Regen. Regen. Regen.
Es regnete nun schon seit zwei Wochen. Durchgehend. Der Himmel war düster und dicke Regenwolken prangten am Himmel.
Ich musste leicht grinsen. Der Himmel spiegelte meine Gefühle perfekt wieder. Es ist als würde er mit mir weinen. So als würde er das, was tief in mir drinne ist reflektieren und der ganzen Welt präsentieren.Auf irgendeine Art tröstete mich das etwas. Nicht viel, aber ein bisschen. Ich hatte das Gefühl, das wenigstens einer mich verstand.
Der Regen prasselte auf meinen großen durchsichtigen Plastikregenschirm und schien mit jeder Sekunde stärker zu werden.
Er wollte gar nicht mehr aufhören.
Schon seit ich mich vor ungefähr einer halben Stunde mit Songi, meiner wohl besten Freundin, getroffen hatte, hatte es bereits in strömen geregnet.
Wir hatten uns in einem kleinen schönen Cafe getroffen und geredet. Über all das was vorgefallen war und wie es mir damit ging. Wahrscheinlich hatten wir jetzt schon des 100 mal darüber geredet. Aber ich konnte trotzdem nicht darüber hinwegkommen. Ich konnte damit einfach nicht umgehen und fand auch keine Lösung, egal wie oft ich es durchdachte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und kamen immer wieder zu ihm zurück.
Es machte mich wütend, dass ich keine Lösung für dieses Problem fand. Keinen Weg raus. Ich steckte fest.
Das hatte ich auch versucht Songi zu erklären. Sie verstand mich und präsentierte mir eine Lösung, nur leider wusste ich überhaupt nichts damit anzufangen. Doch ihr gesagtes ging mir nicht mehr aus dem Kopf."Sarah, vielleicht ist es jetzt an der Zeit ihm zu vergeben. Du wirst sehen, dass es dir helfen wird, wenn du vergibst. Du kannst die Sache dann endlich loslassen. Natürlich ist es nicht vergessen, aber du wirst sehen von dir und von ihm wird eine große Last abfallen."
Vergeben also...
Songi hat das so einfach gesagt, als wäre es der Schlüssel für all meine Probleme.
Aber sie steckte ja nicht in meiner Situation drin. Natürlich hatte ich ihr alles erzählt, aber wie es wirklich war wusste doch nur ich. Es war schwer und schmerzvoll und ich wollte das nicht mehr.Ich lief weiter durch die hell beleuchteten Straßen Seouls. Es waren viele Menschen unterwegs, jeder mit einem Regenschirm ausgestattet. Und einer davon war ich und plöttlich drehten sich meine Gedanken nicht mehr um Jungkook oder das, was vorgefallen war, sondern um Vergebung.
Vergeben. War das wirklich so einfach, wie Songi erzählt hatte? Könnte ich dadurch die Sache endlich los lassen?
Und eine viel wichtigere Frage: Konnte ich ihm wirklich vergeben?
Konnte man jemanden, der einen verletzt hatte einfach so vergeben?
Konnte man einfach so den Leuten vergeben, die einen jahrelang geärgert und gemobbt hatten? Oder Menschen die einen belogen und betrogen hatten? Oder denen die einem sogar Gewalt angetan hatten?Wenn ich ehrlich war wusste ich es nicht.
Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Doch was hatte Songi gesagt?"Vergeben hieß nicht die Sache einfach zu vergessen, sondern die Sache loszulassen und einen Schritt auf sein gegenüber zu zugehen."
Aber warum musste ich diesen Schritt machen? Warum nicht er? Wo er mich doch so verletzt hatte. Das war doch nicht fair."Manchmal muss man eben selbst den ersten Schritt machen", hatte ich plötzlich die Stimme meiner Mutter im Ohr.
"Dae eomma, du hast ja Recht", sagte ich zu mir selbst und seufzte.Vielleicht hatte sie wirklich Recht. Vielleicht sollte wirklich ich diesen ersten Schritt machen, auf ihn zu gehen und ihm vergeben.
Denn zeigte nicht, das was er getan hatte, das wir alle eben Menschen sind die fehlerhaft sind und uns eben manchmal auch verletzen. Vielleicht ohne das wir es merken. Unsere Herzen sind eben nicht nur gut. Meines genau so wenig wie seins.Ich seufzte ergeben.
Okay ich würde es machen.
Am besten heute noch.
Mit diesem Entschluss packte ich meine Kopfhörer raus um etwas Worship auf dem Rest meines Heimwegs zu hören.
Ich spielte meine Playlist auf Shuffle ab und die ersten Töne erklungen in meinem Ohr und übertönten das laute prasseln des Regens."Cause we all make mistakes sometimes, and we all step across that line but nothings sweeter than the day we find forgiveness"
Ungläubig schaute ich das Display meines Handys an.
Okay das konnte kein Zufall sein. Gerade eben noch hatte ich darüber nachgedacht und nun hörte ich den Song "Forgiveness" spielen.
Das war eindeutig ein Zeichen.
Ich lauschte jedem Wort des Songs und hatte das Gefühl genau in diesem Lied die Antwort auf all meine Fragen zu finden. Auf einmal wusste ich genau was ich tun musste und ich wusste auch, dass es richtig war das zu tun. Es war zwar nicht einfach und ich hatte auch etwas angst aber ich würde es tun. Ihm vergeben.
Als das Lied mit den letzten Klängen endete, schaute ich hinauf zum düsteren Himmel, wo sich noch immer zahlreiche Regenwolken tummelten und musste lächeln."Ich vergebe dir"
Eine kleine Träne lief mir über die Wange und vermischte sich mit dem Regen, als sie von meiner Wange fiel.
Nun war ich mir sicher dass dieser kleine Satz wirklich der Schlüssel und der Weg in die Freiheit war. Ich kann nun endlich loslassen.
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Forgiveness _oneshot_
Short Story"Cause we all make mistakes sometimes and we all step across that line and nothings sweeter than the day we find forgiveness" -We all need forgiveness-