Kapitel 6

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„Du schaffst das! Ihr seid Kindheitsfreunde und versteht euch blind. Sie würde, wie ich sie kenne, zu hundert Prozent zusagen. Ich glaube an dich." Kiyoko drückte fest meine Hände und sah mich aufmunternd an. Ich merkte die wütende Aura von einigen, weil sie meine Hände hielt, doch das war mir egal. „Danke, Kiyoko!" Mein Mut kam wieder und ich konnte mich nun dem Haufen Chaoten widmen.

„Wenn ihr jetzt nicht schleunigst den Müll wegräumt, seid ihr Tod!" Alle schauten mich erschrocken an und fingen rasant an alles in Tüten zu stopfen. Wie viel Müll konnte man bitte bei einer Zweistundenfahrt fabrizieren? Ich sah wie Asahi mit einem Lappen auf dem Gesicht vor sich hindöste. Ich griff nach dem Stoff und schmetterte es mit voller Kraft in seine Seite. „Nicht pennen, aufräumen!"

Daichi half Kinnoshita dabei Kageyama und Hinata zu wecken, aber er ging etwas radikaler vor. Er schüttelte voller Kraft an den beiden bis sie schreiend aufwachten. Währenddessen beobachtete Ukai sie sichtlich verstört. Aber anders kriegte man diese Hohlbirnen nicht wach! „Wir kommen in zehn Minuten an!", rief Takeda gutgelaunt vom Fahrersitz und das Team begann noch schneller sauber zu machen. In zehn Minuten sah ich Kohana endlich wieder!

„Sugawara, wo ist Noya?" Ich stand von meinem Platz auf und sah fragend Narita an.

Stimmt es war ruhig. Warte. Es war zu ruhig! „Haben wir ihn vergessen?" Alle gerieten in Panik bis wir ein lautes Aufschreien hörten. „Fuck, Tanaka was trittst du mich?! Ich hab voll gut gepennt." Ich konnte es nicht glauben. Der Idiot schlief unter den Sitzen! „Nishinoya ich hab mir Sorgen gemacht!", brüllte ich ihn an und er versteckte sich hinter Tanaka. Seufzend ließ ich mich auf mein Platz sinken und beobachtete mir die allzu bekannten Häuserreihen. Noch zwei Straßen und wir waren wieder an unserem Startpunkt.

„Suga!" Ein dunkelhaariges Mädchen sprang auf mich zu und ich schloss sie überglücklich in meine Arme. „Hey, Kohana" Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und genoss ihren blumenhaften Duft. Endlich war sie wieder in meiner Nähe. „Ey, Suga! Beeil dich, wir wollen auch!" Daichi und Asahi schauten mich wütend an und ich ließ sie wiederwillig los. Kichernd umarmte sie die beiden auch. Ich achtete auf jede einzelne ihrer Bewegungen, weil ich nichts verpassen wollte. Manche würden das Stalking nennen, doch es war schon zur Normalität geworden. Kohana hörte allen so selbstverständlich bei ihren Erzählungen zu, allerdings wartete ich nur darauf, dass alle abhauten und ich mit ihr Zeit verbringen konnte. „Na dann, man sieht sich, Tschüss!" Sie wank allen noch einmal zu, ehe sie zu mir kam und wir endlich gingen.

Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich kannte sie seit dem Kindergarten, aber mir fiel kein Gesprächsstoff ein! Ich wurde fast verrückt! „Ich hab dich vermisst, Koshi." Sie schaute mich an und schenkte mir das schönste Lächeln der Welt. Ich glaubte mein Herz setzte aus. Das war so süß, wenn sie mich beim Vornamen nannte! Alle riefen sie nur Kohana, weil „Blume" einfach ihr selbst beschrieb und es jeder gewohnt war, doch mich nennen die meisten Suga, weshalb es mich so unglaublich freute mein Namen von ihr zu hören. Ich liebte es einfach. „Ich dich auch. Was hast du in letzten Tagen gemacht?" Sie schien zu überlegen, jedoch wechselte ihr Gesichtsausdruck schnell wieder zu Freude.

„Montag bis Mittwoch war ich bei der Shiratorizawa. Das Training war pure Hölle, darum hab ich an den Tagen wo ich frei hatte mich ausgeruht. Ich hab aber immer noch Muskelkater! Und wie war es bei dir? Was hast du dort so gelernt?" Ihre Augen spiegelten ihre Interesse wieder und ich musste schmunzeln. Manchmal war sie wie ein offenes Buch. Doch ich nahm beim ersten lesen vieles falsch wahr. „Wir haben viele neue Angriffe trainiert, aber Spiele haben wir nicht gewonnen. Wir mussten immer Strafrunden machen, doch so verbesserten sich viele. Ich konnte kaum spielen, wegen Kageyama. Ich hab das Gefühl, dass ich immer schlechter werde." Kohana blieb abbrummt stehen und sah mich ernst an.

„Koshi, du liebst Volleyball, weil du mit deinen Freunden gemeinsam auf dem Feld stehst. Es geht nicht darum, wie oft du auf dem Feld warst, sondern was du in dieser Zeit vollbracht hast. Ein Zuspieler glänzt nicht allein, nur mit seinem Team haben seine Spielzüge Bedeutung. Du kennst alle in- und auswendig. Du sorgst dich um ihr Wohlergehen und erfasst jede Abweichung, das nennt sich Erfahrung und daran mangelt es bei Tobio. Du bist fantastisch, hab mehr vertrauen." Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Kopf glühte wie ein Ofen und ich war wahrscheinlich grauenhaft rot. „Dan-..." Sie ließ mich nicht ausreden, denn sie griff nach meiner Hand und zerrte mich weiter.

Wir kamen irgendwann an meinem Haus an und traten lachend ein. Sofort stieg der Geruch von Mapo Tofu in meine Nase. Mein Lieblingsessen! „Koshi!" Mein kleiner Bruder viel die Treppen runter und rannte, so als wäre nichts gewesen, auf uns zu. „Wow! Katsu, du bist ja groß geworden!" Kohana schien überrascht und ich grinste beide an. Sie war fast genauso groß wie ich, doch mein kleiner Bruder ging uns beiden erst zur Schulter. Er war, na ja wie soll man es sagen, ein kleiner Tollpatsch, der viel zu schnell wuchs. Wie Unkraut.

„Oh, du da bist du ja. Hallo, Kohana!" Meine Mutter kam aus der Küche und umarmte uns freudig. „Katsu, geh in die Küche. Das Essen ist fertig. Ich hab mir schon gedacht, dass Kohana auch kommt. Koshi, pack deine Tasche in dein Zimmer und dann sofort in die Küche!" Wie befohlen brachte ich mein Gepäck weg und wusch mir die Hände, bevor ich mich an den Tisch setzte. Mein Vater unterhielt sich angeregt mit meiner besten Freundin und Katsu versuchte deren Gespräch zu folgen. „Und, wann kommt ihr endlich zusammen?", flüsterte meine Mutter mir in mein Ohr und ich wurde knallrot. Das fragte sie jedes Mal! „Rika-san, das Essen ist wie immer fabelhaft!", schwärmte das Mädchen und brachte meine Mutter auf andere Gedanken. „Wie kannst du so scharfes Zeug essen, Koshi!" Mein Bruder schien so als würde er gleich verbrennen und ich reichte ihm lachend eine Packung Milch.

Es lief alles super und ich dachte, wenn ich sie nach einem date frage, würde alles für immer perfekt sein.

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt