ohrenbehandlung II

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Leo betritt wieder die Bühne und kündigt nach und nach weitere Auftritte von Apollo- und Aphrodite-Kindern an, aber es sind keine herausragenden Gesänge wie die von Austin. Es wird beispielsweise „We will rock you" von einem Duett aufgeführt, alle begleiten die zwei mit den passenden Beats. Sogar ich lasse mich mitreißen.

Doch dann steht auf einmal Leo wieder auf der Bühne, doch diesmal als Sänger. Er wirft Kalypso ein Zwinkern zu und kündigt sich selbst als der „super-sized Leo McShizzle" an, der „bad boy supreme". Er wird von sämtlichen Campinsassen verwundert angeblickt, aber er guckt nur selbstbewusst in die Runde.

Er atmet einmal tief durch. Sein Brustkorb hebt und senkt sich stark.

Dann nickt er Nyssa entschlossen zu und diese startet mit einer ausholenden Bewegung das Lied.

Schöne Klavierklänge durchklingen den warmen Sommerabend und ich bin wirklich überrascht, dass Leo sich keine Rockmusik ausgesucht hat.

Schon nach kurzer Zeit setzt Leo an zu singen und ich bin baff, als er mit klarer Stimme „Set Fire to the Rain" von Adele singt. Er sieht niemand Bestimmten an, sondern fokussiert sich auf das Meer, das neben uns rauscht.

Ich bin wirklich ergriffen von seinem Gesang. Wer hätte gedacht, dass dieser Kobold so ein verdammt guter Sänger ist. 

Die letzten Töne verklingen und es ist kurz still, bis tosender Applaus ausbricht.

„Okay, Freunde, ich weiß, ich bin gut, aber beruhigt euch!", ruft Leo jetzt wieder komplett aufgedreht ins Mikro. „Und noch dazu: Dieses Lied hatte keinerlei Message! Ich mag einfach nur den Refrain! Also; nicht zu ernst nehmen." Ein Pfeifen vonseiten der Jägerinnen geht durchs Publikum und man kann Kalypsos perlendes Lachen vernehmen.

Leo seufzt erleichtert auf und guckt dann erschrocken das Mikrofon an, dass das Geräusch laut wiedergegeben hat. Will lacht.

„Da ist wohl jemand froh, dass er nicht seine Beziehung zerstört hat", kichert er.

Ich bin froh, dass er mich hierher geschleppt hat. Kurz stoße ich ihn mit meinem Ellenbogen in die Rippen. „Danke", murmele ich. Er grinst selbstgefällig und klopft sich selbst auf sie Schulter. War ja klar, er weiß sofort, was ich meinte. Seine Hand stiehlt sich in meine und nun lächelt er mich hinreißend an. Ich lächele zurück und drücke seine Hand einmal, dann wende ich mich wieder entspannt nach vorne.

Und bin erschrocken.

 Percy und Jason haben die Bühne gestürmt (wahrscheinlich angestachelt von Leos grandioser Performance) und rangeln mit Leo um das Mikrofon. Das Publikum feuert lautstark an.

Doch Leo hat gegen den Sohn des Poseidon und den Sohn des Zeus keine Chance und so erobern sie das Mikrofon. Leo gibt sich geschlagen und rückt auch das zweite heraus.

Der Stachelkopf stellt sich an den Rand und beobachtet die beiden Jungs. Jason hat sich ziemlich verändert, früher hätte er so etwas nie durchgezogen. Percy ist halt Percy.

Nun nicken die beiden synchron Nyssa zu. Keiner hat bemerkt, wie sich die zwei angekündigt hatten.

Nyssa startet wieder ein Lied und ich erkenne es sofort. Lachend vergrabe ich meinen Kopf kurz in Wills Schulter, dann sehe ich wieder nach vorne, gespannt, was die zwei Hornochsen jetzt veranstalten.

Sie hüpfen auf der Bühne herum und nehmen den Titel des Liedes offensichtlich mehr als nur ernst. Sie schütteln ihre Köpfe so sehr, dass ich befürchte, sie fallen gleich ab. Hoffentlich könnte Will sie wieder zusammenflicken...

„Got nothing in my brain", kreischt Percy ins Mikro und ich sehe Annabeth zustimmend nicken.

Jason dreht und schüttelt sich und hebt dabei leicht ab, woraufhin Percy ihn wieder auf den Boden zieht. Dieser macht dabei Bewegungen wie ein Hampelmann, was das gesamte Publikum zum Lachen bringt. 

„I go on too many dates", singt Jason mit ohrenbetäubend heller Stimme. Piper sieht ihn belustigt an.

Und wie sollte es anders sein, das, was sie da tun, ist kein Gesang. Ihre Interpretation von Taylor Swifts „Shake it off" ist eine Verschandelung des Liedes. Ich verziehe mein Gesicht voller Schmerzen, Will scheint es nicht anders zu gehen. Das Singen der beiden hört sich ein bisschen an, wie sein Ultraschallpfiff.

Für das Auge ist der „Tanz" der Jungs ja noch ziemlich amüsant, aber für die Ohren eine Gräueltat. Die beiden grinsen dabei bis über beide Ohren, für sie ist das wahrscheinlich lustiger als für uns.

Trotz allem kann ich nichts dagegen tun, dass sich meine Mundwinkel wieder stark nach oben  kräuseln.

Die schon tiefere Stimme der Jungs bewirkt, dass sich ein tiefes Kratzen unter den schrillen Gesang, beziehungsweise das Gekreische mischt und das ist äußerst unschön.

„It's like I got this music in my mind". Ich lehne mich zu Will und wispere: „Ist ja sonst nichts drin" und er kichert.

Als der Refrain beginnt rasten die Jungs auf der Bühne vollkommen aus und beginnen nun auch noch Luftgitarre zu spielen.

Als dann der Teil des Songs beginnt, wo Taylor ein wenig rappt und spricht, wird das Gejaule von Percy und Jason erträglicher, da sie nicht mehr so schrille Laute von sich geben. Ich kann sowieso nicht ganz nachvollziehen, weshalb sie auch die helle Stimme imitieren müssen. 

Außerdem versuchen sie sich jetzt am Stepptanz, doch das geht ziemlich in die Hose. Percy fällt sogar beinahe von der Bühne, doch Jason ist geistig so anwesend, dass er ihn schnell mit einem Luftstoß wieder hochzieht.

Durch das Rumgehüpfe geht ihnen sowieso beinahe die Luft aus, also wird der Text auch hier und da von einem Keuchen oder Stöhnen unterbrochen. 

Ich sehe kurz zu Annabeth und Piper hinüber. Annabeth ist so etwas von Percy ja gewohnt, also lacht sie nur, vergräbt aber ab und zu ihren Kopf in ihren Händen oder haut ihre Stirn gegen Pipers Schulter. Diese scheint das jedoch gar nicht zu bemerken, denn sie starrt Jason mit fassungslosem Gesichtsausdruck und glasigen Augen an.

Hazel und Frank sitzen neben ihnen und schütteln sich vor lachen. Frank grunzt vor lachen, ich befürchte, er verwandelt sich gleich in ein Schweinchen, während meine Schwester schon fast unter der Bank liegt.

Reyna hingegen sitzt bei den drei anwesenden Jägerinnen, die Namen habe ich vergessen, nur Thalia kenne ich natürlich. Die rothaarige kommt mir auch bekannt vor, aber zuordnen kann ich sie nicht.

Thalia und Reyna sitzen beieinander und sehen sich nur kopfschüttelnd an, doch jeweils ein Lächeln ziert ihre Gesichter. 

Endlich haben Jason und Percy das Höllenkonzert beendet, bekommen aber nur bedingt Applaus, da so einige mit Fingern in den Ohren nicht bemerkt haben, dass der Auftritt zuende ist. Und die, die applaudieren - mich und Will eingeschlossen - tun das wahrscheinlich nur, damit es keine Zugabe gibt.

Gut, dass Chiron und Mr D nicht hier sind.

„Krieg ich eine Ohrenbehandlung?", flüstere ich Will scherzhaft zu, doch er nickt nur ernst. Ihn hat dieses Grauen augenscheinlich ziemlich verstört, was mich herzhaft lachen lässt. Sein schockierter Gesichtsausdruck ist einfach Gold wert.

Ich blicke kurz zu Nyssa hinüber und kurz stockt mir der Atem. Dort stehen nun Travis und Connor Stoll. Wollen die etwa auch singen? Offensichtlich ja, aber bitte, bitte, etwas Besseres als das gerade eben. Obwohl das nicht schwer werden wird...

Percy und Jason haben inzwischen die Bühne verlassen und turnen zwischen den Bänken zu ihren Sitzplätzen zurück. Ihre Freundinnen erwarten sie schon. Ich will gar nicht wissen, was dort jetzt für Beleidigungen für Jasons und Percys Singstimmen herumgeworfen werden.

Jason fängt meinen Blick auf und zwinkert mir zu. Ich verziehe nur mein Gesicht. Ich denke mal, er weiß, was ich damit meine.

„Du musst auch noch!", brüllt er da über die Köpfe der anderen Halbgötter mir entgegen.

Meine Gesichtszüge entgleisen mir und ich zeige ihm den Vogel. „Vergiss es!", schreie ich zurück. Doch Jason blickt mich nur provokant und spöttisch an und ich habe ein wenig Angst, was an diesem Abend noch passiert. Besonders, als er Percy anstupst und sie zu flüstern beginnen.

Doch da wende ich mich schon störrisch ab und beobachte die Stoll-Brüder, wie sie die Bühne betreten.



solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt