Hauptstadttore einzunehmen."
Ein Jedi in seinen besten Jahren, dessen weiße Tunika nur wenig angesengt ist, wovon der Schmutz in Gesicht und dem orangefarbenen Bart ablenkt, spricht mit ruhiger bestimmter Tonlage, als hätte er solche Situationen schon zu oft erlebt.
"Wenn wir sie von den Enden abziehen, ist das Risiko für einen Angriff in unseren ungedeckten Hintern viel zu hoch, um eingegangen zu werden, Anakin."
Der Genannte hebt eine Braue in seinem arroganten Gesicht und schluckt den gräulichen Brei auf seinem Löffel hinunter. "Wollen wir noch ewig so hier ausharren, oder wie hattet ihr gedacht, Meister Obi-Wan?!" Sein Blick schnellt zu mir und mustert kurz meine eigene Kleidung, die nicht weniger Flecken hat als seine schwarze, nur da fallen sie nicht auf. "Wir schaffen das nicht mehr lang. Die Männer sind erschöpft."
"Deshalb werden wir warten", antwortet der Weiße. "Die Ablösung kommt und wird es beenden."
Anakin zieht die Brauen zusammen. "Aber-"
"Kein Aber!", sagt Obi-Wan streng, bevor er richtig widersprechen kann. "Wir werden hier warten. Die Männer sind erschöpft. Wie du sagtest."
Anakin Skywalker schweigt und blickt auf seinen Teller hinunter immer noch stirnrunzelnd und nun zähneknirschend. Sein Meister hat Recht. Und das Risiko ist es nicht wert. Dieses Mal gibt er nach...
"Shila... Shila!", rief mein Mann und sein Gesicht tauchte in meinem leeren Blick auf.
"Ja", antwortete ich sofort, noch bevor ich wirklich wieder wach war. Mein Blick glitt über Leia. Jetzt sah ich Gespenster, wo keine waren. In ihr Anakin zu sehen war nicht abwegig, aber - nein!
"Dann brechen wir auf." Lux erhob sich. Ich folgte seiner Bewegung mit den Augen und stierte wohl ein wenig zu sehr in die Leere. Leia musterte mich skeptisch, als wüsste sie, was ich gerade gesehen hatte.
Dann war der seltsame Moment vorbei und die Zeit lief wieder normal.
Ich hätte aufhören sollen, zu warten. Zu hoffen. Das hätte mir das ganze Gegrübel erspart. Aber ich konnte das nicht. Ich war die falsche Person, um jemanden aufzugeben, der einmal wichtig war. Und mal davon abgesehen; vor Gedankenflashbacks wäre ich auch dann nicht sicher gewesen.
Lux griff nach meiner Hand und zog mich mit sich. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, der ihm mitteilen sollte, dass er nicht fragen brauchte, und atmete kurz durch. Die Vision war nichts. Nur eine Erinnerung. Das redete ich mir zumindest ein, und es gab keinen Grund, der dagegen sprach.
Bail drückte uns zum Abschied die Hand. "Viel Glück, ihr zwei."
Breha und Leia begleiteten uns durch das Haus nach draußen, während Bail über einen kleinen Gartenweg in die andere Richtung verschwand.
"Und bestellt Grüße", meinte Breha zum Abschied.
Lux nickte höflich. "Natürlich."
Wir standen an der Rampe, die in unser Schiff führte. Für die nächste Reise war ich mehr als bereit. Ich hatte absolut gar keine Lust, über all das Warten nachzudenken und brauchte unbedingt Ablenkung. Da kam das hier gerade recht.
"Ist das... ein G9-Auslegerfrachter?", fragte Leia interessiert. Ihre Augen waren groß und ich war mir sehr sicher, dass die Frage tiefer reichte als nur die Seriennummer unseres Prachtstücks.
"Das ist der G9-Frachter", entgegnete ich stolz. Ja, das war er tatsächlich. Ein Haufen fliegender Schrott, den ich wieder zusammengesetzt hatte, nachdem Anakin sich davon getrennt hatte. Aber dieses Schiff hatte schon so viele Abstürze und Missionen unter Beschuss überlebt, dass ich mich darin sicherer fühlte als in jedem Sternenkreuzer. Nicht, dass ich mich in einem Sternenkreuzer je sicher gefühlt hatte, immerhin wurde ich darin von der Besatzung gejagt, aber der Unterschied von der 'Twilight' zu einem riesigen Kreuzer, war der eines Pappkartons zu einer Burg.
Und doch... in ihrem jetzigen Zustand war unser Frachter sicherer als alles andere. Vor allem aber war er unser Zuhause.
Lux stieß mich an. "Komm, wir sollten Ben nicht warten lassen", meinte er und stieg höher. Ich nickte, dann winkte ich Breha und Leia zu.
"Guten Flug", rief Leia uns hinterher und Lux tippte sich gegen die Schläfe, um ganz lässig zu salutieren.
Schließlich und letztendlich verließen wir den Orbit von Alderaan in einem eleganten Kleid und einem alten Ausgehmantel. Als die Sterne zu streifen wurden und ich den Computer seine automatische Arbeit machen lassen konnte, verzog ich mich nach hinten, um mich umzuziehen. Rein körperlich konnte ich mich nicht beschweren, ich hatte schon mal viel schlimmer ausgesehen... nein, um ehrlich zu sein war ich ziemlich heil. Nur in meinem Kopf kreisten zu viele Gedanken um diese blöde Situation, da hatte ich schon Besseres erlebt. Um Welten besser.
Aber so war das wohl, wenn man den besten Freund an die Feinde, die dunkle Seite - oder auch das Imperium genannt - verlor; man stellt infrage, ob es überhaupt noch Treue gab, Freundschaft, oder Loyalität.
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Star Wars - Kampf der letzten Hoffnung
FanfictionAhsoka Tano und Lux Bonteri leben noch. Starkiller, der, der alle überlebenden Jedi im Namen Vaders töten sollte, hat Ahsoka nicht erwischt. Der Verrat ihres Freundes hat sie getroffen, wie alle, die ihm nahestanden, aber das hält sie nicht davon ab...