III.

115 21 2
                                        

Die Frage war eine, die Heidejunges nicht beantworten konnte

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Frage war eine, die Heidejunges nicht beantworten konnte. Sie war viel zu groß und furchterregend, konnte den Verlauf seines ganzen Lebens ändern und er fühlte sich nicht bereit für sie. Noch nicht. Schon Sumpfläufer hatte sie ihm gestellt, und nun Vipernschatten: »Möchtest du Heiler werden?«

Eigentlich war sie ganz einfach zu beantworten; ja oder nein, Heiler oder Krieger, Kräuter oder Krallen. Doch Heidejunges antwortete, dass er sich nicht sicher war und der Zeitpunkt für die Entscheidung zu früh war, obwohl er schon oft darüber nachgedacht hatte. Er wollte seine Familie nicht enttäuschen. Spiegelwasser, die so stolz und kriegerisch ihren Pflichten nachging und sich für ihre Jungen wünschte, genauso zu werden wie sie; Schneefänger, der mit ihnen auf abenteuerliche Kriegermissionen gehen wollte – und Schneejunges. Seine Schwester würde traurig darüber sein, nie mit ihm zusammen die Kriegerzeremonie zu feiern oder auf Patrouille zu gehen.

»Ich sehe schon«, sagte Vipernschatten auf seine zögerliche Antwort hin. »Du fragst dich, ob es sich lohnt.«

Heidejunges wollte den Kopf schütteln, doch der Heiler fuhr unerbittlich fort, während er ihn zurück in die Kinderstube geleitete. »Sicherlich wirst du nie in aufregenden Schlachten mitkämpfen können und wirst auch nie derjenige sein, der den Clan vor dem Verhungern oder der Vernichtung durch eine äußere Macht rettet. Doch du wirst seine Verbindung zum SternenClan sein, Schmetterlingsstern wird sich für Rat an dich wenden, du kannst deine Gefährten vor Krankheiten und Verletzungen bewahren und wirst von allen geehrt. Und das ist es meiner Meinung nach wert.« Vipernschatten drehte seinen schmalen Kopf zum Mond, als suchte er dort nach Weisheit und Zustimmung.

»Ruhm und Ehre wird dir gebühren und du kannst tun und lassen, was du willst. Sei klug, Heidejunges, und rette dich selbst.«

Das dunkel gestreifte Junge verstand nicht, was er damit meinte. Wovor sollte er sich retten? Vor der Pflicht, in Kriegen teilzunehmen und in der Blattleere auf dem Eis zu jagen? Manche Krieger waren schon durch das Einbrechen im Fluss gestorben, aber die Gefahr war nicht außerordentlich groß, oder?

»Ist es schwierig, Heiler zu sein?«, fragte er schließlich, um von seiner Unwissenheit abzulenken.

»Ja«, sagte Vipernschatten nach einer Weile des Überlegens. »Du musst klug sein und weise Entscheidungen treffen, alle Kräuter und Krankheiten auswendig lernen. Ein Kriegerleben ist nichts dagegen. Diese Fischhirne machen, was man ihnen sagt und sagen, was man ihnen befehlt. Kein anstrebenswerter Zustand.«

In diesem Punkt stimmte Heidejunges ihm nicht zu. Es war viel einfacher, auf Anweisungen zu hören, als alleine zu entscheiden, vor allem, wenn etwas Großes wie das Wohlergehen des Clans auf dem Spiel stand. Lieber überließ er Schmetterlingsstern diese Verantwortung und lebte in Frieden, ohne die Last der Sicherheit seiner Clangefährten auf den Schultern zu tragen.

Und doch – heute Nacht hatte er das Leben einer Katze in den Pfoten gehalten und es hatte sich nach dem Richtigen angefühlt, es zu retten. Heidejunges war sich sicher, dass er bei einer fremden Katze genauso gehandelt hätte, sie nicht im Stich gelassen hätte. War er deswegen wirklich dazu bestimmt, Heiler zu werden? Gab es überhaupt so etwas wie eine Bestimmung oder konnte jede Katze ihren Weg selbst wählen? Er fragte Vipernschatten.

Heidepfotes ZweifelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt