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„If you can visualize it, if you can dream it, there's some way to do it."—Walt//DisneyIch hatte tief und fest diese Nacht geschlafen. Keinerlei Schmerzen, da ich mich zu sehr bewegt hatte und sich mein Körper im Schlaf eine Kopfnuss gegen die Wand gut vorstellen konnte. Nirgends hatte ich mich gestoßen und ich bin auch kein einziges Mal aufgewacht. Es war bald Vollmond und ich war bereits darauf vorbereitet gewesen, dass genau diese Tatsache mich unruhiger schlafen lassen würde, doch dies war nicht der Fall. Ich hatte geschlafen wie ein Stein aus der Steinzeit. Noch steiniger ging es gar nicht. Solche Nächte waren etwas ganz besonderes. Das sind die besten Nächte die man haben kann und sind auch schon immer die besten gewesen. Schlafen, bis ein kleines „Juhu" oder „Guten Morgen" von der Küche aus gerufen wurde und dann das Knarzen meiner Tür, was mir ankündigte, dass der Morgenengel Sanyeol mir wieder einen Orangensaft, Tee oder sogar unter besonderen Umständen Kaffee zum Aufstehen vorbeibrachte. Alle wussten, wie furchtbar ich als Morgenmuffel sein konnte. Und genau deswegen war selbst meine kleine super freche Schwester dann ein solcher Schatz zu mir. Schließlich wollte ich ja auch keinen grummligen Bären aus seinem Winterschlaf reißen.
Der Duft von Kaffee am Bett war dagegen doch so viel schöner. Doch diesen Luxus hatte ich leider viel zu selten, seit ich ausgezogen war. Gegen meine Einwände. Ich wollte da gar nicht weg. Ich hatte damals immer meine-„Oh Gott!"
Ehe ich diesen Gedanken fortsetzen konnte, riss ich meine Augen schmerzhaft auf, erschrak und sprang auf meine Beine. Mir wurde ganz schwindelig, durch diesen blitzartigen Positionswechsel, jedoch blieb mir kaum Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Mein ganzer Körper und Geist war auf Alarmstellung.
„Bitte nicht bitte nicht bitte nicht!", zischte ich laut auf. Meine Stimme klang wie das Weinen eines Zweijährigen.
Ich stolperte zu meinem Wecker, der auf meinem Schreibtisch gestanden hatte. Und wie ich es befürchtet hatte. Das schauderhafte Bild von nicht vorhandenen grünen Ziffern war zu erkennen. Er war aus. Ich hatte vergessen ihn gestern einzustellen.
Es ist 10:45 Uhr. Und ich war bereits jetzt 15 Minuten zu spät zu Partnerverteilung des neuen Projekts, was Herr Chwe gestern enthusiastisch angepriesen hatte. Unser neues Projekt im praktischen Filmkurs. Eines meiner Lieblingsfächer.
Ich schlug mir ein wenig zu heftig gegen meine Schläfe, doch das musste nun sein, um den Kaffee zu ersetzen, den ich jetzt eigentlich noch viel nötiger hatte als ohnehin schon. Ich vergas alles, beziehungsweise hatte ich keinerlei Zeit für irgendetwas und geschweige denn an eine vernünftige Hose oder Haare kämmen zu denken. Anständig anziehen, essen, Zähne putzen. Alles war nun irrelevant. Wichtig war es aus dieser Wohnung zu kommen. Und ich rannte. Wenn ich schnell war und mein Auto nehmen würde, könnte ich gegen zehn nach 11 Uhr da sein. Viel zu spät, aber immerhin etwas.
"Warum immer ich!", jammerte ich, selbst als ich bereits im Auto saß und mit meiner Hand in meinen viel zu zerzausten Locken feststeckte. Nach 10 Minuten jedoch erkannte ich, dass es immer, wenn man dachte es könnte nicht schlimmer werden, noch eins obendrauf gesetzt wurde. Nicht nur, dass ich im Schlafanzug meine Wohnung verlassen hatte, sowieso schon viel zu spät war und dann auch noch das. Ich hatte große Mühe dabei nicht laut zu fluchen, wie Rotkäppchen letztens, sobald ich erkannte, dass ich mitten im morgendlichen Arbeitsstau feststeckte. "Verdammt!", zischte ich und schlug mit meinen Daumenballen gegen mein schwarzes Lederlenkrad.
20 Minuten später, als von mir zu Beginn eingeplant, traf ich in meiner Uni ein. Ich war noch nie so schnell durch diese Korridore gerannt, wie ich es heute tat. Mit einer sehr gefährlichen Stabilität schlitterte ich beinahe gegen die letzte Wand, ehe ich zum schwarzen Brett gelang, wo die Projektpartner eingeteilt stehen sollten. Meine Haare hingen mir verwuschelt in mein Gesicht. Ich hielt sie mir von der Stirn an mit meiner einen Hand nach oben fest und strich mit meinem freien Finger die Liste entlang.
"P P P P- ahh Park", ich stockte als ich weiterlas. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich es noch einmal: "Hä? Wer ist denn Baekhyun? Wer-".
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Post-it
FanfictionGeräusche von einem Projektor erfüllen den Raum. Die Projektion beginnt. Einzelne Bilder wie dreihundertfünfundsechzig Tage, die immer schneller werden. Zwölf Monate, Vier Jahreszeiten, Zwei Studenten, eine Leidenschaft und ein Jahr. Momente und Bil...