55 - Eren

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Mit einem aussagekräftigen Schwanzwedeln konnte Eren mich dazu überreden etwas mit ihm im Laub zu spielen.
Wie die Welpen hüpften wir durch die Blätterberge, schnappten spielerisch nach dem anderen und forderten uns mit Bellen gegenseitig heraus.

Mittlerweile konnte Eren meine Kraft einschätzen, wodurch er mich mit seiner nicht mehr wie ein Bulldozer überrollte. Er passte sich mir an und gab mir die Möglichkeit auch mal gegen ihn zu gewinnen.

Früher hast du mich immer gewinnen lassen. Hechelnd lag der schöne, graue Wolf neben mir auf dem feuchten Waldboden. Unser Atem ging schnell, unsere Zungen machten sich in ihrer Länge gegenseitig Konkurrenz und ich sehnte mich nach einem Schluck Wasser.
Auf seine Wort hin, sah ich ihn belustigt an.

Er lag halb auf der Seite, der Kopf auf den Pfoten gebettet, während seine Zunge leblos heraushing.
Seine Ohren zuckten erfreut und seine Augen glitzerten sanftmütig.

Kommst du noch mit zu mir? Mama hat Erdbeerpudding gemacht.
Eren richtete sich etwas auf und spitze seine wuscheligen Ohren. Seit wann magst du Erdbeerpudding?

Wäre ich in meiner menschlichen Gestalt würde ich jetzt wohl mit den Schultern zucken, so wand ich mich einfach nur wedelnd von ihm ab und trabte gemächlich nach Hause.
Ich musste die Zeit hier noch genießen, weshalb ich mich auf den Rückweg nicht beeilte.
Eren holte mich auf bis er an meiner Seite laufen konnte und gemeinsam, Schulter an Schulter, liefen wir wie früher zu mir nach Hause.

Als wir aus dem Schutz des Waldes auf unsere Veranda zuliefen, bekam ich plötzlich Panik.
Ich hatte keine Klamotten bei mir uns als Wolf würde Mum mich sicher nicht ins Haus lassen - vor allem nicht ohne stutzig zu werden.
Normalerweise wäre es kein Problem für mich nackt unser Haus zu betreten, aber ich wollte nicht, dass jemand meine Narben sah.
Nicht Mum, nicht Dad und vor allem nicht Eren.

Letzterer bemerkte schnell, dass ich mich irgendwie davor drückte das Haus zu betreten.
Er stand bereits verwandelt an der Hintertür und sah abwartend zu mir.

Super. In seiner Menschengestalt konnte ich nicht mit ihm kommunizieren.

»Was? Hat das andere Rudel dich schüchtern gemacht?« Erens amüsierter Tonfall, ließ meine Rute freudig hin und her wippen. Mir gefiel es, wenn es ihm gut ging. Sein wissender Blick flog suchend über die Veranda, aber nichts stoffartiges war in Sicht.
Daraufhin stieß er die Tür etwas auf und spähte hinein.

»Deine Eltern sind in der Küche. Wenn wir uns beeilen sehen sie uns nicht.«

Zögerlich trat ich einen Schritt auf ihn zu. Ich wollte genauso wenig, dass Eren meine Narben sah. Seine Reaktion würde von allen wahrscheinlich am schlimmsten ausfallen.
»Jetzt komm schon Finn. Vor mir brauchst du dich ehrlich nicht schämen.« Eren rollte mit den Augen, ehe er abermals ins Haus lugte.

Ich nutze diesen unaufmerksamen Moment, verwandelte mich und schlüpfte an Eren vorbei ins Haus.
Ich musste nur schneller wie er in meinem Zimmer sein, dann konnte ich mir dort gleich meine Bettdecke umwickeln und alles war gut.

Eren sprintete mir hinterher, die Treppen rauf und ein irritiertes »Was macht ihr denn hier?« von meiner Mutter, ließ uns wie junge Teenager kichernd in mein Zimmer stürzen.

Eren, der hinter mir lief, stolperte über seine Füße und fiel lachend gegen mich. Er konnte gerade noch an meiner Hüfte Halt finden, während ich aus der Bewegung raus, die Zimmertür hinter uns ins Schloss warf.

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