Kapitel 3:

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Komm zu dir!! Ich versuchte meinen Kopf wieder einzuschalten. Was ist aus der schlagfertigen, selbstbewussten Person geworden die ich sonst immer war.

Reiß dich zusammen!!!

Meine Hände hörten endlich wieder auf meinen Kopf. Schnell schob ich meine Hand gegen seinen Oberkörper und versuchte ihn wegzudrücken. Ich musste schnell Abstand zu ihm gewinnen. Die plötzliche Bewegung hatte er nicht erwartet, weshalb er für einen kurzen Moment seinen Griff lockerte. Lang genug das ich mich befreien konnte.

Ich ging einige Schritte zurück. Was erlaubte er sich eigentlich?! „Du bist mir nichts schuldig." Antwortete ich Schroff. Endlich hatte ich meine Stimme wieder gefunden. Ein letztes Mal sah ich ihm in die Augen, murmelte „Arschloch!" und drehte mich dann wieder selbstbewusst um und öffnete die Türe zu den Toiletten.

Als ich sie hinter mir schloss atmete ich erleichtert aus. Was war das denn bitte? Warum war ich in seiner Gegenwart so komisch? Bin ich wirklich so naiv wie alle anderen Mädchen die ihn anhimmeln?

***

Die restlichen Schulstunden waren mittlerweile vergangen. Ich hatte ihn seit der Begegnung im Flur nicht mehr gesehen. „Kommst du?" fragte Abi und lächelte mich an. Ich nickte und lief ihr und Jack nach.

Sie führte mich durch das Schulgebäude in die Mensa. Dort holten wir uns das Tagesessen und setzen uns dann zu dritt an einen der Tische. Unauffällig ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und suchte nach ihm. Er war anscheinend nicht hier. Warum dachte ich eigentlich schon wieder an ihn?

Abi riss mich aus meinen Gedanken „Liv, das ist Samantha Brown..." „Sam!" verbesserte sie ein dunkelhäutiges Mädchen mit wunderschönen schwarzen Locken. „...Sam das ist Liv." redete Abi weiter. Sam lächelte mich freundlich an. Ich mochte sie, das stand jetzt schon fest.

Sie setzte sich zu uns und begann ebenfalls zu essen. „Du kommst nicht aus dieser Stadt oder?" Jack sah mich interessiert an. „Nein, bin vor ein paar Tagen her gezogen." Mehr wollte ich ihnen vorerst noch nicht sagen. Ich war keine der Personen die viel über sich redeten und bei der ersten Bekanntschaft schon ihre halbe Lebensgeschichte erzählten.

Außerdem sprach ich nicht gerne über meine Vergangenheit...es war zu viel schreckliches passiert. Aber immer Kopf hoch und nach vorne blicken.

„Ok und jetzt erzählt mir mal ein bisschen über euch!" lachte ich sie an. Jack fing an: „Naja wirklich viel gibts nicht zu sagen. Ich bin 17 und in der Basketball Mannschaft der Schule. Ich lebe hier schon immer, genauso wie Abi. Wir kennen uns seit wir kleine Babys waren."

Es musste wirklich schön sein, immer am gleichen Ort zu sein und seine festen Freunde zu haben, die man schon seit einer Ewigkeit kannte. Ich war schon viele Male umgezogen, vom einen Waisenheim ins nächste, ohne das ich je wirklich Freunde hatte.

„Wir sind alle 17." , Abi kniff Jack in den Arm. Man merkte sofort wie vertraut sie miteinander waren. Abi war künstlerisch begabt und von Sam erfuhr ich, dass sie aus Südamerika kam und sie laut Abi unglaublich gut singen konnte. Ich hatte alle jetzt schon mega gerne.

Den Rest der Mittagspause lachten wir viel und redeten über alles mögliche. Als wir gerade zurück zum Unterricht gehen wollten fragte Sam: „Magst du am Wochenende vielleicht mit auf Freds Party gehen?" Ich wusste nicht wer Fred war aber ich wurde noch nie auf eine Party eingeladen also sagte ich natürlich ja. Wow hatte ich jetzt sowas wie Freunde? Ich hatte noch nie wirklich Freunde...

***

Die Woche bis Freitag verging ziemlich schnell, ohne das wirklich viel passierte. Ich verbrachte die Zeit in der Schule bei meinen neuen Freunden und schloss sie immer mehr ins Herz.

Vielleicht konnte ich endlich meine Vergangenheit hinter mir lassen und ein neues Leben starten, in dem ich glücklich sein konnte...

Anscheinend war Er am Freitag nicht in der Schule, denn ich sah ihn nicht obwohl ich öfter nach ihm Ausschau hielt. Also öfter hieß gefühlt die ganze Zeit. Während der restlichen Woche hatte er mich komplett in Ruhe gelassen und keines Blickes gewürdigt.

Ich kenne ihn jetzt seit 4 Tagen. Ich weiß nicht mal seinen Namen! Warum um Gottes Willen dachte ich so viel an ihn? Er war einfach anders...er hatte so etwas an sich, etwas gefährliches und gleichzeitig aufregendes... Etwas in mir sehnte sich nach dieser Art von Mann...

Bad Boy. Good lips. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt