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Logan ist verzweifelt. Seit einer Woche versucht er Mia zu erreichen. Doch im Mindlink hat sie ihn blockiert, am Handy drückt sie ihn weg oder reagiert gar nicht, seine Nachrichten hat sie noch nichtmal gelesen, bei ihr zuhause wimmelt ihn Mike ab oder es macht keiner auf. Wieder sitzt er im Auto vor ihrem Haus, das verlassen scheint, als sie gedankenverloren den Weg heranschlendert. Sie hat seinen Wagen noch nicht gesehen, als er aussteigt und mit wenigen Schritten vor ihr steht. "Mia", sagt er leise. "Lass mich in Ruhe, Logan!" Mia will an ihm vorbeigehen, aber er greift nach ihrem Arm und hält sie fest. "Mia ... bitte ... es tut mir leid, ich hätte dich nicht so anschreien dürfen". Sie nickt. "Wars das?" - "Nein. Bitte Mia, lass es mich erklären". Abwartend sieht sie ihn an. "Nein, nicht hier auf der Straße. Darf ich mit reinkommen?" - "Nein" - "Okay", murmelt Logan und schaut sich um. "Da vorne, im Cafe?" Mia nickt wieder und schweigend laufen die beiden nebeneinander zum Cafe. Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben haben, nimmt Logan ihre Hand und lässt nicht zu, dass sie sie wegzieht. "Mia, Liebes ... puh, dass das so schwierig wird, hätte ich nicht gedacht" - "Dann lass es" - "Nein! Du sollst wissen, wie mein Leben bisher gelaufen ist, damit du meine Reaktionen besser einordnen und verstehen kannst". Er wird von der Bedienung unterbrochen, die ihre Tassen vor sie stellt. Als sie wieder weg ist, spricht er weiter, sein Blick wandert dabei aus dem Fenster in die Ferne, den Körperkontakt behält er aber bei. "Tabea war in meinem Rudel, sie war ein Jahr jünger als ich. Wir waren schon immer gut befreundet, sahen uns aber nie als Mates. Es war für uns beide ein Schock, als ich das an meinem 18. Geburtstag herausgefunden habe. Eigentlich dachten wir beide, dass wir noch mehr Zeit hätten" - "Ist das nicht der Traum jeden Wolfes, seinen Gefährten so schnell zu finden?", wirft Mia ein und sein Blick schnellt zu ihr. "Sollte es, ja. Hör mir einfach zu, Mia, das ist schon schwer genug für mich". Er trinkt einen Schluck, dann erzählt er weiter. "Mein Vater, der damalige Alpha, war natürlich überglücklich, denn da ich eine Mate hatte, konnte er sein Rudel und alle Verpflichtungen mir übergeben. Dass ich das aber gar nicht wollte - zumindest nicht gleich - hat er ignoriert. Also wurde alles ohne meine Zustimmung geregelt - und auch ohne Tabeas. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Wir begannen, das Alphahaus umzuräumen, aber ich war nicht zufrieden. Ich hatte Tabea markiert, weil es von mir verlangt wurde, nicht weil ich es wollte. Während Tabea sich damit abgefunden hatte, begann ich zu rebellieren. Ich stellte mich gegen meinen Vater, war monatelang unterwegs in anderen Ländern, ohne Kontakt zu irgendjemandem. Dass ich ihr damit ziemliche Schmerzen zugefügt habe, habe ich ignoriert, obwohl es mir selber auch nicht wirklich gut ging. Als ich nach einem halben Jahr wieder heimkam, war mein Vater stinksauer. Tabea hielt mich auf Abstand und es dauerte lange, bis sie mir wieder vertraute. Dann wurde alles besser, wir haben uns aufeinander eingelassen und ... ja, ich war sehr glücklich, sie an meiner Seite zu haben. Der Flügel ist ... war ein Geschenk ihrer Eltern, sie hat immer so tolle Melodien hervorgezaubert". Logan stockt und sammelt sich kurz. "Kurz bevor unsere Möbel endlich geliefert werden sollten, wurden wir angegriffen. Ich war gerade auf Patrouille am anderen Ende des Reviers, als mich der Beta meines Vaters zurückrief. Ich konnte zwar mit meinen Begleitern den Kampf für uns wenden, aber meine Eltern waren tot - und Tabea schwerverletzt. So schwer, dass Jim und unser alter Doc nichts mehr für sie tun konnten. Sie ist in meinen Armen verblutet, so massiv waren ihre Wunden, der Angreifer hatte ihr ..." Wieder macht er eine Pause, mit Tränen in den Augen und Mia legt eine Hand auf seine und drückt sie tröstend. "Ihr fehlte ein Arm und ein Unterschenkel. Selbst wenn sie überlebt hätte, wäre ihr Leben als Wolf vorbeigewesen - denn auf zwei Beinen ..." Logan sucht Mias Blick und findet den Halt, den er gerade braucht. "Ich habe ihn getötet, Mia. Den Wolf, der sie auf dem Gewissen hatte. Danach fiel ich in ein tiefes Loch. Am Anfang ließen mich meine Freunde trauern, kümmerten sich um das restliche Rudel und warteten auf meinen Tod, genau wie ich auch. Doch der kam nicht ... irgendwann versuchten sie mich wieder herauszulocken ... und darin waren sie ziemlich gut, auch wenn ich oft sehr gemein und ungerecht zu ihnen war. Ich verlies das Alphahaus und wohnte im Rudelhaus. Mein Rudel steht wieder gut da, auch wenn ich hart geworden bin, steht es immer an erster Stelle ... stand es, bis du aufgetaucht bist. Ich konnte das gar nicht glauben, und bisher stand ich meinem Glück mit dir immer im Weg - obwohl ich das gar nicht will. Als ich gesehen hab, wie Lucas dich wieder und wieder getreten hat, sah ich rot. Ich war rasend vor Wut und gleichzeitig voller Angst um dich. Ich hätte es nicht überlebt, wenn dir auch was Schlimmeres passiert wär, Mia. Ein zweites Mal schaffe ich das nicht. Nach dem Tod von Lucas und deinen harten Worten ... dein verletzter Blick ... das Wissen, dass du Angst vor mir hast ... ich habe mich im Alphahaus verkrochen und da stürzte alles wieder auf mich ein. Es war ein Fehler, dich dort hin zu bringen,  zu glauben, dass ich mit dir im Alphahaus leben könnte, das ist mir jetzt klargeworden. Um wirklich eine Chance zu haben, brauchen wir unsere eigenen Erinnerungen, die wir nur schaffen können, wenn wir ganz von vorne anfangen, ich auf Traditionen verzichte und wir beide ein neues Haus planen und beziehen können. Mia, komm zurück zu mir, ich liebe dich und ich brauche dich, mehr als du dir vorstellen kannst".

Mate - The Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt