Ich wusste nicht, wie lange ich in der Dunkelheit gestanden und auf das Feuer im entfernten Camp der Jyger geblickt hatte. Ich wusste, dass ich mich bewegen sollte, um so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Aber ich war wie festgefroren auf dem Boden.
Wie oft hatte ich mich gefragt, wie Frauen es zulassen konnten, sich abhängig von Männern zu machen und schlussendlich doch immer nur wieder enttäuscht zu werden. Und jetzt hatte ich genau dasselbe getan. Ersteres war zwar ein wenig unfreiwillig. Aber dennoch hatte ich ohne es zu bemerken, etwas empfunden. Und das obwohl ich ihn eigentlich gar nicht kannte. Allerdings hatte ich das Gefühl, als wäre ich einem alten Freund begegnet. Als würden wir einfach zusammengehören.
Und ich wusste, dass das wahrscheinlich nur aufgrund der Tatsache war, dass wir uns irgendwie gegenseitig brauchten, um zu überleben. Aber es war da.Erst jetzt fiel mir auf, dass er der Einzige war, der hätte verhindern können, dass das Feuer mich vernichtet. Jetzt schon brannte es stärker als jemals zuvor in mir. Und jetzt war er weg. Mit keiner Intension je wieder zu kommen. Allerdings würde ihn das auch vernichten. Warum also sollte er so etwas tun? Hatte er mich etwa so schrecklich gefunden, dass er lieber sterben würde, als Zeit mit mir zu verbringen?
Energisch schüttelte ich den Kopf. Die Tatsache, dass er mich zu solchen Gedanken getrieben hatte, machte mir Sorgen. Aber das würde jetzt aufhören.
Ich hatte meinen Entschluss gefasst und war bereit zu gehen. Da fiel mir ein, dass ich etwas vergessen hatte.
Mein Herz setzte einen Schlag auf und ich spürte die Panik in mir hochkriechen. Charles! Er war immer noch im Camp. Durch dieses komische Aufeinandertreffen mit Lucian hatte ich ihn ganz vergessen.Mein Atem bildete kleine Wölkchen, als ich wieder auf das Camp zurückblickte und meine Möglichkeiten eruierte. Es war riskant zurückzugehen, schließlich war ich jetzt wieder dem Geräusch ausgesetzt. Schließlich war Lucian ja nicht mehr da.
Ich stieß einen frustrierten Laut aus und stampfte mit meinem Fuß auf den gefrorenen Boden. Das Feuer befeuerte meine Wut. Warum musste er auch alles so kompliziert machen? Er hatte mich gefunden, mir sogar zum Fliehen verholfen. Und war er einfach abgehauen. Obwohl der Sinn dieser ganzen Reise war, ihn zu finden. Ich hatte alle in Gefahr gebracht, nur damit er jetzt uns beide sterben ließ. Mein Leben war abhängig von einer anderen Person. Und dann auch noch einer Person, die höchst unzuverlässig war.
Ich ließ dem Feuer seinen Lauf und versuchte es nur ein kleines bisschen frei zu lassen. So, dass es nur durch meine Hände strömte. Und schon war alles um mich herum geschmolzen. Ich glühte und spürte wie die Macht des Feuers mich durchströmte. Ungläubig lachend drehte ich mich im Kreis.Vorher dachte ich, dass meine Situation verzwickt war, dabei wusste ich da noch gar nicht, wie verzwickt es werden würde. Tatsächlich war die einzige Konstante in meinem Leben das Feuer. Nicht einmal meine Freunde und Familie konnte ich beschützen. Nein, ich brachte sie eher in Gefahr.
„Saph?" Eine zarte Stimme unterbrach meine Gedanken und holte mich zurück in die Realität. Ich hielt das Feuer zurück und wartete einige Sekunden, bis ich mich wieder im Griff hatte, dann öffnete ich die Augen. Und war überrascht Mair vor mir zu sehen.
Sie fiel mir um den Hals und schluchzte, während ich ungläubig meine Arme um sie schloss.
„Wir dachten schon, wir hätten dich verloren. Du und Charles, ihr wart beide auf einmal verschwunden. Wir haben uns solche Sorgen gemacht."Ich strich langsam über ihren Rücken und drückte mich dann ein wenig von ihr, um ihr in die Augen zu sehen.
„Das sagst du, ich war auf einmal alleine und bin in einem Camp voller Jyger aufgewacht", erwiderte ich. Bevor sie aber darauf eingehen konnte, meinte ich: „Charles war auch da. Und er ist immer noch da. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn da rausholen soll."
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Iced Fire
Fantasy"Es gibt da eine Sache, die wir dir nie erzählt haben. Als du geboren wurdest, warst du am Erfrieren. Das Feuer hat dich gerettet, doch jetzt fängt es an, dich zu töten." Saphira - dickköpfig und unabhängig - hat ihr Leben lang als Teil des Königsha...