Kapitel 8

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Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte meine Nervosität zu vergessen. „Hast du auch wirklich alles geplant?" Asahi saß auf meinem Schreibtischstuhl und schien noch aufgebrachter als ich. „Daichi hat mir geschrieben, dass alles vorbereitet ist", murmelte ich. „Noya und Tanaka haben ihm geholfen, da ist es kein Wunder, dass er schon fertig ist", meinte der braunhaarige und ich sprang auf. „Das wird ein Desaster, wenn die beiden Nichtsnutze etwas gemacht haben!" Jemand legte eine Hand auf meine Schulter und ich schreckte zusammen. „Du gehst gerade schlechter mit Stress um als Kohana. Und mutiere nicht wie Asahi zu einer Memme!" Asahi schnaubte empört und ich lachte. „Danke, Daichi. Es freut mich sehr, dass ihr mir alle helft." Es war gerade 14:35 Uhr und ich hatte noch bisschen Zeit, weshalb ich mich seufzend wieder auf mein Bett legte.

„Die Chaoten haben alles mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit gemacht und es wird gut laufen", meinte Daichi aufmunternd. „Kannst ihr gleich ein Heiratsantrag machen. Hätte kein Problem." Wieder hob ich entsetzt mein Kopf und sah in die grauen Augen von meinem Bruder. „Was machst du hier?!", schrie ich ihn gestresst an. „Chill! Sie kennt mich seit meiner Geburt, da darf ich mit darüber reden. Und jeder weiß, dass du auf sie stehst.", sagte der Junge selbstverständlich und lehnte sich gelassen an mein Türrahmen. Ja, sie kannte ihn seit seiner Geburt. „Für ein Antrag wäre es zu früh. Aber bisschen hat er schon Recht. Suga, du kennst sie seit Ewigkeiten und nun kannst du ihr deine Liebe gestehen. Zwar macht man das nicht sofort beim ersten Date, aber euere Beziehung ist eine Ausnahme. Und nun geh, es wird Zeit!" Daichi warf mich aus meinem eigenen Zimmer, damit ich losging.

„Viel Spaß!" Kiyoko kam mir entgegen, bestimmt war sie bei ihr, um zu helfen. „Danke!", sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht. Ich war nicht Asahi, also auch kein Lappen! Ich schaffte es.

„Hey, Koshi!" Ein wunderschönes Mädchen in einem blauen Sommerkleid trat aus dem Einfamilienhaus. „Du siehst bezaubernd aus." Sie kam lachend auf mich zu und ich verschränkte meine Fingern mit ihren. „Pass ja auf meine Tochter auf!" Sota Tominaga, ihr Vater, stand an der Tür und wank mir zu. „Natürlich!" Kohana verdrehte amüsiert ihre Augen und dann gingen wir Hand in Hand los.

„Was ist dein Plan?", sieh schien glücklich und das freute mich sehr. „Noch ist es ein Geheimnis", antwortete ich und sie seufzte. „Ich bin aber neugierig!" „Vertraust du mir?" Ihre Augen weiteten sich und sie nickte heftig. „Schließ bitte deine Augen." Sie tat es ohne zu zögern und dabei drückte sie meine Hand fester. Ihr Vertrauen zu wissen war das Schönste. Ich verlangsamte mein Schritt und führte sie ganz vorsichtig den Weg weiter. „Aufpassen vor dir ist eine Bordsteinkante. Langsam!" Ich achtete auf jede Kleinigkeit, damit sie nicht stürzte. Vertrauen ist wie ein Glas, es kann in Sekundenbruchteilen zerstört werden.

Ich stellte mich hinter sie und überlegte ob ich sie umarmen sollte. Es gab nichts wovor ich mich fürchten musste, vorsichtig legte ich meine Arme um sie, denn ich wollte sie nicht verschrecken. „Du kannst deine Augen öffnen", sagte ich ihr mit ruhiger Stimme. Sie erstarrte und ich wusste, dass ich nun das aufklären sollte. „Ich hab dich recht spontan gefragt und hatte keine Zeit ein herausragendes Date zu planen. Und dazu bin ich nicht der wirklich großartiger Romantiker, aber meine Idee war, nochmal alles durchzugehen. Erinnerungen sind das einzige was uns bleiben und die meisten Erinnerungen teile ich mit dir. Heute möchte ich mit dir nochmal die schönsten Momente erleben. Und hier begann alles an unserem Kindergarten. Vielleicht ist es ziemlich lang-..." Kohana drehte sich um und unterbrach mich als ich mich für die Idee entschuldigen wollte.

„Es ist eine unglaublich tolle Idee! Danke!" Sie umarmte mich und dann gingen wir zum Tor und ich öffnete es. Meine Mutter ist die Leiterin hier und die Kinder sind weg, weshalb ich hier reindurfte. Mit einem Lächeln gingen wir zur Bank, auf der ich damals weinend saß und sie mich ansprach. Erste Station.

„Hier haben wir uns kennengelernt, vor genau dreizehn Jahren. Wir waren vier Jahre alt und keiner von uns hätte gedacht, dass wir sogar zusammen auf die Oberschule gehen werden. Es war der Tag, an dem du mein Leben verändert hast und dafür bin ich dir sehr dankbar." Ich atmete einmal tief durch, ehe ich weitersprach. „Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag. Damals hattest du deine Haare zu zwei Zöpfen und deine weißen Strähnen hingen neben deinem Gesicht. Eine Strähne hattest du mit einer Haarklammer nachhinten gesteckt." Sie fuhr sich grinsend durch die Haare und ich erkannte ein Rotschimmer auf ihren Wangen. Sie war so niedlich.

Ich holte aus meiner Tasche eine kleine Schachtel und reichte es ihr, woraufhin sie mich ungläubig anschaute. Mit zitternden Händen öffnete sie die Schatulle und fand eine goldenen Spange mit einigen Gänseblümchen wieder. Damals war es eine Erdbeer-Spange, passend zu ihrem pinken Kleid, doch „Kleine, zerbrechliche Blume" erinnerte mich im ersten Moment daran. „Das... Das ist so schön! Ich bin sprachlos..." Tränen sammelten sich in ihren meeresblauen Augen und ich nahm die Spange in die Hand, damit ich ihr eine Strähne nachhinten stecken konnte. Daraufhin wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht und stand lachend auf. Ich wollte sie lachen sehen, denn leider wusste ich schon immer, dass Zeit vergänglich ist.

„Hey, wieso weinst du? Nicht weinen. Ein Lächeln würd dir besser passen!", wiederholte ich ihre ersten Worte und sie fing an zu strahlen. Dreizehn Jahre später reichte ich ihr meine Hand und sie ergriff sie freudig. „Dein Lachen ist echt schön. Hättest du Lust zu meiner zweiten Station zu gehen?", fragte ich sie und sie stimmte heiter zu. Erinnerungen waren das letzte, was übrig geblieben sind.

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt