18. Der Beginn der Reise

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18. Der  Beginn der Reise

 Ich war noch bis am frühen Abend bei Mira gewesen und wir hatten darüber diskutiert, ob uns unser Vorhaben wohl gelingen würde, doch wir waren zu keinem Schluss gekommen. Während Mira immer optimistischer wurde und davon überzeugt war, dass wir das schaffen würden, wurde ich immer verzweifelter und mein Gefühl, dass wir etwas übersehen hatten, wuchs stetig. Ich bekam langsam Panik und während ich im Bett lag, damit meine Mutter dachte, ich würde schlafen, fragte mich immer mehr, wieso wir das überhaupt taten. Wieso sollten wir unser Leben aufs Spiel setzen, für einen Elfen, den wir nicht mal kannten? Hiess es nicht immer, dass Elfen so schrecklich wären? In der Schule hatten wir regelmässig Übungslektionen, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir einem Elfen begegnen würden und alle diese liefen darauf hinaus, dass wir so schnell wie möglich weg sollten.

Wieso also wollte ich unbedingt in ein Land voller Elfen und einen von diesen retten? Lag es vielleicht daran, dass Lily immer nur positiv über ihn gesprochen hat? Oder war es einfach nur die Tatsache, dass ich diesen Gruselgeschichten nie wirklich Beachtung geschenkt hatte? Während die anderen Kinder in der Schule immer empört den Geschichten gehorcht hatten, fand ich das einfach nur widerwertig. Ich mochte sie einfach nicht und war deshalb sehr froh, dass unsere Mutter uns auch mit solchen verschonte. Sie erzählte uns lieber wundervolle Märchen über die Traum- oder Zahnfeen und auch dem Osterhasen, die sie selber erfand. Das entsprach zwar ganz und gar nicht dem Standard, in welchem Feenkinder erzogen wurden, doch davon musste ja niemand wissen! Ja, vielleicht war es ja einfach die Tatsache, dass wir an sich schon eine spezielle Familie waren und ich schon immer die Fremde interessant fand und somit ergriff ich die Gelegenheit für ein Abenteuer und die Möglichkeit, etwas für Lily zu tun.

Und genau diese Gedanken munterten mich auf. Sie gaben mir Hoffnung und ein Ziel und immer mehr verschwand die Panik und machte dagegen einer Tatenlust Platz, die ich bisher noch nie erlebt hatte. Klar, nervös war ich trotzdem, doch immerhin hatte ich nun wieder so richtig Motivation und war bereit, los zu reisen. Angespannt horchte ich, ob meine Eltern vielleicht noch wach waren, doch ich konnte nur das leise Schnarchen meines Vaters hören. Also erhob ich mich leise aus meinem Bett, schnappte mir die Umhängetasche mit dem Proviant und den Ersatzkleidern und schlich mich vorsichtig aus meinem Zimmer. Dort verharrte ich noch einen Moment, denn ihr Zimmer lag direkt neben meinem und ich wollte ganz  sicher gehen, dass nichts schief laufen würde. Doch wieder hörte ich nur gleichmässige Atemzüge und ein leises Schnarchen und so machte ich mich, ein wenig beruhigt, durch die Küche auf, nach Draussen.

Sobald ich das Haus verlassen hatte, schoss mir die schwüle Luft entgegen, die hier meistens Nachts herrschte, doch das störte mich gar nicht, im Gegenteil, als Fee war ich mir diese Temperaturen gewöhnt, ich liebte sie sogar. Das war unser Lebensraum und hier fühlte ich mich wohl! Ich blickte in den Himmel und sah millionen von funkelnden Sternen. Ich liebte diesen Anblick, er hatte einfach etwas Magisches und auch tröstliches. Sofort spürte ich, wie mich die Energie durchflutete und ich atmete tief ein und genoss den kurzen Augenblich des Friedens. Ja Friedens, denn sowohl die Umgebung war ruhig und friedlich, als auch ich. Für einen kurzen Moment gab ich mich ganz dem Anblick hin und vergass einfach alles. Ich vergass, dass Lily verbannt wurde und ich sie nie mehr sehen würde, ich vergass den Krieg, der zwischen den Elfen und Feen herrschte, obwohl eigentlich überhaupt nicht klar war, wieso man ihn eigentlich führte und ich vergass, dass ich mich auf ein Abenteuer begeben würde, das sehr wohl auch tödlich enden konnte. Ich vergass einfach alles rund um mich herum und auch mich selbst, sodass ich heftig erschrak, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte.

Ein panischer Laut, zwischen schreien und keuchen, entfuhr mir und schnell wurde mir eine Hand auf den Mund gedrückt, während ich gleichzeitig vom Hauseingang weg, auf die hintere Seite unseres Hauses geführt wurde. Dort waren wir bereits am Rande des Dorfes und wesentlich geschützter, als am Eingang. Wenn wir Pech hatten, könnte uns hier nur Emily entdecken, da diese gerade so schräg neben uns wohnte und deren Zimmer sich uns am Nächsten befand. Die Person, die mich dort hingeführt hatte, liess mich dann auch los und ich konnte erleichtert feststellen, dass es nur Mira war, welche aber ziemlich wütend wirkte.

Feenland- Die Heimreise der verbannten Fee *Wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt