8 Lüge vs. Wahrheit

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"Ich wollte schon immer mal in den Urlaub.", schmunzelt sie aufgeregt und läuft mit Severus durch den Boarding Gang ins Flugzeug. "Warst du die letzten vier Jahre nie weg?", hakt er mit hochgezogener Augenbraue nach. "Nein, Draco war einmal mit Harry weg. Da war ich drei Wochen komplett für mich allein. Drei Wochen! Allein! Das fand ich wirklich gemein.", sie schüttelt amüsiert den Kopf. "Allein sein ist nicht schlimm.", wirft er vorsichtig ein. "Nein, aber ich.... ugh.", wieder einmal stockt sie in ihrer Erzählung.

Sie muss ihm unbedingt die Wahrheit sagen und das bald. Im besten Fall nach dem Flug. "Ich war es nicht gewohnt allein zu sein. Ich hatte eigentlich immer jemanden um mich, es hat mich abgelenkt.", setzt sie erklärend nach und fährt sich mit einer Hand nervös durch ihr blondes Haar. Severus hingegen nickt verstehend, denn er versteht es wirklich - besser als jeder andere, wobei er das Allein sein immer vorgezogen hat. Zögerlich greift er nach ihrer Hand, verschränkt seine Finger mit ihren und führt ihren Handrücken flüchtig an seine Lippen. "Ich liebe dich.", murmelt er leise. Sie schwebt beinahe vor Glück, vor Liebe.

Er ist alles, was sie sich wünscht.

"Ich dich auch.", flüstert sie leise, funkelt aus grünen Augen liebevoll zu ihm auf und läuft mit einem federnden Schritt um die Ecke und direkt in das Flugzeug. "Wir haben Platz 11 und 12, erste Klasse.", liest er nochmal vor. "Deine Manipulation kann wirklich praktisch sein. Plätze umsonst.", setzt er mit gekräuselten Lippen nach und sie nickt augenrollend, sodass blonde Strähnen in ihr Gesicht fallen. "Ich will einfach nur wieder dieses Aussehen ablegen, das kann ein Flug in der ersten Klasse nicht gut machen, aber ja, wenigstens for free."

"Die blonden Haare sind nicht so schlimm, schau dir meinen Bart an!", entgegnet er leise, dennoch sichtlich empört. "Dieser Dreitagebart ist... wahnsinnig... heiß.", haucht sie leise. "Wie würde es dir gefallen, wenn ich sage, dass deine blonden Haare heiß sind?", fragt er mit hochgezogener Augenbraue und schiebt Toula in die gänzlich leere Sitzreihe bis ans Fenster hindurch. "Ich verstehe dein Argument.", bringt sie politisch ein, setzt sich und beginnt zu sprechen, während er eine Tasche in die Gepäckablage stopft und zu ihr hinunterschielt. Seine Augen funkeln sie provozierend an, warten auf ihre nächsten Argumente, doch sie schließt den Mund enttäuscht.

"Darauf kann ich nichts sagen. Ich liebe dein Haar, doch du siehst auch mit den kurzen Haaren und dem leichten Bart wahnsinnig gut aus. Ich mag blonde Haare an mir einfach nicht und außerdem müsste ich mir die Haare färben.", erklärt sie leise. "Zumindest gefällt mir meine Kurzhaarfrisur.", wirft Severus gleichgültig ein und mit zu Schlitzen verengten Augen betrachtet sie ihn. "Wirklich? Denn wie gesagt, es steht dir ausgezeichnet.", bringt sie trotz ihres Blickes ehrlich hervor und lächelt zaghaft. "Ja, sie gefällt mir und irgendwo sogar der leichte Bart, doch da du gerade blond erwähnst... ich muss an Malfoy denken.", bringt er knapp ein und setzt sich ebenfalls hin.

"An Draco?", Severus nickt vorsichtig und schaut sie skeptisch an, fragend und neugierig zugleich. "Warum hast du ihn nicht gewollt?", murmelt er leise. "Weil es nicht die Art von Liebe war, die ich mir vorgestellt habe. Ich wollte eine Liebe wie im Buch, eine Liebe, die mich innerlich verzehrt, die sich nach dieser Person sehnt. Eine Liebe aus purer Passion, nur mit dem Herzen... mit Draco war es nie sooo und noch dazu haben wir uns häufig gestritten. Ich weiß meistens ist es nicht aufgefallen, weil wir beide bei einer Auseinandersetzung sofort Ruhe und Abstand gesucht haben. Nach ein, allerhöchsten zwei Tagen war alles wieder normal, manchmal sogar nach wenigen Stunden, wie bei Geschwistern... als hätten wir nicht gestritten. Es war vergessen und verziehen, aber ich wusste, dass es mit ihm kompliziert ist und im Vergleich zu dir nicht annähernd das, was es sein sollte."

"Mit mir war es auch, kompliziert..."

"Weniger als du denkst. Ich persönlich habe mich wahnsinnig schnell zu dir hingezogen gefühlt. Du warst wie schon erwähnt... ein Professor meiner Aufmerksamkeit du dir bewusst gewesen sein solltest. Du warst eben Snape, aber du warst auch wahnsinnig intelligent und mysteriös hinter deiner Maske. Interessant fand ich dich schon immer, doch anders gesehen habe ich dich erst... hm, naja, Silvester habe ich dich defintiv anders gesehen, aber auch schon Heiligabend, als du mich betrunken davon abhalten wolltest die Bibliothek zu verlassen... deine Nähe, dein Geruch... mal abgesehen vom Alkohol, aber auch das war es nicht, nein, es war dieses eine Mal - der erste Tag an dem du zu Besuch kamst, weil Voldemort ein Treffen veranstaltete.", sie wendet den Blick von seinen obsidianfarbenen Augen ab und schaut nachdenklich auf die Landebahn. "Du hast dich im Salon neben mich gestellt, aber nicht so wie sonst, nein, es war näher und dein Blick war beruhigend. Ich hatte das Gefühl immer zu wissen, an welcher Stelle du dich befndest.", redet sie leise weiter, schaut zum Ende hin flüchtig zu ihm, doch fixiert den Sitz in der vorderen Reihe. "Es war der Schlagaustausch von Zitaten nach dem Treffen oder der Geruch von Kräutern und Holz am Abend, an dem du meine Verletzung geheilt hast. Es war soo viel, Severus, es... es hat sich alles summiert, je mehr ich mit dir zu tun hatte und ich hatte das Gefühl dir wahnsinnig schnell näher gekommen zu sein... es war... intensiv, echt, absolut falsch und gleichzeitig sooo richtig. Ich kann es nicht beschreiben, das geht nicht... es ist nicht in Worte zu fassen.", endet sie schlussendlich, zuckt mit den Schultern und spürt seine Hand nach ihrer greifen. Seine dunklen Augen sind wie die ihren auf den Sitz vor ihm gerichtet.

Das Versteckspiel... geht weiter (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt