Epilog - 24 Stunden

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Es dauerte keine 24 Stunden, bis die Lakaien Raven Dreads Anakin aufgespürt hatten. Nur weitere vier Stunden brauchten sie, um ihm auf die Schliche zu kommen, ohne dass er davon etwas mitbekam. Als schien es ihn nicht zu kümmern, dass ihm die Schergen des Imperators dicht auf den Fersen waren.

Seine Sinne waren kein Entkommen für ihn. Sie hatten ihn im Stich gelassen. Und als er der Gefahr schließlich ins Auge blickte, wurde ihm klar, dass er versagt hatte.

Doch er war ein Jedi-Ritter. Und ein Jedi ging nicht kampflos unter. Anakin hatte sein Gefühlschaos noch nicht unter Kontrolle bekommen. Unglaubliche Wut brodelte in seiner Brust. Wut, so mächtig, dass sie eine ganze Armee hätte vernichten können. In der dunklen Stunde, von übermächtigen Feinden umzingelt, tat er das, was jeder andere Jedi an seiner Stelle vermieden hätte. Er beschloss zu kämpfen. Bis zum Tod wenn es sein musste.

Es war tiefste Nacht. Doch die Verhältnisse waren anders als sonst. Es war totenstill. Sehr ungewöhnlich für Coruscant.

Und wie sich die ersten Krieger aus den Schatten hervortrauten, war er vorbereitet. Ein Dutzend gegen einen. Für jeden anderen aussichtslos. Doch er war nicht irgendjemand. Er war Anakin Skywalker, der Auserwählte. Und so forderte er sein Schicksal heraus.

Als die ersten Lasersalven auf ihn abgelassen wurden, war er bereit sein Leben zu riskieren. Irrsinnig. Leichtfertig.

Es war wie ein Spiel. Ein Spiel, aus dem er entweder als Sieger oder Verlierer hervorgehen würde. Doch er würde einen großen Preis für sein Verlieren bezahlen müssen. Die Chance heute sein Leben zu verlieren, war größer, als jemals zuvor.

Davon ließ sich der junge Mann jedoch nicht abhalten. Beinahe übermütig stürzte er sich in die Schlacht.

Jeder Schlag war Stärke.

Jeder Atemzug war Freiheit.

Jeder Tod war Macht.

Beinahe schien er danach zu dürsten. Er wollte ihr Blut auf dem Boden, ihre leblosen Körper zucken sehen und die aufgeschreckten Augen sollten seine Silhouette sehen, bevor sie starben. Er wollte sie tot sehen. Sie alle. Ohne ihre Beweggründe zu kennen. Ohne zu wissen, wer sie überhaupt waren. Es war ein Verlangen in seiner Brust, das er bis zu diesem Moment noch nie gespürt hatte. Es brannte heißer als eine Flamme und wurde mit jedem leblosen Körper größer, stärker und mächtiger.

Er schlug in die Dunkelheit und bemerkte viel zu spät, dass sie bereits alle fort waren. Tot, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Aber es kümmerte ihn nicht.

Auch die Frau kümmerte ihn nicht, die ihn von den erleuchteten Dächern aus beobachtete. Wahrscheinlich die ganze Zeit beobachtet hatte.

Und als sie plötzlich am Fuße des Hauses stand und zu ihm aufblickte, sah er zum ersten Mal in ihre Augen und erschauderte. Sie waren ihm völlig fremd und er war sich sicher, dass dies der Dämon aus seinen Alpträumen war, der ihn jede Nacht aufs neue aufsuchte. Nun war er gekommen, um ihn zu holen.

Aber er wollte sich nicht ergeben. Er wollte fort. Fort von ihr. Seine Füße, die bisher so perfekt mit ihm im Einklang gewesen waren, versagten ihm den Dienst. Wie festgefroren stand er da und zuckte nicht einmal zurück, als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte. Beinahe freundschaftlich.
Er war völlig verunsichert. Wusste nicht, was diese Geste zu bedeuten hatte und machte sich nicht die Mühe, die wahre Bedeutung zu erkennen. Erst, als die blauen Blitze aus ihren Fingern schleuderten, um ihn zu foltern, erwachte er aus seiner Starre. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.

Doch es war zu spät. Zu spät um sich zu verteidigen. Zu spät um einen letzten Gedanken an seine Geliebte zu verschwenden. Zu spät um einen Moment innezuhalten.

Schatten des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt