Kapitel 31.

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In meinem Kopf ist nichts kaputt!

Sie wog den Kopf leicht hin und her.

,,Wollte einen Abstecher nach Chalkis machen, da stehen nämlich ein paar feindlich gesinnte Krieger von der Nachbarstadt, Eretria, vor ihren Toren, das will ich mir echt nicht entgehen lassen. Willste mit? Wird bestimmt lustig, ich würde ja die beiden Idioten von deinen Söhnen fragen, aber die sind mir dann doch zu anstrengend und nervig, kommen ganz nach dir."

-

Trocken sah ich meine Zwillingsschwester an. ,,Ich hab was Wichtigeres zu tun."

,,Wichtiger als eine gute, blutige Schlacht?"

,,Definitiv."

Sie schnalzte unzufrieden.

,,Wann bist du langweilig geworden, βλάκας*? Dann frag ich halt Eris, die ist sowieso viel lustiger als du, und sie hat einen besseren Humor. Viel Spaß beim rum Vögeln mit der Schönheitsfanatikerin, oder was auch immer du machst." Schneller als ich gucken konnte marschierte sie mit einem fast schon bösartigen gackern davon. ,,Du wirst was verpassen, Langweiler. Das wird so einen Spaß machen! Und du wirst es verpassen! Ich sorg dafür, dass die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wird, ja, das ist ein guter Plan. Der Beste, meine ich!" Wieder ein zynisches Lachen, als sie auch schon um die Ecke verschwand und ich meinen Weg fortsetzte.

,,Viel Spaß...", brummte ich eher zu mir selbst.

Sollte Enyo nur ihr Ding durchziehen und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Ich hatte –leider– besseres zu tun. Es mussten zwei Riesen verprügelt werden. Das würde keine leichte Aufgabe werden, doch ich war besser als die beiden.

Ich hätte mich nicht mehr irren können...
Mein überstürztes Handeln ist manchmal –oder sehr oft– ein Fluch. Ein Verhängnisvoller Fluch.

~

Die Lichtung - umgeben von einem Recht großen Pinienwald - rückte näher, der Wind fegte durch die flammenden Mähnen der schwarzen, feuerspeienden Pferde, fingen kleine Funken ein, die sich im Wind verloren. Die Tiere zogen meinen Streitwagen kräftig voran, eine starke Böen peitschte mir durchs Gesicht. Einzelne Wolkenfetzen hingen dunkel im blauen Himmel, wirkten fast wie schwarze Löcher, die ihre Krallen in das himmelblau schlugen - sicherlich hatte es etwas mit Zeus schlechter Laune zu tun.

Selbst von hier oben, über den Wolken, konnte ich Otis und Ephialtes sehen, deren grünes und Lilianes Haar mit Silber und Goldmünzen geflochten war, welche im Sonnenlicht glänzten, denn klein waren die beide nicht gerade - wenn auch kleiner als ihre Geschwister.

Mein Griff um die rauen, leicht durch gescheuerten Lederzügel wurde fester. Ich war entschlossenen das durch zu ziehen, doch das Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben, blieb mir ihm Gedächtnis hängen. Aber was könnte ich vergessen haben?

Ich wusste es nicht. Loslassen tat es mich dennoch nicht, es verfolgte mich wie ein Schatten; unbemerkt, dennoch war er da. Ein ständiger, stummer Begleiter in der kalten, bitteren Realität, die ein jeden heimsuchte.

Kopfschüttelnd verwarf ich das Gefühl, ebenso wie das schlechte Gewissen gegenüber Dite, welches ich in die letzte Ecke meines Kopfes sperrte. Später könnte ich vielleicht mit ihr reden, darüber, dass ich sie bei meinem Entschluss, und dem Gefasel im Thronsaal - als einzige - nicht gemeint hatte. Ob sie das wusste? Sicher.

Meine Gedanken wurden jäh zurückgeholt, als ich meinen Kriegswagen herab steigen ließ, wie ein Zeichen des Todes, den er in jeder Schlacht brachte. Die grünen Baumspitzen rauschten an mir vorbei, während ich nah an der Lichtung landete, wo ich ohne große Überlegungen raussprang, den Speer fest in den Händen.

Der Verbannte Gott   /·der Hobbit·/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt