Kapitel 4

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»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir alleine in einem Zimmer sind. Änderungen wird es keine mehr geben.«

»Nein. Es macht mir nichts aus.«

»Gut. Was willst du hier im Urlaub eigentlich so machen?«

»...«

»Den Schülern scheint es hier ja zu gefallen.«

»Definitiv. Die kleinen Nervensägen freunden sich hier alle an. Würde mich nicht wundern, wenn hier bald die erste Romanze erblüht!«

»Oh ja. Das ist sehr gut.«

»Was!? Das soll SEHR GUT sein!? Das lenkt sie vom Training ab und macht sie schwach!«

»Nicht unbedingt… Allianzen wie Freundschaft oder Liebe könnten sie härter kämpfen lassen und lassen sie vor allem in Freuden an die Finsternis denken. Das stärkt ihre Loyalität zu uns. Sollten wir den Kampf verlieren, könnten die Schüler sich nicht mehr mit ihren Freunden treffen; zumindest nicht so, wie jetzt. Sie würden alles tun, um diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Und wenn sie schwach werden, können wir sie ja immernoch bestrafen. Also, vielleicht sollten wir diese Verbindungen ja unterstützen?«

»...«

»Ja?«

»Vielleicht.«

~

Efeusee erwachte. Die Sonne schien leicht durch die Vorhänge – es war also schon Morgen. Schnell schnappte sich Efeusee ihr Handy: Es war 8:26.

Efeusee war eine Frühaufsteherin. Also – laut ihr zumindest. Denn eigentlich schlief sie immer bis Sonnenhoch; aber auch nur, weil sie die ganze Nacht lang mit der Finsternis trainierte.

Ach, es hatte gut getan, mal wieder auszuschlafen! Das Bett war tatsächlich sehr weich gewesen; besonders die Bettdecke. Efeusee streckte sich, gähnte und verließ das Bett. Sie schnappte sich ein paar Anziehsachen und machte sich auf den Weg ins Bad.

~

Als sie sich fertig gemacht hatte (duschen und umziehen) und gerade das Bad verließ, sah sie Sonnenstrahl in einem der Sessel sitzen. »Guten Morgen Efeusee«, sprach diese. »Morgen, Sonnenstrahl. Ich glaube ich gehe gleich schon mal essen. Kommst du mit?« »Ach, nein, ich muss noch duschen. Du brauchst nicht auf mich zu warten.« »Okay«, antwortete Efeusee.

Sonderlich großen Hunger hatte sie eigentlich nicht, aber ihr war langweilig und schon mal essen gehen war ja wohl eine adäquate Beschäftigung. Also winkte sie Sonnenstrahl zum Abschied und verließ den Raum.

~

Sie fand den Esssaal deutlich schneller als erwartet, hatte aber scheinbar trotzdem zahlreiche Umwege genommen: Sie hatte auf ihrem Weg unter anderem einen Innenhof mit einem Hundespielplatz, eine Rutsche mitten auf dem Gang und eine Zahnputzschule gesehen. Ja, eine Zahnputzschule. In einem Hotel. Dort wurden sogar Kurse angeboten. Für ALLE Altersstufen.

Wirklich GEFUNDEN hatte sie den Esssaal dann aber, als sie in den Gang mit den Geschäften und dem seltsamen Café kam. Das Café öffnete gerade, aber Efeusee sah dies nicht als den richtigen Zeitpunkt, um dort vorbeizuschauen. Sie ging weiter zum Esssaal.

Das Restaurant zur Kakophonie war ziemlich leer: Efeusee sah nur an einem Tisch Rattennarbe sitzen, der in einem ziemlich unappetitlich wirkenden (er hatte die Farbe von Erbrochenem) Brei herumrührte. Am gestrigen Tisch der Ehrenwerten saß noch Ahornschatten – sie hatte nur eine Tasse Tee vor sich (mal wieder). Als Efeusee sah, dass diese sie direkt anstarrte, machte sie sich schnell vom Acker. Allerdings kam gleich darauf heraus, dass Ahornschatten nicht Efeusee sondern den Eingang anstarrte, da sich ihre Blickrichtung überhaupt nicht verändert hatte. Außerdem saß an einem anderen Tisch noch eine Person, die Efeusee nicht kannte. Sie war in einen Mantel mit hohem Kragen gehüllt, der so heiß wirkte, dass Efeusee schon vom Hingucken ins Schwitzen kam. Man meine, sie war hier im T-Shirt unterwegs und ihr war schon warm.

Der Wald der Finsternis im UrlaubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt