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Deborah:

"Wumm" . Dieser Knall riss Deborah aus ihrem Schlaf. Erschrocken richtete sie sich zwischen ihren Geschwistern auf. Erstarrte jedoch gleich, als sie bemerkte dass das Auto, in dem sie sass, ins Schleudern geriet, die Leitplanke durchbrach und mit voller Wucht in einen Baum krachte. Das Geräusch von berstendem Metall war das letzte was sie hörte, danach verlor sie das Bewusstsein. ...

Ein dröhnender Motor ertönte, als Deborah kurz aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte. Wo war sie? Was war geschehen? Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, aber es gelang ihr nicht und die Dunkelheit zog sie wieder mit sich fort. ...

Plötzlich öffnete jemand ihre geschlossenen Augenlider und ein blasses Licht erhellte zuerst das rechte, dann das linke Auge. Dann spürte sie, wie man ihre Kleidung entfernte und ihren Körper abtastete. Erneut wollte sie ihre Augen öffnen, etwas sagen, aber nichts von beidem gelang ihr. Verzweiflung stieg in ihr auf. Was sollte sie tun, damit ihre Helfer wussten, dass sie noch lebte? ...

"Es tut mir leid, Officer" :vernahm Deborah eine Männerstimme. "Aber sie ist immer noch nicht aufgewacht."
"Und wann glauben sie, wird das passieren?" :ertönte eine zweite Männerstimme, leicht verärgert. "Das kann ich ihnen leider nicht so genau sagen." :meinte die erste Stimme. "Vielleicht noch heute oder erst morgen, aber es ist durchaus möglich, dass sie erst in ein paar Tagen oder Wochen oder Jahren aus dem Koma erwacht. Der Schock hat dieses Koma ausgelöst, um ihren geschwächten Körper vor noch mehr Schaden zu schützen."

Der Arzt holte tief Luft. "Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie irgendjemand finden, der ihr in dieser schweren Zeit zur Seite steht."
Ein Seufzer ertönte. "Leider gibt es keine Angehörigen mehr und auch keine richtigen Freunde." :teilte der Polizist dem Arzt mit. "Die Familie war zwar sehr beliebt, aber wirklich gute Freunde hatten sie keine. Naja, das ist irgendwie verständlich. Denn ihr Reichtum lockt sicherlich auch falsche Freunde an. Vorallem Deborah galt als sehr zurückhaltend und scheu."

Wieder seufzte er. "Ich wünschte ich hätte bessere Neuigkeiten. Die Nachricht vom Tod ihrer Familie wird für sie das schlimmste sein, was sie in ihrem Leben durchmachen musste." Diese Worte drangen langsam in Deborahs Kopf. Was meinte er, mit die Nachricht vom Tod ihrer Familie?
Warum sollten ihre Eltern und ihre Geschwister nicht mehr leben? Schliesslich hat sie den Unfall ja auch überlebt. Da sollte doch auch für ihre Familie gelten?

Je mehr sie darüber nachdachte, desto grösser wurde ihre Angst. Ihre Familie ist tot! ... Nein! ... Was wird dann aus mir? ... Ich habe niemanden mehr! ... .

Deborah verkrampfte sich immer mehr. Ihr Herz schlug unregelmässig, ihr Puls raste und die Geräte, an denen sie angeschlossen war, fingen an zu piepsen.

Nur wenige Sekunden später umgab sie die Dunkelheit. Es kam ihr vor, als würde sie in eine endlose Spirale gezogen, aus der es kein entrinnen gab. Bis endlich, in weiter Ferne, ein heller Lichtstrahl auftauchte und dann stand sie plötzlich in einem Wald.

Erstaunt blickte Deborah umher. Wie ist das möglich? Noch vor einigen Sekunden hatte sie in einem Krankenbett gelegen und jetzt fand sie sich zwischen hohen Bäumen wieder. War das die Wirklichkeit oder träumte sie? Langsam lief sie auf einen Baum und berührte die raue Rinde.

Nein, sie träumte nicht. Der Baum war echt. Sie stand in einem Wald. Der Geruch von frischem Moos, Holz und Erde stieg ihr in die Nase. Dazu kam die Stille, nur unterbrochen von dem gelegentlichen Vogelgezwitscher.

Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie liebte den Wald. Tief atmete Deborah ein, schloss ihre Augen, hob die Arme leicht nach oben und drehte sich leicht im Kreis. So still, so friedlich. Glücklich öffnete sie die Augen und blickte auf das zauberhafte Lichtspiel, zwischen Sonne und den Bäumen.

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