57 - Panik

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Ich erwachte aus einem unruhigen Schlaf, da die Kälte mich stark zittern ließ. Meine Zähne klapperten leise aufeinander als ich mit dröhnenden Kopfschmerzen die dünne Decke fester um meinen Körper wickelte.
Erst auf den zweiten Blick realisierte ich, dass ich noch immer im Krankenzimmer lag. Diesmal jedoch allein.
Im Raum nebenan hörte ich einen leisen Herzschlag, der mich aber an niemanden erinnerte, weshalb ich ihm keine Beachtung schenkte.

Weder Eren noch den Doc konnte ich hören, weshalb ich davon ausging, dass beide nicht da waren.

Ein schmerzverzerrtes Keuchen kam über meine Lippen als ich mich etwas drehte um einen Blick aus dem Fenster werfen zu können. Draußen dämmerte es bereits, weshalb es auch relativ düster im Zimmer war, was auch die Kälte begründete.
Meine steifen Finger krallten sich fester in das dünne Lacken und ich schloss meine Augen wieder in der Hoffnung vielleicht noch einmal einschlafen zu können, damit die Kopfschmerzen aufhörten.

Doch, die Kälte ließ mir keine Ruhe, weshalb ich mich schlussendlich aufsetzte um im Zimmer nach einer weiteren Decke zu suchen. Dabei fiel mein Blick auf den kleinen Bestelltisch direkt neben der Liege, auf der ich lag.
Ein Glas Wasser und ein noch immer dampfender Tee standen darauf und vor allem der Tee lächelte mir begeistert entgegen. Offenbar hatte erst vor Kurzem jemand sie dorthin gestellt.

Meine Hand zitterte stark als ich die warme Tasse umgriff und sogleich an meine Lippen führte. Die warme Flüssigkeit war eine Wohltat für meinen ausgekühlten Körper und linderte ebenso meine Kopfschmerzen etwas. Die Tasse selber erwärmte angenehm meine steifen Finger und ein wohliges Seufzen entkam mir.

Als ich die leere Tasse nachdem auch das Porzellan in meinen Händen abgekühlt war, beiseite stellte, fiel mein Blick auf ein kleines Bild. Es lag mit der farbigen Seite nach unten neben dem Wasserglas und offenbarte mir nur die mattweiße Rückseite.

Ich konnte mir vorstellen, was für ein Bild es war, und ich wollte es nicht sehen, griff jedoch dennoch danach.
Irgendetwas drängte mich dazu es noch einmal anzusehen. Noch einmal die kleine Bohne zu sehen.

Es fiel mir jedoch schwer das kleine Bild einfach zu drehen, weshalb ich erst einige Minuten teilnahmslos die Kehrseite anstarrte.
Ich legte mich zurück auf die Liege, zog die Decke wieder höher und betrachtete weiterhin die weiße Rückseite.

Ich wusste, was auf der Vorderseite abgebildet war, aber solange ich es kein weiteres Mal sah, konnte ich meinem Verstand weiterhin vorgaukeln, dass es ein schlechter Traum war.
Dass ich bald in Eliahs Armen aufwachen würde, zuhause ohne, dass wir uns gestritten hatten und dass zwischen uns alles in bester Ordnung war.

Zitternd atmete ich ein.

Es war kein Traum und es war auch nichts in bester Ordnung. Wir hatten uns gestritten, ich war vor ihm geflüchtet, weil er unser Gefährtenband schlecht gemacht hatte, ich hatte mich bei Bernard versteckt.
Und jetzt saß ich hier. In meinem Noch-Rudel, aus welchem ich von dem Alpha dessen Beta ich einst war, zeitnah rausgeschmissen werde.
Und ich trug ein ungeborenes Leben in mir.

Wieso konnte nicht einmal irgendetwas glatt laufen? Seit dieser beschissenen Degradierung lief mein Leben einfach nur noch stetig bergab. Selbst zwischen mir und Eren war irgendetwas, was nicht sein sollte und was mir zugegebenermaßen Angst machte, dass ich ihn bald auch verlieren würde.
Erst Eliah, dann Eren.
Und mein Baby.

Ich wollte dieses Kind nicht behalten. Eliah wollte es nicht und er würde diesem Kind nicht die Liebe entgegenbringen können, die es verdient hatte. Ein Kind muss in einer geregelten Umgebung aufwachsen und nicht bei einem Paar, das mit sich selbst schon maßlos überfordert war.

Unbewusst strichen meine kühlen Finger über meinen flachen Bauch.
In wenigen Wochen würde man bestimmt bereits eine kleine Wölbung sehen und in wenigen Monaten hätte ich eine dicke Kugel. Ab wann konnte man das Baby spüren? Wann würde ich den ersten Tritt abbekommen?

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt