4. Von Göttinnen und Monstern

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„Warum habe ich mich hierauf eingelassen?", diese Frage stellte sich Draco nun zum mindestens zwanzigsten Mal im Kopf. Fünf Mal davon hatte er sie auch laut ausgesprochen, aber Blaise schaffte es sie gekonnt zu ignorieren.

„Du mein Lieber, bist der erste Kunde, der Zugang zu diesen heiligen Räumen bekommt", propagierte dieser stattdessen. Dracos Blick war starr auf den Boden vor sich gerichtet. Es fühlte sich mehr wie ein zwielichtiges Etablissement an, als eine Partnervermittlung. Um ihn herum waren nichts als halbnackte Frauen mit vollkommen über-proportionierten Brüsten, bei deren Anblick sein Gesicht vor Scham puterrot anlief.


„Das hier sind die Avimagi unserer Kundinnen. Bei jeder ist ein kleines Profil mit ausgestellt, das ihren Charakter beschreibt. Möchtest du sie dir nicht etwas genauer ansehen?"


Draco schluckte. Was genau sollte er jetzt tun? Das Ganze entpuppte sich als noch peinlicher, als er es sich in seinen schlimmsten Albträumen hätte ausmalen können.


„Komm mit", befahl ihm sein Freund, „ich zeig dir was Besonderes." Das konnte nur eins bedeuten. Es wurde noch schlimmer!


Trotzdem folgte Draco Blaise ohne Widerworte. Dieser blieb vor einem der Avamagi stehen. Draco hob die Augenlider in Erwartung des Schlimmsten.


Er musste gestehen. Sie war anders als die anderen... Damen. Es fing damit an, dass sie mehr Kleidung und zumindest halbwegs proportionale Brüste hatte. Das schlichte weiße Kleid mit der Goldspange erinnerte an das alte Griechenland. Auch der Hintergrund erinnerte an die Antike. Aus einer Quelle schien unaufhörlich Wasser in einen kleinen Teich zu fließen.


„Darf ich vorstellen, Diana, die Göttin der Jagd."


„Sie hat rosa Haare."


„Ich glaube, die Farbe ist eher pink als rosa. Rosa ist ein hellerer, weniger intensiver Farbton."


„Sie hat rosa Haare." Die Haare passten absolut kein Stück zum sonst griechischen oder doch eher römischen Outfit.


„Da du nun ausreichend festgestellt hast, dass ihr Avimagus eine ganz spezielle Haarkultur auf dem Kopf trägt, möchtest du nicht einmal ihr Profil ansehen?"


Draco zögerte. Dann ging er auf das ausgestellte Profilblatt zu und überflog es.


„Sie hat ernsthaft geschrieben, dass sie gern kocht? Was ist sie? Eine Hausfrau?"


Blaise lachte. „Es wird gemunkelt, dass du Probleme hast, weil das Ministerium versucht dir deine Hauselfen zu entziehen. Vielleicht ist eine Hausfrau genau das, was du brauchst."


Draco sah ihn irritiert an. „Ist das dein ernst?"


Da war ein Funkeln in Blaises Augen, das er nicht weiter hinterfragen wollte.


„Also, wenn du denkst, dass sie nichts für dich ist, ist das deine Entscheidung."


Dracos Augen wanderten erneut zu dem Avimagus. Die Illusion eines Rehkitz war hinter Diana erschienen. Diese strich nun zärtlich über den Kopf der jungen Ricke. Draco betrachtete ihre langen Finger wie sie sanft durch das braune Fell fuhren.


„Sie hat rosa Haare."


„Na, wenn das ein Problem für dich darstellt. Ich zeig dir noch eine andere. Sie heißt Euphemia, aber ich persönlich nenne sie Eutermonster."


Draco riss seine Augen von Dianas Hand los. „Blaise, tu mir einen Gefallen und erspare mir die Scheiße. Du machst doch eh, was du willst."


Und mit diesen Worten zog er ab und versuchte dabei, die nackten weiblichen Avimagi um sich herum so gut es ging zu ignorieren.

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„Wie lief Grangers Date?", fragte Blaise Daphne, als diese zurück in ihr Büro kam.


„Grauenhaft. Die Beiden haben sich quasi von der ersten Sekunde an gehasst."


Blaise lächelte. „Das war abzusehen. So ansprechend Grangers Hintergrund und die damit verbundene Publicity auch ist, sie wird eine schwere Kundin werden."


Daphne verdrehte die Augen. „Du weißt so gut wie ich, dass die meisten der Zauberer und Hexen die sich hier bewerben, nur auf einen anonymen Fick aus sind. Und das, ist definitiv nicht das, was Granger sucht."


Blaise lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Auch wenn ich nichts gegen ein ansprechendes Sexualleben habe, muss ich gestehen, dass ich meine Agentur lieber als eine Option sehen würde, wahre Liebe zu finden und nicht als ein avantgardistisches Bordell."


Daphne kommentierte das nicht weiter aus, deswegen fuhr Blaise fort: „Hat sie sich neue Profile ausgesucht?"


„Nur eins." Daphne holte den Zettel heraus. „Edmond Montague. Gibt es schon Informationen, ob er Granger auch als Option in Betracht zieht?"


Blaise hob eine Augenbraue. „Ja, die gibt es und ja, er tut es. Damit hätten wir wohl Grangers nächsten Partner."


Daphne sah das Blatt noch einmal an und zögerte. „Hoffentlich wird das besser. Granger wäre heute beinahe abgesprungen." Sie überflog die Zeilen des Profils. „Irgendetwas stimmt nicht mit dem Kerl. Ich kann meinen Finger nicht genau drauf legen was es ist... aber... da ist etwas faul. Hatte er nichts gegen Grangers Haarauswahl?"


Blaise brachte vor Lachen kein Wort mehr heraus.

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