Kapitel 1

38 0 0
                                    

Alles um mich herum war bereits in die Dunkelheit der Nacht getaucht. Nur die Straßenlaternen erfüllten die Gehwege mit einem matten Licht. Ich genoss die stille um mich herum, wie ich es jeden Abend tat, wenn ich durch die Straßen schlenderte. Es war quasi schon zu so einer Art Tradition geworden. Der einzige Grund für mich, nicht rauszugehen war, wenn es draußen stürmte und blitzte. Denn, wenn es einer gab, was ich nicht mochte, dann waren es Gewitter.

Zielstrebig steuerte ich auf eine Bank zu, die unter einer der Straßenlaternen stand. Es war meine Lieblingsbank seit 3 Jahren. Sie war abgelegen, man hatte dennoch eine gute Sicht auf die Straße und sie war selbst nachts nicht komplett im Dunkeln. Darauf legte ich sehr viel Wert, dass ich mich nachts nicht in irgendwelchen dunklen Nebengassen aufhielt. Besonders als Frau konnte das böse enden, wenn man einmal einen Blick in die fast täglichen Medien warf. Es gab kaum einen Tag, an dem nicht über irgendeine Frau berichtet wurde, die in irgendeinen Wald gezogen wurde und erst ein paar Tage später wieder auftauchte. Natürlich ließ ich mir dadurch nicht meine Leidenschaft nehmen, nachts die Ruhe der sonst so überfüllten Stadt zu genießen. Es gab für mich nichts Besseres.

Hin und wieder kamen zwar ein paar Passanten vorbei, doch große Aufmerksamkeit schenkten sie mir nicht. Nur ein Typ schien Interesse an mir zu haben. Er musterte mich von oben bis unten hielt sich jedoch größtenteils im Dunkel der Nacht auf. Irgendwoher kam er mir bekannt vor, doch ich konnte sein Gesicht nicht einordnen. Sein Blick ließ mich nicht eine Sekunde los. Langsam wurde es mir unangenehm, da er mich gefühlt in Gedanken halb auszog. Unsicher zog ich meine Jacke, die ich beim Rausgehen nur flüchtig übergeworfen hatte, enger zu. Solltest du nicht schon daheim sein?, fragte er mit einem lässigen Lächeln, was mich noch unsicherer machte. Was sollte ich einem Wildfremden schon großartig antworten? Klar müsste ich zuhause sein, nur weiß niemand, dass ich noch draußen bin? Damit würde ich ihm eine einwandfreie Vorlage geben, um alles mit mir anzustellen, was er wollte. Ist das nicht meine Sache?, entgegnete ich etwas pampiger, als es gewollt war.

Erneut musterte er mich, diesmal jedoch mit einem verwirrten Blick. Anscheinend hatte er nicht mit solch einer Antwort gerechnet. Nun etwas selbstbewusster ließ ich meinen Blick ein letztes Mal über ihn schweifen, bevor ich mich umdrehte und auf den Weg nach Hause machte. Ich konnte seinen durchbohrenden Blick in meinem Rücken spüren, was mir eine Gänsehaut verschaffte. Zügig ging ich weiter, ohne mich noch einmal umzudrehen und bog in die nächste Gasse ein. Es war mir äußerst unangenehm in einer unbeleuchteten Gasse zu gehen, doch das war die einzige Möglichkeit, wie ich ihm und vor allem seinen Blicken entkommen konnte. Immer wieder schaute ich mich hektisch um. Vor jeder weiteren noch kleineren Seitengasse machte ich halt und horchte erst einmal, ob irgendwas zu hören war. Doch jedes Mal war es ruhig, fast schon zu ruhig.

Man könnte meinen die Stadt wäre komplett unbewohnt. Nirgendwo leuchtete auch nur die kleinste Lichtquelle in einem Haus. Überall waren die Rollladen heruntergelassen. Als es hinter mir knackte blieb ich wie versteift stehen. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, auch wenn das vermutlich die klügere Entscheidung gewesen wäre. Aufmerksam lauschte ich, ob ein erneutes Geräusch zu hören war, doch die ursprüngliche Ruhe war wieder eingekehrt. Hastig griff ich nach meinem Handy in der Jackentasche. Es blinkte bereits und signalisierte damit eine neue Nachricht. Ich überlegte kurz, ob ich es wirklich riskieren sollte die Dunkelheit mit dem hellen Display zu durchbrechen. Ich entschied mich jedoch letztendlich dafür, immerhin hatte ich nichts zu verlieren. Nebenbei beschleunigte ich meinen Schritt ein wenig, um von dem unheimlichen Knacken hinter mir weg zu kommen.

Das Messangersymbol zierte eine kleine rote eins. Die eingegangene Nachricht war mir jedoch momentan vollkommen egal. Zu allererst wollte ich jemanden anrufen, damit wenigstens jemand zuhören konnte, wenn ich von einer fremden Hand in die nächste noch engere Seitengasse gezogen wurde. Nachdenklich scrollte ich durch die Kontakte und hielt schließlich bei der Nummer meiner besten Freundin inne. Sie war mit Sicherheit noch wach und bei ihr würde ich auch nicht in Erklärungsnöte kommen, weshalb ich zu solch einer späten Uhrzeit noch allein draußen war. Es klingelte nur 2 Mal bevor sie abhob, als hätte sie bereits zuhause gesessen und nur auf meinen Anruf gewartet. Hey Jane. Was gibts?, fragte sie, wie immer gut gelaunt. Ich überlegte ihr kurz, ob ich ihr die komplette Geschichte erzählen sollte. Da ich jedoch nicht wusste, ob ich allein war entschied ich mich für eine äußerst knappe Aussage. Ich bin noch unterwegs und hatte einfach Lust auf ein wenig Plaudern. Natürlich konnte sie sich denken, dass das nicht die volle Wahrheit war, doch sie gab sich damit zufrieden. Kurz herrschte Stille und ich glaubte erneut etwas hinter mir zu hören, was mich zunehmend panisch werden ließ. Gibts bei dir was neues?, versuchte ich die Stille zu brechen, doch zu meiner Enttäuschung hatte Rilay nicht wirklich etwas zu berichten. Konnte möglicherweise daran liegen, dass wir ohnehin fast jeden Tag schrieben und somit die heißesten News des anderen immer sofort kannten. Und bei dir? Wie stehts mit Jack?

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Mar 26, 2021 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Versuchung bei NachtWhere stories live. Discover now