Eine schwarze, stachlige Krone bildete sich auf Catherins Kopf, während messerscharfe, dunkle Klingen aus ihren Handrücken fuhren, die vor leuchtender, pinker Energie trieften. Leichte, finstere Rüstungsstücke legten sich über ihren Körper und ein schreckliches Wimmern jagte mir eiskalte Schauer über den Rücken, als ihre Haut aufriss und strahlende, pulsierende Energie zum Vorschein kam. Ich zählte vier eiserne Ketten, welche sich aus ihrem Rücken bohrten und sie vor Qual beben ließen. Grade noch so, konnte ich zur Seite springen, als die Erde gewaltsam zu rumoren begann und sich schmale Abgründe bildeten, aus denen pinkes Licht empor strahlte. Ich wollte nicht herausfinden, was mit mir geschah, sollte ich dort hineinfallen.
Die Verwandlung war vollzogen. Ihre Füße hoben vom Boden ab und für einen Augenblick hing sie keuchend in der Luft. Auf einmal erfasste mich etwas. Etwas Schreckliches. Unglaublich schmerzhafte Gefühle bohrten sich durch meine Brust. Catherin hasste mich. Sie hasste mich schon immer. Und zwar weil ich das hatte, was sie sich immer wünschte. Scarletts Aufmerksamkeit. Egal wie sehr sie versuchte, ihr zu gefallen, stand ich doch immer an erster Stelle.
Ihr ganzes Leben verbrachte sie damit, sich zu fürchten. Sie verriet Freunde, um selbst davonzukommen. Passte sich an, ordnete sich unter. Sie wollte gefallen. Daraus bestand ihr gesamtes Dasein. Schuldgefühle fraßen sie auf, aber immerhin musste sie nicht wie all diejenigen, welche nicht akzeptiert wurden, enden. Richtig? Und nun wurde sie verraten. Von der Person, die sie liebte. Bei der sie sich sicher gefühlt hatte. Scarlett bürdete ihr scheußliche Gedanken, Emotionen auf. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten.
Schluckend versuchte ich, mich zu bewegen, doch mein Körper war wie paralysiert durch all diese Empfindungen. Konnte ein Carrier wirklich so starke, negative Gefühle auf einen Hybriden übertragen, dass es ihn zu Berserker werden ließ?
Tja. Nachdenken würde mich auch nicht mehr retten. Denn im nächsten Moment erfasste ein ohrenbetäubendes, dunkles Wummern das Feld und ließ es vibrieren. Es war so furchtbar laut, dass ich nicht anders konnte, als mir mit einem erstickten Schrei die Ohren zuzuhalten. Natürlich half das kein bisschen. „Vincent..." Ich wollte noch nicht von ihm getrennt werden. Tränen sammelten sich, ich konnte nicht mehr spüren, ob sie liefen oder nicht. Mir wurde übel. „Mach die Augen auf...!" Er versuchte, mich aus meiner Starre herauszuholen. „Komm schon..." Vermutlich schluchzte ich inzwischen vor Angst und Qual. Dennoch gab ich mein Bestes, um seiner Bitte nachzukommen. Egal. Denn sobald ich versuchte, einen Schritt zu machen, zog mich ein unglaubliches Gewicht, gefolgt von unerträglicher Übelkeit, trotz Schmerzreduktion, herunter und machte mich bewegungsunfähig.
Catherin erhob sich weiter in die Luft und begann, gequält zu schreien. In ihrer Stimme schwang etwas dämonisches mit. Schallwellen rasten über das gesamte Feld, schleuderten mich zu Boden und schlugen weitere Risse. Energie spritzte, als mich unsichtbare Klingen trafen und mir den Atem raubten. Nach Luft japsend drehte ich mich auf den Bauch. Das wars... das wars für mich...
Ich konnte einfach nicht glauben, dass alles so schnell vorbei war. Durch den Nebel aus Leid konnte ich fühlen, wie etwas mein Fußgelenk packte. Eine ihrer rasselnden Ketten hatten nach mir gegriffen und nun hob sie mich hoch. Ich konnte mich nicht wehren. Also betete ich mit rasendem Herzen, dass sie es schnell beenden würde.
Der Aufprall war so gewaltig, dass das halbe Feld in Trümmer gelegt wurde. Jegliche Kraft wurde innerhalb eines Lidschlags aus mir heraus gequetscht. Es tut so weh... Alles um mich herum bestand aus sprudelnder, blau-schwarzer Energie. Mein Körper würde das nicht lange mitmachen. Und wieder knallte es. Und wieder. Ich verlor regelmäßig für wenige Sekunden das Bewusstsein. Aber auf einmal hielt sie inne und ließ mich kopfüber in der Luft hängen. Als ich zu mir kam und zum vollständig in Trümmern gelegten Boden blickte, sah ich, wie die Energie nur so aus mir heraus regnete. Waren das meine letzten Momente? Und würde sie auch zu Vincent durchdringen? Egal. Alles hatte für mich seine Bedeutung verloren. Mein Puls verlangsamte sich. Ich stellte mich darauf ein, zu sterben. Aber dann drangen weitere Empfindungen durch die schweren Wolken der Hoffnungslosigkeit. Catherin kämpfte. Sie kämpfte gegen sich selbst. Die Ketten klirrten, da ihr Körper immer wieder zu beben begann, während sie sich gurgelnd unter der Kraft ihrer eigenen Energie wand. Ausdruckslos beobachtete ich ihre verzweifelten Bemühungen. Auch als ich spürte, wie der Griff sich um mein Fußgelenk löste und ich leblos zu Boden fiel, rührte ich mich nicht. Ich konnte nicht mehr. Alles bestand aus Schmerz. Doch dann ließ das Wummern nach. Langsam, Stück für Stück schaffte Catherin es, ihre Kontrolle wiederzuerlangen. Teile ihres Körpers, welche durch den Berserker-Status verändert wurden, begannen sich aufzulösen und sie sank zu Boden. Inzwischen waren es laute Schluchzer, welche sie zum Zittern brachten. Sie ließ sich auf die Knie fallen und legte die Stirn auf den Boden.
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Azure ☆ Straying Bird
Fantasy(Beendet) Das Uranus-System. Zuhause, der Carrier und Hybriden, welche sich als Team zusammenschließen, um gemeinsam immer stärkere Gegner zu bezwingen. Diese faszinierende Welt der Kämpfe koexistiert mit einer harschen Realität, voll Einsamkeit und...