Kapitel 9

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AZRIEL

Meine blauen Trichtersteine glühten bei der Landung im Garten des Stadthauses. Die Luft um uns herum wurde aufgewirbelt  - Die Äste der Bäume und Blütenblätter raschelten bei dem plötzlichen Luftstrom. Cassians schallendes Gelächter beim Anblick der verschreckten Frauen ließ Rhys grinsen. Seine Augen hefteten sich auf die High Lady, die nach einem kurzen Moment der Verwunderung lächelte und auf Rhys zukam. Ich zog meine Flügel an und ging einen Schritt zur Seite. Cassian machte es mir nach.

»Ladies«, sagte Cassian zur Begrüßung, charmant wie eh und je. Er blickte die Damen nacheinander an, nicht minder weil dort Nesta stand. Ich folgte seinem Blick, und sah, wie er länger bei ihr verweilte, als bei den anderen. Sie sah meinen Bruder mit einer solchen Glut an, dass es mir die Sprache verschlug. Es war keine Wut zu sehen; es war eine andere Art Feuer, die ich nicht zu deuten vermochte. Doch, noch etwas anderes brachte mich und meine Schatten aus dem Konzept. Wer war diese Fae neben Nesta?

Cassians Blick hing noch immer an Nesta, als ich einen Schritt nach vorne machte. Ich blickte Elain kurz lächelnd an, bevor mein Blick wieder zu der Fae in dem hellblauen Kleid schnellte. Feyre lachte leise über etwas, was wohl Rhysand gesagt haben musste, ehe sie sich zwischen mich und Cassian stellte und jeweils eine Hand auf unsere Arme legte.

»Meine Herren, hat euch niemand gesagt, dass man eine Party unter Frauen nicht stört?«, sagte sie und zwinkerte der unbekannten Fae zu. Diese lächelte verlegen und senkte langsam den Kopf.

Cassian räusperte sich und machte einen Schritt zu der Fae. Diese merkwürdige Geste fiel nicht nur mir auf - plötzlich waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Auch die der Fae-Frau. Doch sie schien nicht verängstigt oder überrascht, sondern lächelte Cassian bloß an.

»Melany, ich hoffe es geht Euch bereits besser«, sagte Cassian. Ich zog die Augenbrauen hoch und schaute zwischen ihnen hin und her. »Ihr habt uns alle neulich ziemlich verschreckt.«

»Vielen Dank, General, ja mir geht es schon viel besser«, sagte die Fae - Melany. Und anscheinend kannten sie und Cassian sich. »Meine Cousine hat mich über Euren Besuch informiert. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Dennoch bedanke ich mich ganz herzlich, es war sehr freundlich von Ihnen.«

»Das war nicht der Rede wert«, sagte Cassian bloß so charmant wie immer und machte eine wegwerfende Bewegung.

»Was war denn neulich, Mel?«, fragte nun auch Nesta. Ich konnte es kaum fassen, als ich die Besorgnis in ihren Augen sah. Doch Melany schien überhaupt nicht angetan von der Situation. Stattdessen verlagerte sie nervös ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

»Ihr kennt euch?«, fragte Cassian und schien in dem Moment erst bewusst zu werden, dass Melany inmitten unserer Familie stand. Nesta schaute schnell zu Cassian, ehe ihr Blick wieder voll und ganz Melany galt. Noch immer diese ungewöhnliche Besorgnis in ihren Augen.

»Ja«, sagte Elain und ließ sich wieder auf den Sessel hinter ihr sinken. Sie legte die Hand auf ihren Bauch und zog die Augenbrauen zusammen. Die Aussage von Cassian schien sie ebenso zu verwirren.

Cassian nickte. Das einzige Anzeichen für sein Erstaunen war die gerunzelte Stirn und das abwechselnde hin und herschauen zwischen Nesta und Melany. Er wandte sich an Nesta und beantwortete ihre Frage von vorhin. »Sie wurde von einem Fae der Höhlenstadt angegriffen.«

»Was?«, riefen die drei Archeron Schwestern gleichzeitig aus. Melany schien noch viel unbehaglicher zu werden als vorher. Cassian blickte abwägend zu der High Fae, wie als würde er die plötzliche Aufregung nicht verstehen. Diese Information schien nicht jeder zu kennen. Und obwohl ich über den Vorfall am Tag der Hofversammlung Bescheid wusste, wunderte es mich doch, dass ausgerechnet diese Fae vor mir darin verwickelt gewesen war. Ich sah verwirrt zu Rhysand, der jedoch bereits einige Schritte auf Melany zuging.

Der Ruf des SchattensängersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt