Karos PoV:
Bei der großen Hundewiese angekommen, setzten wir uns auf eine Bank, mit der man einen guten Überblick über den Park hatte, damit wir Lucie immer im Blick behalten konnten, während sie schnüffelte und mit anderen Hunden spielte.Meine Beine zitterten vor Nervosität. Wie würde Vivian bloß reagieren? Wir sie mir Vorwürfe machen, dass ich sie belogen hatte? Alles Fragen, über die ich mir besser keinen Kopf gemacht hätte, denn sie verstärkten meine Nervosität nur. Vivian wirkt im Gegensatz zu mir ziemlich entspannt, vielleicht ein wenig aufgeregt, aber ansonsten entspannt.
Da ich nicht wusste, wie ich beginnen sollte, sagte ich als Erstes: „Bitte sei nicht sauer auf mich, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe und ich dich mit einer falschen Information großgezogen habe. Ich hielt es einfach für den einfacheren und schmerzfreieren Weg für uns beide."
Meine kleine Schwester nickte und erwiderte zögerlich: „Versprechen kann ich natürlich nichts, aber ich werde es versuchen zu berücksichtigen. Ich glaube auch nicht, dass du je böse Absichten hattest. Ich denke eher, dass du eventuell falsche Entscheidungen getroffen haben könntest."
Ich nahm ihre Hand in meine und drückte sie einmal kurz.
„Okay ...", erwiderte ich und biss mir nachdenklich auf die Lippe.
„Ich weiß nicht, wie ich so recht anfangen soll. Es hat auf jeden Fall etwas mit dem Mädchen aus deinen Träumen zu tun."
Ich drehte meinen Kopf, sodass ich ihr in die Augen blicken konnte. Vorher hatte ich dies vermieden und nur auf meine Knie geschaut. Vivian guckte überrascht.
„Was ist mit ihr? Weißt du Genaueres über die Träume und die Entführung?"
Entschuldigend verzog ich den Mund und schüttelte langsam meinen Kopf.
„Nein. Wegen der Träume ist der Termin nachher und zu der Entführung weiß ich nicht mehr als du. Es ist nur das, dass wir beide dieses Mädchen persönlich kennen. Sie heißt Sonja und ihr ursprünglicher Nachname ist ebenfalls Aigner."„
W-wie kann das sein?", stammelte Vivian verwirrt und erschrocken zugleich. „Ich dachte, unsere Eltern hätten beide keine Geschwister gehabt und dass wir daher keine Cousins haben."
Mein Bein zitterte stärker.
„Das ist auch richtig. Vivian, ... D-du, wohl eher w-wir haben eine Sch-Sch-Schw-Schwester."
Eine Träne der Erleichterung, darüber, das ich es endlich ausgesprochen hatte, rann mir über die Wange.
Keine klare Emotion war in Vivians Gesichtsausdruck zu erkennen. Es wirkte wie ein reines Chaos aus Gefühlen und Gedanken.„Aber wenn wir eine gemeinsame Schwester haben und ich sie angeblich auch persönlich kennen soll, wer ist sie? Ich wüsste nicht, dass ich mich an jemanden, der so aussieht, erinnere."
Ich nahm ihre Hände in meine und antwortete: „Du, erinnerst dich doch noch an deine Freundin, von der du beim Umzug zu mir getrennt wurdest. Sie war nie deine Freundin. Sie war auch nie deine beste Freundin. Sie ist deine -"
„- Schwester", beendete sie mit zitternder Stimme meinen Satz.
Während eine weitere Träne mein Auge verließ und über meine Wange kullerte, nickte ich leicht und schaute ihr tief in die Augen.
„Sie ist noch mehr. Sie ist nicht nur unsere gemeinsame Schwester. Sie ist deine Zwillingsschwester."
Vivian rückte ein wenig von mir ab. Ihre Augen starrten mich voller Schock, weit aufgerissen an. Sie stammelte irgendetwas, bekam aber kein Wort hinaus. Schlussendlich sprang sie von der Bank auf und rann in Richtung vom Wald, der an die Hundewiese angrenzt. Lucie bemerkte dies und rannte ihr hinterher.Nun saß ich dort alleine. Meine Schwester und mein Hund waren gemeinsam weggerannt, weil ich es vor Jahren nicht gepeilt habe, wie dämlich es ist, meiner kleinen Schwester vorzuenthalten, dass sie eine Zwillingsschwester hat. Plötzlich überrollte mich ein riesigen Schwall an Schuldgefühlen und Flashbacks, weshalb ich haltlos anfing zu heulen. Ich versuchte damit zu aufzuhören, da es mir hier im Park vor all den Menschen ein wenig unangenehm war, aber es ging nicht. Ich musste einfach alles rauslassen.
Nach einiger Zeit tippte mir jemand vorsichtig auf die Schulter. Ich hob meinen Kopf und blickte direkt in Vivians grüne Augen. Eine angenehme Wärme der Erleichterung breitete sich in meinem Körper aus. Sie schloss mich ein, die Arme und wir verharrten einige Sekunden lang so. Ein letztes Mal schluchzte ich noch, bevor wir uns wieder voneinander lösten. Danach wischte ich mir die Tränen vom Gesicht, fing aber direkt wieder an ein paar Tränen zu vergießen. Diesmal war es Vivian, die mir sie mir wegwischte.
„Es ist okay. Ich bin dir nicht böse. Es war nur so, dass ich ziemlich überfordert mit der Information war und ich wusste einfach nicht, wie ich reagieren sollte. Da ist es einfach in mich gefahren und deshalb bin ich weggerannt. Du wirst schließlich deine Gründe haben, weswegen du es mir verschwiegen hattest, zudem wirst du mir hoffentlich auch irgendwann erklären, warum du es mir verschwiegen hattest."
Diesmal war ich es, die sie umarmte. Es war absolut nicht selbstverständlich, so eine Reaktion zu bekommnen. Schließlich hatte ich sie ihr Leben lang belogen und mit einem falschen Wissen groß gezogen.
Vorsichtig löste ich mich aus der Umarmung und äußerte den Vorschlag, dass wir alles weiter zu Hause bereden könnten. Vivian fand diese Idee gut und Lucie offensichtlich auch, denn sie sprang begeistert auf, als sie merkte, dass es wieder Richtung Heimat ging.Hi,
dies habe ich als kleines Special schon jetzt hochgeladen :) Samstag wir höchstwahrscheinlich wir gewohnt das nächste Kapitel kommen.
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The Girl in my head
AdventureDie junge Vivian muss, als plötzlich ihre Schwester Karo Geheimnisse vor ihr hat, den Mut finden, sich den Problemen aus ihrer Vergangenheit zu stellen. Denn was passiert, wenn sie erfährt das dabei auch ihre Eltern involviert sind? Aber nicht nur d...