willst du meine klette sein? [tödlicher dreibeinlauf I]

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Typisch! Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen alle schlechte Laune hatten. Außer Harley. Unser kleines Maskottchen, alias 8-jähriger Sohn des Hephaistos, hatte sich dieses wunderbare Spiel ausgedacht und weil keiner ihm einen Wunsch abschlagen konnte, wenn er einen so traurig anblickte, mussten wir dieses erbsenhirnige Spiel spielen.

Wie kommt man auf so eine Idee?  

Man hört es ja schon am Namen: Der tödliche Dreibeinlauf. Viel Spaß dabei, werdet ganz sicher nicht sterben... Und meine Geschwister und ich müssen dann alle wieder zusammenflicken, danke dafür.

Ich trat aus der Apollo-Hütte, in der Hand ein Päckchen CapriSonne, was ich entsorgen wollte.

„Hey, Sonnenscheinchen! Was ziehst du so ein Gesicht wie einen Monat Regenwetter?", rief Nico mir vom Eingang der Hadeshütte aus zu. Er winkte mich zu sich herüber. Ich sah bis hier sein strahlendes Lächeln und das erhellte meine gerade etwas wolkige Welt dann doch sehr.

Sein Lächeln war häufiger geworden und auch die Ringe unter seinen Augen waren verschwunden. Natürlich war er immer noch nicht die Grinsekatze schlechthin, aber sein Sarkasmus, gespickt mit schlechten Wortwitzen und zynischen Bemerkungen, machte sich immer mehr bemerkbar. Nervig, aber süß.

Ich schlenderte langsam zu ihm herüber. Ich wusste, dass er es hasste, wenn man ihn warten ließ.

„Boah, Will, du Trantüte, ich hetze dir gleich ein paar Zombies auf den Hals. Mal sehen, ob du deinen Hintern dann schneller hier herüber bewegst.", schrie Nico noch einmal durchs halbe Camp. 

Selbstbewusster war er auch geworden. Nicht mehr ganz der Junge, der sich in den Schatten versteckte. Ich mochte das, aber dadurch wurde er nur noch nerviger.

„Gib's zu, du willst doch sowieso nur wegen meinem Hintern, dass ich herkomme!", antwortete ich zwinkernd.

Inzwischen war ich schon beinahe bei ihm angekommen, unsere flirtige Auseinandersetzung hatte trotzdem die meisten Camper mitbekommen. Ein Typ, der gerade die Stacheldrahtfallen bei der Areshütte erneuerte, hielt mitten in seiner Arbeit inne und sein Gehirn schien zum Stillstand zu kommen.  Vor der Aphorditehütte hockten zwei Mädchen auf der Treppe, jetzt fingen sie an zu kichern. Cecil und Lou Ellen saßen auf dem flachen Dach der Hermeshütte. Als sie meinen Blick auffingen, begannen sie, wie wild mit den Augenbrauen zu wackeln.

Ich schickte unauffällig eine obszöne Geste in ihre Geste, was sie allerdings nur weiterlachen ließ.

Bei der Hadeshütte angekommen, stellte ich mich neben Nico, dessen Wangen etwas rot angelaufen waren.

 „Touché", sagte er nun leise und ich lachte.

„Tja, mein Liebster, leg dich nicht mit mir an."

Nico schien sich wieder etwas gefangen zu haben, denn der Schalk blitzte wieder in seinen Augen und seine Wangen hatten auch wieder ihre normale Farbe angenommen

„Und was, wenn du Recht hast?", feixte er und nun war es an mir, rot zu werden. Ich hustete, um  meine Verlegenheit zu verbergen und stützte mich mit dem Arm auf seine Schulter, als wäre der Sohn des Hades ein Beistelltisch. &qout

Er sah mich immer noch grinsend an, offensichtlich erfreut über seinen Triumph.

Ich mochte zwar ein Arzt sein und das Wichtigste für mich war, Menschen zu helfen, aber gegen Nico ein Wortgefecht zu verlieren, egal wie gut es ihm gefiel, zu gewinnen, war mir dann doch zu viel.

Ich hob meine Hand mit der CapriSonnen-Packung und zeigte sie ihm.

„Also..., CapriSonne ist gerade aus. Magst du vielleicht auch SunnyD?", schoss ich zurück.

In Nicos Kopf ratterte es sichtbar. Normalerweise war er es mit den schlechten Wortspielen, aber nachdem ich ihn mit einem lasziven Grinsen und dreckigem Augenbrauenwackeln bedacht hatte, verstand auch er diesen mehr als nur schlechten Anmachspruch.

Sein Gesicht war so rot, dass ich dachte, es würde gleich Feuer fangen. Ich sah mich schonmal feixend nach einem Wassereimer um.

Nicos Lippens waren fest zusammengepresst, eine Mischung aus Ich-muss-mein-Grinsen-verstecken und Wenn-ich-meinen-Mund-öffne-kommt-Kotze-raus. Wenn es letzteres wäre, wäre ich dann doch ziemlich beleidigt.

Seine Augenlider waren gesenkt, seine schwarzen Stiefel hatten wohl ein Eigenleben entwickelt, so interessiert, wie er darauf starrte.

Dann sah er mich aber doch mit glühenden Wangen und lodernden Augen an und schubste meinen Arme von seiner Schulter. Er stellte sich ein bisschen auf die Zehenspitzen und drücke mir einen kurzen Kuss auf den Mund. 

Ich lächelte.

„Tja, so bringt man dich zum Schweigen, meine liebe nervige Hälfte."

„Und soll das jeder so machen?", reizte ich ihn. Er funkelte mich böse an, verdrehte dann die Augen. 

Nun beugte ich mich zu ihm herunter, um ihm einen Kuss aufzudrücken.

„Awww", hörten wir von den Mädchen vor der Aphro-Hütte. Meine Wangen wurden warm, aber ich lächelte Nico einfach an, der den zweien Todesblicke zuwarf. Das brachte sie dann auch zum Verstummen.

„Alle mal herhören!", rief da Chiron. „Harley hier erklärt euch jetzt das Spiel, das wir heute spielen." 

Alle Camper, die vorher nur herumhangen und Waffen polierten, sprangen auf und scharten sich um Chiron und den kleinen Vulkanier.

„Das wirst du mir noch büßen", flüsterte Nico mir zu. Ich lächelte ihn nur lieblich an.

Und so erklärte Harley den Tödlichen Dreibeinlauf. Mein, nun sterblicher Dad, musste auch teilnehmen, sichtlich ängstlich und unerfreut, an der Seite von diesem frechen und leicht aggressiven Mädchens. Ich mochte sie irgendwie. 

Beim Tödlichen Dreibeinlauf wurden wir also alle ins Labyrinth geschickt (das regelmäßig Leute killt & Unmengen Monstern enthält), mussten goldenes Obst finden, das wir nicht einmal essen durften und waren dazu noch dreibeinig unterwegs, gekettet an einen unseren buddy, wie beim Buddy-System. Das war der einzige Teil des Spiels, der mir gefiel. 

Ich stütze wieder meinen Ellbogen auf Nicos Schulter ab, das war inzwischen zu einer meiner Lieblingspositionen geworden. Er jedoch schüttelte mich ab, seine Lieblingsposition war das anscheinend nicht. 

Ich sah meinen Dad zu uns herüberspähen. Ich hoffte, er hatte nichts gegen uns, aber bei ihm könnte ich es mir von allen sowieso am wenigsten vorstellen. Seht euch einfach mal seine Vorgeschichte an.

Um Nico weiter zu nerven, schlang ich also meine Arme von hinten um ihn und stützte mein Kinn vorsichtig auf seinen Kopf, darauf achtend, es nicht in seinen Schädel zu hacken.

Zu meinem Glück und meiner Überraschung wehrte Nico sich nicht dagegen, sondern kuschelte sich wie ein kleines Kätzchen ein bisschen mehr in meine Umarmung.

„Willst du meine Klette sein?", hauchte ich in Nicos Ohr. 

„Du bist ein Blödmann", verkündete Nico. &qout

༶•┈┈⛧┈♛
nachtrag 03.11.21:
ich entschuldige mich hiermit aufrichtig und aus vollem herzen für diesen schrecklichen horror-kalauer, den vergangenheits-july irgendwann mal auf twitter oder so gelesen hat.
i'm so sorry!
damals dachte sie wohl, der wäre lustig.
ist er aber nicht.

nach einem heftigen cringe-anfall heute meinerseits muss ich wohl asche auf mein haupt streuen und mich in demut und scham in die ecke stellen.

attention: das ist, was das awkward-past-syndrom mit dir macht!
ich stelle es nur nicht offline, weil es teil einer 'reihe' ist und der rest nicht komplett aus dem arsch gezogen ist xD

solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt