Chapter 45

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Die Schlüssel waren in meiner Hand und hielt sie so fest, dass sich schon rote Stellen bildeten. Jetzt hieß es wohl wieder in das alte Haus zu gehen. In das Haus voller Erinnerungen.

Zittrig atmete ich noch einmal ein und aus. Könnte es sein, dass Niall immer noch im Haus war?

Meine Schlüssel steckte ich langsam in die Tür und schloss sie auf. Sofort schlug mir der Geruch von zu Hause entgegen. Mit einem Knall schloss sich die Tür.

Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an dem Tisch hängen, an dem ein kleiner Zettel lag. 'Bin in Irland. N.' stand darauf und verursachte, dass bei mir ein kompletter Chaos im Kopf herrschte.

Mein Blick schweifte weiter durch den Raum und sah die ganzen Bilder von uns. Von früher. Niall hatte keins davon abgenommen.

Mir wurde auf einmal alles zu viel, zu viele Erinnerungen an die vergangene Zeit. Die schöne Zeit mit Niall.

Warum habe ich Schluss gemacht? Mein Kopf dröhnte und ich bekam Kopfschmerzen.

Zittrig atmete ich ein und aus. Bei jedem Atemzug schmerzte meine Brust und mein Körper verkrampfte sich. Alle meine Muskeln fühlten sich an, als würden sie brennen.

Meine Beine verloren den Halt und ich sackte auf den Boden. Meine Tränen überall auf meinem Gesicht. Ich hatte keine Kraft mehr.

Langsam stand ich auf und taumelte in Richtung Badezimmer. Es gab einen Weg alles besser zu machen, wenn auch nur für einen kleinen Moment.

Früher hat es mir immer geholfen. Mein Magen zog sich bei jedem Schritt mehr zusammen, je näher ich dem Ziel entgegen kam.

Im Bad angekommen wühle ich alles nach meiner Rasierklinge durch, aber zu meinem Bedauern finde ich sie nicht und werde immer ungeduldiger.

Mit schnellen Bewegungen öffne ich die Schränke und Schubladen, wo ich die Klinge dann schließlich finde.

Das kleine Ding, das mir so viel Erlösung bringt. Seufzend lasse ich mich an der Wand runter sinken. Das Bad ist verwüstet. Überall liegen Handtücher und andere Sachen rum, die ich auf meiner Suche achtlos auf den Boden geworfen habe.

Wie lange war es her? Wie viele Monate hab ich sie nicht mehr benutzt? Ich nahm die Klinge aus der Schublade und legte sie auf den Rand meiner Badewanne.

Aus Reflex schloss ich die Tür ab und zog meinen Pulli aus. Die alten Narben traten zum Vorschein.

Sie waren schon alle verblasst. Langsam zog ich die Klinge durch meine Haut. Nicht tief, aber dennoch, sodass leicht Blut raus kam und man den Schmerz spüren konnte.

Wie ich dieses Gefühl vermisst habe. Ein zweiter Schnitt und meine Probleme verschwanden für einen kurzen Moment. Ich konzentrierte mich nur auf den Schmerz, den ich an meinem Arm spüren konnte.

Nach weiteren zwei Schnitten wusch ich mir vorsichtig den Arm ab und wickelte ein Verband darum.

Meinen Pullover zog ich wieder an und trat wieder aus der Tür. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch, wo ich erst nochmal tief durchatmete.

'Wie viel Zeit Niall und ich hier damals auf der Couch verbracht haben' schwelgte ich in Erinnerungen und spürte wie der Schmerz in meinem Herzen sich verbreitete.

'Ich bin bei El. Und du schläfst jetzt lieber und denkst nicht zu viel nach' bekam ich plötzlich eine Sms von Louis. Er kannte mich einfach zu gut.

Ich legte mich auf die Couch hin und nahm mir vor die Nacht heute hier zu verbringen. Ich konnte nicht in Niall's Zimmer. Denn ich wusste, wenn ich das machen würde, würde ich endgültig zusammenbrechen.

*Niall POV*

Teilnahmslos sitze ich im Auto und beobachte die vorbeiziehende Gegend. Die schweren Regentropfen trommeln an die Fensterscheibe und graue Wolken ziehen über den Himmel.

Meine Mutter war der Meinung, dass ich mich nicht jeden Tag im Haus verschanzen konnte und fuhr mich jetzt zu Greg, Denise und Theo.

Sie hofft,ass ich wieder bisschen mehr Lebensfreude habe, aber wie soll das gehen, wenn das wichtigste aus meinem Leben gegangen ist? Nach kurzer Fahrt kamen wir an und kurz nachdem die Tür geöffnet wurde, tapste Theo schon zu mir und wollte hochgehoben werden.

„Naall" quietschte der kleine Mann, was mir für kurze Zeit ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Doch sofort musste ich wieder an Kylie denken, als sie zum ersten Mal hier war

*Flashback*

„Wir sind daaa" sagte ich ihr bescheid und schallte mich ab. „Ich hab irgendwie Angst" gestand sie mir. „Wovor?" lachte ich und zog sie in eine Umarmung, nachdem sie aus dem Auto gestiegen ist. „Dass sie mich nicht mögen" nuschelte sie an meine Brust.

„Ach, meine Eltern lieben dich und bei meinem Bruder wird das nicht anders sein" versicherte ich ihr. „Nagut. Lass uns rein gehen" sagte sie und wir klingelten.

„Hey Niall" machte uns Greg die Tür auf. „Und du bist bestimmt Kylie. Niall schwärmt die ganze Zeit von dir" sagte mein Bruder und bekam einen Schlag auf den Oberarm.

Im Augenwinkel sah ich, wie Kylie mega rot wurde. „Kommt erst mal rein".

„Naaall" rief Theo, als er mich sah und kam auf mich zugerannt. Ich nahm ihn auf den Arm und stellte ihm Kylie vor, doch er versteckte sich nur hinter mich.

„Mag er mich nicht?" fragte Kylie unsicher. „Ach quatsch. Er ist nur bisschen schüchtern".

„Bestech ihn mit Schokolade. Hab ich am Anfang auch gemacht" flüsterte ich ihr zu und sah grinsend zu, wie sie tatsächlich einen Schokoriegel aus ihrer Handtasche zog.

„Guck mal Theo. Magst du Schoki?" fragte Kylie mit einer kindlichen Stimme und bekam seine Aufmerksamkeit. Sofort nahm er die Schokolade an und wollte zu Kylie auf den Arm.

„Ach, jetzt magst du sie mehr oder was?" fragte ich gespielt empört und übergab ihn Kylie.

„Er ist so süß" schwärmte Kylie und tätschelte seine kleinen Händchen.

„Hoffentlich bekommen wir später auch mal so süße Kinder" grinste ich und gab ihr einen Kuss auf den Mund.

„Wenn nicht, noch süßer".

*Flashback Ende*

Ich trug Theo ins Wohnzimmer, wo er sich wieder seinen Bauklötzen widmete und ich mich auf die Couch setzte. „Naa Brüderchen" kam Greg zu mir und setzte sich neben mich.

„Hey" gab ich knapp von mir und versank wieder in meine Gedanken. „Bisschen mehr Elan, bitte. Du hast dich doch so auf die Tour gefreut" lächelte Greg leicht.

„Hmm... irgendwie habe ich keine Lust mehr" - „Was?!" antwortete Greg leicht geschockt.

„Du bist doch der, der sich monatelang vor der Tour schon wie ein kleines Kind freut und immer von den neuen Städten und Länder schwärmst. Bist du krank?" fragte er und fasste mir an die Stirn.

„Lass mich" sagte ich und schlug seine Hände weg, die gerade mein Gesicht betatschten.

„Ich hab nur irgendwie keine Lust mehr. Das ist ja schön und gut mit den Städten und den Erfahrungen, aber auf der anderen Seite bekomm ich auch soviel Hates und ich habe einfach das Gefühl, dass ich das nicht mehr packe, sondern darunter begraben werde.

Ich habe dass Gefühl, dass ich ersticke. Ich brauche mehr Freiraum. Mein Kopf sagt, dass ich das einfach durchziehen soll und mein Herz sagt, dass mir irgendwas fehlt" gestand ich und sah zu, wie Greg das alles aufmerksam verfolgte.

„Du vermisst und brauchst Kylie" schlussfolgerte er und sagte das, was tief in meinem Herzen drin war, was ich aber nicht aussprechen wollte.

„Was soll ich jetzt machen?" fragte ich meinen Bruder, der mir sonst immer gute Ratschläge gegeben hat.

„Ich würde sagen: entweder vergiss sie oder kämpf um sie. Aber ich sehe, wie sehr du sie liebst.

Kämpf um sie, Niall. Sie tut dir gut"

Faith, Hope And Love (Niall Horan ff) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt