~John~
Ich hasste es! Ich hasste es so sehr wirklich! Diese bescheuerten Mittagessen mit den ganzen aufgeblasenen Politikern und Diplomaten mit denen mein Vater verkehrte. Die ganzen braven, adretten und stillen Ehefrauen die nichts sagten und wenn nur hohles Geplapper von sich gaben. Die ganzen verzogenen und arroganten Typen die sich auf dem Geld ihrer Daddys ausruhten und sich wahnsinnig cool fühlten.
Kurz es war einfach ätzend, aber ich musste hin wegen meinem Vater das wusste ich und es wäre es nicht wert gewesen mich dafür verprügeln zu lassen.
Also saß ich jetzt hier am Tisch mit Menschen zu denen ich nicht passte und hörte Gesprächen zu die mich nicht interessierten. Ich sah auf die große Uhr an der Wand, es waren gerade mal 45 Minuten vorbei. Verdammt! Solche Essen dauerten gut und gerne mal sieben Stunden oder sogar mehr. Ich hatte schon heute früh gewusst dass es ein langer Tag werden würde, aber gerade schien es noch langweiliger zu werden als ich erwartet hatte.
Vor Langeweile ließ ich meine Gedanken schweifen und immer wieder fanden sie zu IHR zu Liv, ich konnte es mir selber nicht erklären, aber sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ihre Augen, die mich so ehrlich und verständnisvoll angeschaut haben, als ich ihr von meinem Vater erzählt hatte. Ich hatte erwartet Mitleid in ihnen zu sehen, aber ich hatte es nicht gefunden, da war nur reine Güte, Aufrichtigkeit und Wärme. Ich dachte daran wie sich ihre Hand in meiner angefühlt hatte, wie klein, aber stark sich ihre Hand angefühlt hatte. Wie fest sie meine Hand gehalten hatten, als würde sie alleine durch ihre Berührung verhindern wollen, dass ich ihr entglitt.
Ich dachte an ihre Entschlossenheit mit der sie mich mit zu sich genommen hatte und an ihre Beharrlichkeit, darüber , dass ich das Wochenende über bei ihr bleibe. Ich denke darüber nach wie es war Zeit mit ihr zu verbringen. Ich war das ganze Wochenende bei ihr geblieben, ich hatte erwartet, dass sie mich mit Fragen löschert, dass sie mir predigt wie wichtig es wäre, dass ich zur Polizei ging. Ich hatte damit gerechnet, dass sie mich eigenhändig zur Polizei schleifen würde, aber das tat sie nicht. Sie tat nichts dergleichen. Nein! Sie sprach nicht darüber, tat so als hätte sie mich nicht betrunken am Strand aufgelesen, tat so als hätte ich ihr nicht mein aller größtes Geheimnis verraten, sie tat so als wäre es nicht überaus merkwürdig, dass ausgerechnet ICH, der sie all die Jahre fertig gemacht und wie Dreck behandelt hatte, jetzt hier war, bei ihr zu Hause und Zeit mit ihr verbrachte. Sie behandelte mich weder abschätzig noch von oben herab. Sie war freundlich! Machte uns Frühstück und sorgte dafür, dass ich Ablenkung hatte und immer mit irgendwas beschäftigt war, damit ich nicht zu viel nachdenken konnte über das was mein Vater getan hatte. Sie tat das sehr unauffällig, zuerst merkte ich gar nicht, was sie tat aber nachdem sie mit mir die neunte Folge meiner Lieblingsserie geschaut hatte, die ihr offensichtlich nicht gefiel, merkte ich es. Ich sagte nichts und hinderte sie nicht daran. Sie bat mich beim Abwasch und bei Kochen zu helfen und ich half ihr weil mich ihre Bemühungen einfach rührten, sie lösten so eine Wärme in mir aus, die ich nicht kannte, weil ich sie noch nie empfunden hatte.
Wie gerne würde ich dieses Essen gegen ein weiteres Wochenende bei Liv eintauschen, aber das ging ja leider nicht.
Es klang total verrückt, aber ich vermisste Liv, ich vermisste ihre Nähe, den Klang ihrer Stimme. Ich vermisste es bei ihr zu sein und ich vermisste es ihre Hand in meiner zu spüren. Ich verstand dieses Gefühl nicht, ich verstand nicht woher es kam oder warum, aber eigentlich war mir das auch egal, denn auch wenn dieses Gefühl seltsam und wahrscheinlich unangemessen war, auf eine schräge Art, war es ein wirklich schönes Gefühl! Ich hatte das Gefühl, als würde es plötzlich mehr geben, als ein Leben zwischen Alkohol, Sex, Prügeleien, Schlägen und Gleichgültigkeit. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, als gäbe es tatsächlich etwas nein jemanden für den es sich zu kämpfen lohnt, für den es sich zu fühlen lohnt.„John ... John! ... JOHN! ... Ich spreche mit dir mein Sohn!" Plötzlich drang die Stimme meines Vaters zu mir durch. „Entschuldige Vater, was hast du gesagt?" „Der Abgeordnete Micaelson und ich sprachen gerade über dein Studium. Magst du ihm nicht von deinen Plänen bezüglich des Studiums in Politikwissenschaften in Harvard erzählen?!" Andere hätten es vielleicht als harmlose Frage aufgefasst, aber ich wusste es besser. Es war eine Warnung davor bloß nichts falsches zu sagen und nicht von dem eingeübten Text abzuweichen. Es war eine Aufforderung mich an dem Gespräch zu beteiligen und die versteckte Drohung dessen was passieren würde, sollte ich etwas tun, was meinen Vater vor seinen Arbeitskollegen blamieren würde.
Mein Vater wusste, dass ich kein Interesse an der Politik hatte und erst Recht nicht Politikwissenschaften studieren wollte. Schon gar nicht in Harvard. Aber das interessierte ihn nicht. Es ging nicht darum was ich wollte und was meine Träume und Ziele waren. Darum ging es nie, warum auch mein Vater hatte schließlich alles schon durchgeplant. Er dachte er würde entscheiden was ich mit meinem Leben anfing und leider hatte er damit wahrscheinlich auch recht, denn mein Vater war ein gefährlicher Mann, den man nicht zum Feind haben wollte. Ich musste mich dem beugen, was er erwartete, das wusste ich, denn sonst würde er mir und allen die mir nahestanden das Leben zur Hölle machen, so wie er es mit Mum getan hatte. Meine arme Mum, die er psychisch zerstört hatte, die sich vom Alkohol hatte leiten lassen und jetzt in einer Klinik untergebracht war weil sie psychotisch war aufgrund des Traumas, für den ER verantwortlich war. Ich nahm ihr ihren Absturz nicht übel, nachdem was er ihr angetan hatte, war es wohl zu erwarten gewesen, jeder hätte wohl ähnlich reagiert und wäre ähnlich zerstört worden.
Schnell bemühte ich mich dem Abgeordneten meine einstudierte Geschichte zu erzählen, um keinen zusätzlichen Stress mit meinem Vater zu verursachen.
„Ja also in der Tat habe ich vor nachdem ich meinen Highschool Abschluss habe nach Harvard zu gehen. Dort haben sie wie Sie natürlich wissen ein außerordentlich guten Lehrkörper. Im Hauptfach habe ich vor Politikwissenschaften und globale Wirtschaftsstrukturen zu studieren und in den Nebenfächern Betriebswirtschaftsleere, Wirtschaftsstrafrecht, Handelsrecht und Steuerrecht, um mich mit den politischen und wirtschaftlichen Strukturen vertraut zu machen. Zusätzlich habe ich mich schon nach ehrenamtlichen Einrichtungen in Bosten umgeschaut, bei denen ich mich bewerben werde um während des Studiums auch denen etwas zurückzugeben denen es nicht so gut geht wie uns." Zusätzlich setzte ich mein freundlichstes Lächeln auf um meinen Worten den gewünschten Ausdruck zu verleihen. Als ich einen kurzen Blick zu meinem Vater warf, sah ich dass er zufrieden war mit meiner Antwort, was mich durchatmen ließ, denn wenn er zufrieden war bedeutete das, dass ich aus dem Schneider war und eventuell ohne Prellungen durch den Tag kommen würde.
„Erstaunlich! Der Junge tritt wohl in deine Fußstapfen mein Freund! Ich wünschte mein Sohn würde sich auch etwas mehr dafür interessieren und weniger dafür mein Geld auszugeben und Mädchen aufzureißen." Ein weiterer Kollege meines Vaters hatte dem Gespräch gelauscht und nahm es Micaelson ab zu antworten. Mit einem leichten Lachen, aber einem liebevollen Blick betrachtete er seinen Sohn. Wie hieß der nochmal? Lukas? Luigi? Ludwig? Ich wusste es nicht mehr und eigentlich war es mir auch egal. Ich interessierte mich nicht für ihn, für niemanden hier am Tisch. „Ja mein Sohn ist einfach wunderbar. Wer weiß, vielleicht wird er ja irgendwann Präsident!"
Das ich nicht lache! Soweit würde es nie kommen, denn mein Vater würde niemals zulassen dass ich in irgendeiner Weise erfolgreicher würde als er, ich war lediglich dazu da um einen guten Eindruck zu machen und das Bild einer perfekten Familie zu bestätigen, nachdem wir ja ohne meine Mum auskommen mussten, weil diese „durchgedreht" war. Pff sie war nicht einfach durchgedreht und wir waren meilenweit davon entfernt eine Familie zu sein!
In diesem einen speziellen Fall kam meinem Erzeuger mein fehlender Ehrgeiz ausnahmsweise mal zu gute, denn dadurch wurde die politische Überlegenheit seiner Karriere mir gegenüber gestärkt!
Es sollte mir egal sein, ich war sowieso nicht daran interessiert mich politisch wirklich zu engagieren. Ich wollte nur meine Zeit absitzen, bis der Senator mich irgendwann in Ruhe ließ! Meine Ruhe für den heutigen Abend hätte ich immerhin ab jetzt, denn mit meine „perfekten" Antwort hatte ich meinen Vater zufrieden gestellt und ihn in den Mittelpunkt der Gespräche seiner Kollegen gestellt, die ihm nun alle erzählten wie wunderbar dass doch war und wie glücklich er über mein politisches Interesse doch zweifellos sein musste!
Immerhin konnte ich nun den restlichen Abend in Ruhe aussitzen. So hatte alles seine Vorteile!
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Never let me drown
RomanceLiv Barley führt nach außen hin ein perfektes Leben mit einer wundervollen Mutter tollen Freunden und guten Noten. Sie ist bei allen beliebt, doch ist das alles echt, oder nur Fassade? Das genaue Gegenteil ist John McCourly er ist der klasseische B...