Kapitel 39

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Wir hatten uns verlaufen.
Die drei wussten es nicht, jedenfalls noch nicht. Dabei war ich mir bei dem Gang mit den Waldbildern so sicher gewesen

"Wie lange noch?", fragte Arthur zum dritten Mal. Langsam bekam seine Stimme einen besorgten Unterton.

"Zwei Minuten", log ich. Ich hasste es zu Lügen, abgesehen davon hatte ich mir selbst versprochen Arthur nicht mehr anzulügen. Immerhin war er mein Freund. Mein Verlobter. Mein Freund. Mein Verlobter-Freund? Ach, keine Ahnung.
Kiana stellte sich neben mich, um besser flüstern zu können.

"Du weißt nicht, wo wir sind", stellte sie so leise fest, dass die Jungs hinter mir es unmöglich gehört haben konnten.

"Unfreiwillig! Ich dachte immer, ich würde den Weg wissen."

"Super, was jetzt?"

Die Frage stellte ich mir auch schon tausendmal.
Ich müsse einfach nur irgendeinen Punkt wiedererkenne. Ich war zwar schon oft hier langelaufen, aber nie in Richtung des Arbeitszimmers, dennoch musste es hier irgendwo sein. Unauffällig suchte ich weiter und führte meine Freunde in den nächsten Gang.
Wir mussten und zwar ständig verstecken vor irgendwelchen Wachmänner, hatten bisher jedoch immer Glück gehabt und wurden nicht entdeckt.

"Dieses Schloss ist sogar kleiner als Goodmores und du bist hier großgeworden, Cat. Wie kannst du dich hier nicht auskennen?", fragte Sebastian. Da kein Mensch in der Nähe zu sein schien, war es nicht schlimm, dass er etwas lauter sprach.
Ich wollte ihm gerade antworten, da fiel mir etwas anderes ins Auge.
Ein Gang.
Ja, ich wusste es. In diesem Schloss gab es unzählige Gänge, aber dieser Gang war besonders. Es war der einzige, den ich von allen anderen hier unterscheiden konnten.
Wie hatte ich nicht bemerkt, dass wir in dieser Richtung gelaufen waren? Mein Orientierungssinn war wirklich grauenhaft geworden.
Zum Arbeitszimmer mussten wir weiter geradeaus, wenigstens das wusste ich jetzt. So wichtig es auch war, dass wir so schnell wie möglich zum Arbeitszimmer fanden, als die beige Tür mit der kleinen Gravierung in der Mitte der oberen Hälfte zum Vorschein kam, war es für mich das wichtigste in diesem Moment.

"Zum Arbeitszimmer geht es weiter geradeaus. Geht schonmal vor", murmelte ich schnell. Meine Gedanken wirbelten mir aufgeregt im Kopf rum, sodass ich nicht mehr klar denken konnten.

"Geht schonmal vor? Du weißt schon, dass alles dagegenspricht, dich hier allein zurück zu lassen."

Arthur stoppte. Er zog mich ein bisschen von dir Tür weg, während er versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

"Catherine?"

Mein Blick ließ diesen Türknopf nicht los, ich wollte einfach nur in dieses Zimmer. Trotz meines sehr fokussierten Blickes, sah ich im Augenwinkel Arthur wie er besorgt zu den anderen schaute.

"Ist alles okay?"

"Besser noch", antwortete ich wieder. Konnte auch sein, dass ich es nur in meinem Kopf gesagt hatte, ich war zum Teil gar nicht mehr anwesend.

"Besser noch? Was läuft gerade mit dir falsch? "

Arthur und Kiana warfen Sebastian einen scharfen Blick zu, bis sie sich wieder zu mir wenden wollten. Nur leider hatte ich mich von meiner übertriebenen Freude leiten lassen und hatte die Holztür schon geöffnet gehabt.

"Was machst-"

Kiana brach mitten im Satz ab, sie hatte wohl ebenfalls die tiefen Stimmen gehört. Sie kamen näher, wir mussten weg.

"Beeilt euch!"

Ich war die erste, die in das Zimmer sprintete. Die anderen zögerten noch. Aber als auch sie keine andere Möglichkeit zum Verstecken fanden, kamen sie zu mir.
Die Tür schloss sich ganz leise.
Die Stimmen wurden erst lauter, dann fast neben uns und zu guter Letzt wurden sie leiser, bis sie nicht mehr zu hören waren.

Until there's nothing left Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt