Kapitel 1: Busfahrt mit Höhen und Tiefen

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Kapitel 1: Busfahrt mit Höhen und Tiefen

Das rosahaarige Mädchen am Straßenrand seufzte resignierend, während sie ihren geliebten, mehrlagigen Tüllrock zwischen die Finger nahm und ihn notdürftig in die Länge zog.

Es war Montagmorgen, 7. 15 Uhr nach der Europäischen Zeitrechnung und für diese Jahreszeit, erschreckend frisch und nass. Der Wind zog heulend durch die Ritzen der Häuser und trieb ein paar einsame Blütenblätter über den grauen Asphaltboden, bis sie schließlich in der Abflussrinne landeten und dort liegen blieben. Auch der Himmel war noch grau, wolkenverhangen und die Sonne ließ erst recht auf sich warten. Ihr fehlen, gab den müden Menschen auf der Erde noch einen zusätzlichen Schlag in die Magengrube.

Ach...Was war das nur für ein beschissener Wochenstart!?

„Ich hasse Montage...“ Grummelnd begann das Mädchen nun auch an ihrem Oberteil zu zupften und bemerkte dabei gar nicht, die neugierigen Gesichter der anderen Schüler, die mit ihr zusammen an der Haltestelle standen und auf den Schulbus warteten.

„In 3 Wochen ist der offizielle Sommerbeginn... und es fühlte sich so an, als würde der Herbst kommen...“

Maxime zog einen Schmollmund und warf einen flüchtigen Blick auf das kleine, mit Glitzersteinen verzierte Handy in ihrer Hand.

Aber der Bildschirm zeigte weder die Benachrichtigung eines Anrufes an, noch die, einer erhaltenden Kurzmitteilung. Sogar WhatsApp schwieg an diesem Morgen beharrlich! Und dabei hatte sie Raphael gestern Abend doch noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass sie heute in der ersten Unterrichtsstunde den Geschichtstest schrieben, und er auf keinen Fall verschlafen dürfte, wenn er nicht grade mit einer Sechs auf dem Zeugnis am Ende des Halbjahres die 9 Klasse abschließen wollte... Normalerweise schickte er ihr nämlich immer einen Guten Morgen-Gruß.

Das war doch... Arg!... wieder so Typisch Raphael! Am liebsten würde Maxime gleichzeitig anfangen zu weinen und zu lachen, wenn sie an ihren Klassenkameraden und zugleich besten Freund dachte.

Gab es überhaupt EINEN EINZIGEN Tag an dem bei Raphael alles glatt lief? Einen Tag, an dem er nicht verschlief, zu spät kam, sein Frühstück vergaß, oder wie ein hysterisch, kreischendes Fangirl über den Pausenhof rannte um die Gegenüberliegende Tankstelle zu erreichen, und seine Drogen in Form von Zigaretten zu kaufen?

Bis jetzt hatte Maxime so was noch nie erlebt.

Na gut... Wahrheitsgemäß musste sie zugeben, dass sie sich mit ihren Verhalten in den letzten Jahren auch nicht besser gemacht hatte.

Immerhin versuchte Maxime seit knapp 3 Monaten ihrer Schule und dem gesamten Lehrpersonal des Gymnasiums weiß zu machen, das sie WIRKLICH ein Mädchen war und kein Junge, mit speziellen Neigungen.

Die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen gepresst unterdrückte Maxime ein weiteres Seufzen; Richtig erkannt. Biologisch betrachtet war Maxime nämlich gar keine SIE und auch kein Mädchen, sondern seit Geburt an ein ER und ein Mann! Ein Typ, der an sich nichts gegen seinen männlichen Körper ein zuwenden hatte, aber hin und wieder gerne in Frauenkleider schlüpfte und mit knallrot geschminkten Lippen, sowieso gefälschter Gucci-Tasche über die Straße ließ und der ganzen Stadt erzählte, das er Viginalzäpfen zum Schreien fand.

Maxime liebte Sarkasmus und Ironie nun mal fast so sehr, wie Seidenunterwäsche und Rüschenkleider... Ohne sie konnte er einfach nicht Leben.

Zu seinem Glück mochte man meinen, denn ohne seinen Humor hätte er sein „Hobby“ vielleicht schon lange aufgeben müssen, den Menschen die etwas gegen Transvestiten oder Homosexuelle hatten, gab es leider immer noch zu genügend. Vor allem in der Schule stellten sie ein hartnäckiges Problem für ihn da. Aber Gott sein dank war er nicht alleine denn Raphael stand immer an seiner Seite und zu zweit, trauten sich diese Schüler sowieso nicht so viel, als wenn sie einzeln gewesen wären.

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