Dinge, die nie geschehen sollten.

80 0 1
                                    

Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln, der rote Nagellack hinterließ einen merkwürdigen Geschmack in meinem Mund, die kalte Luft wanderte über meinen Körper und ließ mich frösteln. Der Wind ließ die Bäum zu seiner stummen Melodie tanzen und der leichte Sonnenschein bestärkte das falsche Bild eines normalen Herbsttages. Doch ein normaler Tag war das nicht. Nicht für mich, seit Wochen hatte ich auf ihn gewartet und seine Vorstellung hatte jedes mal ein Lächeln über meine Lippen tanzen lassen. Eine ältere Dame mit Hund kam auf meine Straßenseite, kurz blickte ich in ihr Gesicht, sie grüßte mich und ich nickte ihr knapp zu. Der Hund schnüffelte an meinem Rucksack, den ich vor mir auf den Boden gestellt hatte. Ob er roch, was sich darin befand? Das alte Handy meines Bruders, die Fotos, die Briefe und... die Waffe. Bei dem Gedanken zog ich den Rucksack schnell näher zu mir. Die Frau war in die nächste Querstraße eingebogen und der Hund folgte ihr. Ich holte tief Luft,das heißt, ich versuchte es, doch meine Lunge fühlte sich an, wie zugeschnürt. "Na dann los." Ich schulterte den Rucksack und setzte die Kapuze meines viel zu großen schwarzen Sweatshirts auf. Sein Haus lag genau gegenüber in der Richtung, aus der Frau und Hund gekommen waren. Ich überquerte die Straße und dann stand ich davor. All die Erinnerungen jagten mir einen Schauer über den Rücken. Die Erinnerungen zu ihm, sein Lachen, das ihm immer kleine Grübchen auf die Wangen zauberte, wie er meinen Namen sagte, als wäre er das schönste Wort auf Erden, seine starken Arme, sein warmer Atem an meinem Ohr, wenn er mir zuflüster, wie schön ich sei. Meine Schultern begannen zu zittern, doch schnell fing ich mich wieder. Langsam fuhr ich mit dem Finger rüber das verrostete Namensschild "Familie von Grünstein" meine Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut über sie. Die Klingel funktionierte schon lang nicht mehr, man musste klopfen. Doch das tat ich nicht, stattdessen kletterte ich über den alten Zaun und betrat den Garten. Wieder wehte der kalte Wind der Erinnerung durch meinen Kopf. All die gemeinsamen Feiern, die Blumen, die er an meinem Geburtstag gepflanzt hatte, unser erster Kuss hinten am See. Ich ließ mich auf der Bank unter der alten Linde nieder, die ihre Äste über den halben Garten erstreckte. Ich öffnete meinen Rucksack und griff nach der Kiste mit den Briefen. Es waren drei Stück, sie alle steckten in blauen Umschlägen, die mit meiner Adresse versehen waren. Behutsam öffnete ich den ersten. Die Worte wirkten vertraut, ich hatte sie bestimmt 50 mal gelesen. "Liebe Luna, die Gefühle zwischen uns beängstigen mich von Zeit zu Zeit mehr, ich muss nachdenken, über dich, über mich, über uns. Ich weiß, dass ich erstmal weg muss, deshalb werde ich für ein Jahr nach Amerika gehen. wenn du das ließt, sitze ich im Flieger. Es tut mir leid." Wie jedesmal verschwand der Rest des Briefes in meinen Tränen, die langsam meine Sicht verschleierten. Ich musste daran denken, wie er eines Morgens auf der kalten Betthälfte lag, auf der sonst er gelegen hatte. Wie jedes Mal, bei diesem Gedanken begannen meine Lippen zu beben, doch es war anders, anders als sonst. Dieses Mal siegte sie, die Rachlust, sie verschluckte die Trauer und jagte Adrenalin durch meinen zitternden Körper. Ich griff nach der Pistole, steckte sie in die Tasche meines Pullis und rannte zielstrebig auf die gläserne Terrassentür zu, kurz sah ich mein Spiegelbild in der Scheibe, die eingefallenen Wangen, das dunkle Haar, und meine grünen Augen, die schon lange ihren Glanz verloren hatten.Ich war sehr dünn geworden, weil Trauer jegliches Hungergefühl aus mir zog. Ich erkannte mich kaum wieder, als würde mir eine fremde entgegen blicken. Impulsiv drückte ich die Tür auf, wie erwartet war sie nur angelehnt. Ich atmete ein, betrat das Haus, atmete aus. Seine schmerzhaft vetraute Stimme drang aus dem Keller und löste ein schreckliches Gefühl in mir aus. Aus seinem letzen Brief wusste ich, dass er vorgestern aus America zurück gekehrt war. Ich erinnerte mich an jedes Wort. "Die Zeit ihr hat mich verändert, mich zu einem Menschen gemacht, der nicht mehr zu dir passen würde. Sie reichte um dich zu vergessen, ich hoffe dir auch." Ein Schnauben entfuhr mir und ich betete, dass er es nicht gehört hatte. "Ich hab vor das Haus zu renovieren, zu viele Erinnerungen..." er schien zu telefonieren. Ich lehnte mich Richtung Keller, um mehr zu verstehen, eine unsagbar Schlechte Idee, die Waffe rutschte aus der Tasche und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den alten Holzboden, mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich spürte, wie der Schreck meine Wangen rot färbte. Schnell hob ich die Pistole auf und legte sie zurück. Kurz dachte ich, er hätte nichts gehört, doch seine Stimme erlosch und ich konnte die Stufen knarzen hören. Merkwürdigerweise spürte ich keine Angst als er an der Treppe erschien, sondern freudige Erwartung, geschürt durch die aufflammende Rachsucht. "Luna!" Der Schreck ließ seine kantigen Gesichtszüge kurz entgleiten. Er hatte sich nicht verändert, kein Bisschen, er war immer noch so schön, wie als ich ihn kennen lernte. "Hallo Travis" meine Stimme klang falsch. Er trat ein Schritt näher "Lu,Was tust du hier?" ich räusperte mich. "Denkst du wirklich, du kannst einfach abhauen, einfach für ein Jahr ins Ausland? Niemand konnte mir sagen wo genau du bist, du warst weg. Wie konntest du mich allein lassen? Du wusstest, dass ich ohne dich nicht Leben kann." Stille. " Lu, ich wusste nicht..." "Nein!Nein Travis, du hast kein Recht mehr diesen Namen zu sagen. Nie mehr, nicht nach dem, was du getan hast." "Und was...was hast du jetzt vor?" Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich griff nach der Pistole, plötzlich war sie extrem schwer. Er stolperte zwei Schritte rückwärts und stieß eine Vase um, sie zerbrach mit einem hässlichen Geräusch, was ihn zusammenzucken ließ. Ich lachte. Ich lachte, wie ich noch nie einen Menschen lachen gehört hatte. "Bitte." Tränen glänzen in seinen Augen. "Bitte Luna" Ich trat an ihn heran, und richtete die Waffe auf seine Brust. ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht. "Ich sagte du sollst meinen Namen nicht mehr in den Mund nehmen." Mein Herz klopfte so stark an meine Brust, dass sie unfassbar zu schmerzen begann. "Du hast geschrieben, dass du willst,dass ich dich vegessen soll. Doch so kann ich das nicht, nicht so, nicht während ich weiß, dass du jemand eines Tages die Liebe schenkst, die einst mir gehörte." Es war einer dieser Momente, in denen alles stehen bleibt und jede Bewegung schmerzt. Das klicken der Waffe und das dumpfe Geräusch als sein Kopf auf dem Boden aufschlägt zerfließen zu einer surrealen Melodie. Erst spüre ich Schmerz , dann nur noch eißkalte Leere. "Was habe ich getan?" erst forme ich die Worte stumm mit den Lippen, dann flüstere ich sie, bis sie immer lauter und schließlich zu einem Schreien werden. "Was habe ich getan?" Ich zwinge mich zu atmen.Ein,aus. ein,aus. "Ich habe ihn getötet. Meinen Menschen." Ich renne. Ziellos. Raus. Renne zum Fluss. Sinke auf die Knie. Ringe nach Luft. Tränen laufen über meine Wangen. Das Licht flackert. Mir wird übel. Ich drücke die Waffe an meine Brust.

Im nächsten Moment ist alles still.

Ich errinnere mich an den Tag, jedes Wort, jede Bewegung.

Dies ist ein kleiner Versuch, mir ist klar, das es noch stark ausbaufähig ist doch ich wollte es gerne versuchen. "Travis" ist frei erfunden, ich wollte hier keine reale Person benutzen. Ich hoffe es ist nicht zu krass, sorry schon mal für Grammatik und Rechtschreibfehler.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 20, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Luna DarkoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt