Kapitel 27

7 2 0
                                    

Der Gang, in dem wir uns befanden, war dunkel beleuchtet und hatte einen sehr gruseligen Tatsch. Die Vorstellung, dass jeden Moment Fledermäuse und Dämonen hinter den großen Pflanzentöpfen erschien und die weißen Wände mit Blut beschmieren könnten, erzeugte eine Gänsehaut die sich in wenigen Sekunden über meinen ganzen Körper ausgebreitet hatte.
Vor einer hellbraunen Holztür, die mindestens drei Köpfe höher war als ich auf meinen hohen Schuhen, beendete den langen Gang.
Der Wachmann blieb vor der Tür stehen, trat langsam zur Seite und bewegte sich nicht mehr. Ich dachte kurz, er wäre in eine Art Starre gefallen, aber das unauffällige Klopfen gegen sein Bein bewies mir das Gegenteil.
Auch Arthur fiel die merkwürdige Gestik des Wachmannes auf. Seine grünen Augen starrten neugierig zu seiner Hand, bis er sich nach hinten lehnte und Sebastian ein unauffälliges Zeichen gab, der daraufhin nickte. Ich hatte keine Ahnung, was hier gerade los war, aber anhand der ernsten Gesichter der Prinzen wurde mir bewusst, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Arthur und Sebastian starrten sich noch eine Weile an, dann machte der brünette Prinz einen Schritt nach vorne und klopfe an der Tür. Eine tiefe Stimme bat uns herein.

Das Arbeitszimmer war sehr groß. Alle vier Wände waren zugestellt mit Bücherregalen und Landkarten der fünf größten Königreiche, in der Mitte Königreich Molenia.
Der Kronleuchter hängte ziemlich tief, Arthur und Sebastian mussten aufpassen, dass sie nicht dagegen liefen, während wir zu dem langen Holztisch in der Mitte des Raumes gingen.
Der König setzte sich an die eine Spitze des Tisches, links von ihm die Königin, rechts von ihm seine Tochter.
Sebastian, Arthur, Kiana und ich nahmen am anderen Ende Platz. Es herrschte eine unangenehme Stille, die ich nutze, um mich noch etwas genauer im Arbeitszimmer umzuschauen.
Der Holzboden war mit einem roten Teppich dekoriert, der grüne und gelbe Streifen hatte. Die Farben bissen sich, ich hielt nur zehn Sekunden aus, dann musste ich meinen Blick etwas höher wenden. Dort hingen drei prächtige Geweihe, die mir zuvor nicht aufgefallen waren. Sie waren zwar beeindruckend, aber ich wollte echt nicht wissen, wie der König die Tiere umgebracht hatte. Allein schon bei der harmlosesten Vorstellung, drehte sich mein Magen um.

"Mit aller Ehre, Prinz Arthur, ich verstehe nicht, warum Sie ausgerechnet zu uns kommen. Soweit ich weiß seid ihr mit Königreich Gemstone verbündet, wofür braucht ihr dann unsere Hilfe?"

Mit einer unauffälligen Handbewegung deutete er auf Sebastian und mich. Es war nicht schwer zu erkennen, dass der König sowie auch die Königin etwas gegen uns vier hatten. Ihre tiefblauen Augen waren kalt und respektlos.

"Eure Majestät. Wie schon gesagt, es tut uns unglaublich leid, dass wir in ihr Reich eingedrungen sind, das widerspricht dem Vertrag."

"Welchem Vertag?", unterbrach ich Arthur überrascht, der mir jedoch keine Antwort geben konnte.

"Aber der Weg zum Königreich Gemstone war viel zu weit. Sie müssen verstehen, meine Freunde und ich waren mit Verletzungen aus dem Schloss geflohen. Wir hatten kaum Essen und Trinken, es war schon ein Risiko sich unter diesen Umständen zu ihrem Schloss zu begeben, aber wären wir zum Königreich Gemstone gegangen, wären wir noch vor der Ankunft gestorben."

Den letzten Satz betonte Arthur so stark, dass sogar ich wieder Angst bekam, wenn ich an die letzten zwei Wochen zurückdachte. Kiana ging es genauso. Bei den Worten ihres Bruders sah ich aus dem Augenwinkel genau, dass sie ihre zarten Hände in ihren roten Kleiderstoff presste. Sogar Sebastian zog abwechselnd an seiner schlichten Halskette, was er sonst nie machte. Jedenfalls hatte ich es nie bemerkt.

"Das verstehe ich, es ist uns natürlich eine Ehre sie hier alle in unserem Schloss aufzunehmen."

Das Königspaar log ja mal sowas von.

"Aber da es ihnen jetzt wieder den Umständen entsprechen geht halte ich es am besten, wenn wir ihnen eine Kutsche zur Verfügung stellen, die sie zum Königreich Gemstone bringt."

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt