Momente vergehen, doch Erinnerungen bleiben.
Rose
"Schau mal Rose, wir haben neue Nachbarn!" Meine Mutter zeigt auf das Haus rechts neben uns.
"Lass uns mal rüber gehen und hallo sagen." fügt sie strahlend hinzu. Mit wackeligen Beinen und meiner Mutter an der Hand laufen wir langsam zu den neuen Nachbarn rüber.
"Willkommen in der Nachbarschaft!" begrüßt sie einen Mann welcher einen kleinen Jungen in meinem Alter im Arm trägt.
"Ich bin Claudia und das ist meine Tochter Rose." sie fährt mir mit einer Hand durch die Haare während sie ihre andere Hand dem Mann zur Begrüßung hinhält.
"Francesco." freundlich schütteln sie sich die Hände.
"Wie heißt du?" frage ich dann den Jungen in seinem Arm, dieser aber Antwortet nicht weshalb ich bockig zu Bonden blicke.
"Er ist schüchtern." lacht Francesco.
"Brian. Er heißt Brian." fügt er nach einiger Zeit hinzu woraufhin ich anfange zu lachen.
"Hört sich an wie Brei."
"Du bist gemein!" schreit Brian auf einmal und ich verstumme.
"Wir sollten dann mal wieder rein gehen. Meine Frau braucht sicherlich meine Hilfe. War nett euch kennenzulernen." Francesco hebt verabschiedend die Hand. Keine Minute später hatte er uns schon den Rücken zugedreht und ich sah zu, wie meine Mutter ihm skeptisch hinterher schaute.
"Mag Brian mich nicht?" frage ich meine Mutter mit einer traurigen Miene. Hastig schüttelt sie den Kopf.
"Wie kann man dich nicht mögen?" lächelt sie.
"Ich mag ihn." lächle ich geheimnisvoll.
"Lass uns wieder rein gehen." lacht sie während ich immer noch auf das Nachbarshaus blicke.
Ich mag ihn.
Augenblicklich schieße ich die Augen auf. Was zur...?
Verwirrt reibe ich mir mehrfach über die Augen. Es kann doch nicht sein, dass mich die Erinnerungen selbst in meinen Träumen verfolgen. Wie kann es überhaupt möglich sein, dass ein Traum der Realität gleichen kann? Das was ich geträumt hatte, ist die Wirklichkeit. Es ist die erste Begegnung mit Brian gewesen. Damals, als sie neu eingezogen waren. Schon dort, war ich es, die ihn von Anfang an mochte. Ich mit meinen Fünf Jahren konnte doch nicht wissen, was sich daraus entwickeln würde.
Gähnend strecke ich mich aus. Wo bin ich eigentlich?
Keine Vier Meter vor mir steht ein großer flachbildschirm auf dem sich gerade eine weitere Folge Prison Break abspielt. Verwirrt schaue ich neben mich und erschrecke, als ich Brian neben mir liegen sehe. Mit fest geschlossenen Augen und einem ruhigen Atem habe ich nur noch ein halb so großes Verlangen, ihn zu erwürgen. Trotzdem widert es mich an, dass ich mit ihm in einem Bett liege. Das schlimmste daran: Ich könnte schwören, dass ich in meinem Zimmer eingeschlafen bin.
Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, zeigte er mir das ganze Haus, von unten bis oben. Später durfte ich sogar selbst etwas kochen und er hatte keinerlei Probleme damit, dass ich einfach aus dem Haus spaziert bin, um spazieren zu gehen. Ich bin mir nicht sicher, ob Brian hier Kameras aufgestellt hat und mich deswegen frei und unbeaufsichtigt herumlaufen lässt, oder ob er mir wirklich vertraut. Ich weiß, dass ich Hilfe hätte holen können, als ich draußen war, jedoch weiß ich nicht, ob er mich nur testet. Ob er nur wissen will, ob ich ihm wirklich helfen möchte. Was ich natürlich nicht will. Der Tag ging im Vollen und ganzen schneller als gedacht vorbei. Hin und wieder sprachen wir miteinander, doch die meiste Zeit sahs er seinem Büro und arbeitete an irgendwas. Mit Rebecca durfte ich nicht mehr sprechen, doch ich entschloss, daraus keine große Sache zu machen. Ich werde sie hier raus holen und darauf muss ich mich konzentrieren.
Vorsichtig steige ich aus dem Bett und verlasse auf Zehnspitzen gehend, das Zimmer. Die Uhr an der Wand des viel zu langen Flures verrät mir, dass wir gerade erst 02:00Uhr Nachts haben, weshalb ich müde ausatme. Als mir Brian vorhin das Haus gezeigt hatte, zeigte er mir auch die Waffenkammer, die ich mir besonders gut gemerkt hatte. Natürlich ist mir bewusst, dass sie abgeschlossen ist, doch zu meinem Glück habe ich immer eine Haarnadel parat.
Langsam schleiche ich den Gang entlang zur Tür hinter der sich hunderte von Waffen befinden. Warum braucht man so viele Waffen...?
Mit zitternden Fingern versuche ich die Tür mithilfe der Haarnadel zu öffnen, doch merke schnell, dass es rein gar nichts bringt.
"Scheiß Action-Filme." fluche ich leise vor mich hin.
"Was machst du da?" Brians dunkle Stimme ertönt hinter mir und mein Herz setzt für einen kurzen Moment aus. Scheiße!
Sofort halte verstecke ich die Nadel hinter meinem Rücken und sehe ihn durch die Dunkelheit hindurch an.
"Rose?"
Mein Atem verschnellert sich und auf meiner Stirn bilden sich mehrere Schweißtropfen.
"Ich habe...das Bad gesucht." Das war die schlechteste Lüge, die ich jemals gesagt hatte.
"Das Bad?" Unglaubwürdig hebt er die Augenbraue. Jetzt steht er direkt vor mir.
"Oke, nein." gebe ich nach woraufhin er Triumphierend grinst. Wenn mir sowas bei Dylan passiert wäre...
"Ich will lernen, wie man mit Waffen umgeht." füge ich hinzu. So ganz falsch ist es ja nicht.
"Und deswegen schleichst du Nachts hier rum und versuchst, diese Tür zu öffnen? Bist du dir sicher, dass du mich nicht umbringen wolltest?" Er ist mir so nah, dass es mir schon fast zu nah ist.
"Habe ich einen Grund dazu?" lächle ich fälschlich. Als er jedoch mit seiner Hand durch mein Haar fährt, vergeht mir das lächeln.
"Ich habe jeden Tag an dich gedacht." sagt er nun und sofort versuche ich, seinem Blick auszuweichen. Ich auch.
"Es tut mir Leid." sage ich ehrlich, denn es tut mir wirklich Leid. Selbst wenn ich sein neues Ich abscheulich finde, tut es mir leid, dass ich einfach gegangen bin.
Mit jedem Atemzug den ich mache, habe ich das Gefühl, dass er mir immer näher kommt.
"Weißt du noch, als wir zum ersten mal mit einander geschlafen hatten, nur wie wir wissen wollten, wie es sich anfühlt?" lacht er gegen meine Lippen und sofort schießen mir die Bilder von früher in den Kopf. Wie könnte ich das vergessen.
Wir waren erst 16 und so gut wie die einzigen, die noch nie mit jemandem geschlafen hatten. Mich hatte das nie sonderlich gestört, doch Brian hatte mich dazu überredet, mit im zu schlafen. Einfach so. Natürlich sagte ich zu, jedoch nicht, weil ich wissen wollte wie es ist. Ich wollte es mit ihm und keinem anderen haben. Als eine gute Idee würde ich das jedoch nicht bezeichnen, denn danach fühle ich mich nur noch mehr zu ihm hingezogen.
"Ich glaube ich so...." Durch seine rauen Lippen die noch immer nach Erdnussbutter schmeckten, werde ich unterbrochen. Kurz lasse ich es zu und erwidere den Kuss, doch sobald ich meine Augen wieder öffne, sehe ich nicht ihn, sondern Dylan vor mir.
"Hör auf!" Reflexartig drücke ich ihn von mir weg und versuche die Grünen Augen aus meinem Gedächtnis zu löschen.
"Es ist wegen ihm, hab ich Recht?" In seinen Augen liegt eine leere, welche einem tiefen schwarzem Loch gleicht.
"Wusste ich es doch." fügt er nach einiger Zeit bitter hinzu. Aufgefolgen.
"Du willst mir gar nicht helfen..."
"Doch!" werfe ich rein doch es ist zu spät. Er hat es gemerkt.
"Man kann einen Menschen nicht einfach von heute auf morgen vergessen!" versuche ich mmich selbst aus der Situation zu retten.
"So wie du mich ansiehst, glaube ich nicht, dass dir das schwer fällt." knurrt er.
"Ich habe Jahre gebraucht, um über dich hinweg zu kommen!" schreie ich. Genervt rollt er mit den Augen.
"Ich sag doch, du bist genau wie deine Mutter!" Wütend greift er in meine Haare um mich dann mit sich zu zerren.
"Lass mich los!" zische ich schmerzerfüllt.
"Ich wollte es auf die nette Art. Alles was jetzt folgen wird, ist allein deine Schuld." Mit voller Kraft wirft er mich in das Zimmer in dem wir beide geschlafen hatten und verschließt die Tür hinter sich.
"Brian, hör auf damit!" Tränen fließen aus meinen Augen.
"Ich möchte das wirklich versuchen!" flüstere ich und bin erstaunt über mich selbst, dass ich ihm wirklich die Wahrheit sagen will.
"Ja, ich glaube dir nicht, dass Dylan so ein grauenhafter Mensch ist. Und ja, ich habe Angst davor, dass du mich oder Rebecca umbringst..." ich lege eine kurze Verschnaufpause ein.
"Verdammt, du bist mir trotz all dem irgendwo noch unglaublich wichtig!"
"Und das soll ich dir glauben?" er lacht spöttisch auf.
"Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?" frage ich und er schüttelt den Kopf.
"Ich habe davon geträumt. Ihr seid neu eingezogen und als ich dich nach deinem Namen gefragt hatte, hast du mich einfach ignoriert. Dann machte ich einen Witz über deinen Namen und du nanntest mich gemein, weißt du noch?"
"Ja." stumm sieht er mich an.
"Seid dem Tag an, mochte ich dich. Ich wusste, dass du mich womöglich nicht ausstehen konntest und doch freute ich mich jedes mal, wenn ich an deinem Haus vorbeigegangen bin und dich gesehen hatte."
"Wir waren Fünf, Rose."
"Daran hat sich nichts geändert. Du kannst so grauenhaft sein wie du willst, ich werde dich immer mögen." flüstere ich und sehe zu, wie sein Blick weicher wird.
"Bitte vertrau mir, wenn ich dir sage, dass ich dir helfen will." lüge ich wieder. Alles was ich davor gesagt hatte, entspricht jedoch der Wahrheit. Je länger ich versuche, es zu verbergen, desto eher kommt es ans Licht.
Ich hoffe nur, dass er zwischen Mögen und Lieben unterscheiden kann. Einen weiteren Kuss würde ich nicht ertragen können.
DU LIEST GERADE
Trust me
RomanceRache, Liebe und Vertrauen. Diese drei Dinge führen Rose direkt in die Hölle. In die Hölle, welche sie nur durch IHN betritt. Mit seinen fast grünen Augen, zieht er Rose mit in den Abgrund der tiefer ist, als ihre dunkelsten Träume. Denn kaum l...