Kapitel 18:

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Zu meiner Beruhigung war es Jay. Sie waren also wieder zurück. Als er mein angsterfülltes Gesicht sah, schaute er mich nur verwundert an. Wahrscheinlich fragt er sich warum ich noch wach bin und hier in der Küche stehe. Sein sonst Dauergrinsen, hatte er dieses Mal aber nicht aufgesetzt. In seinem Blick lag etwas bedrückendes, die Erschöpfung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Ok, jetzt will ich definitiv wissen was hier los ist, wo sie so dringend hin mussten und was sie gemacht haben!

„Alles gut?" fragte ich zunächst Jay und blickte ihn besorgt an. Doch er antwortete nicht auf die Frage: „Hol den Verbandskasten, im Schrank links vom Kühlschrank, und mach schnell." er sprach leise und seine Stimme klang bedrückt und leer.

War jemand verletzt??

Sofort drehte ich mich zum Kühlschrank, öffnete den Schrank den er beschrieben hatte und zog den Verbandskasten heraus.

Als ich mich wieder zu Jay wendete, standen neben ihm Hunter und Bobby, der...Oh Gott...er stützte Lee und half ihm dann behutsam sich auf das Sofa zu legen.

Augenblicklich rannte ich zu ihnen. „Was ist passiert?" Stieß ich aus meiner Lunge heraus, da mir die Luft abgepresst wurde. Mir war schwer ums Herz, als ich das Blut auf Lee's Gesicht und einen nassen Fleck auf seiner schwarzen Jacke wahrnahm. Fuck.

Er wurde angeschossen." geschockt starrte ich Hunter an. Doch es war keine Zeit für nähere Fragen. Bobby hatte mittlerweile das Licht angemacht und Jay zog vorsichtig, aber schnell Lee's Oberteil aus. Er war nicht mehr ansprechbar und gab währenddessen nur ein leichtes Stöhnen von sich.

Lee lag nun Oberkörperfrei auf dem Sofa. Erst jetzt konnte man sehen das die Schusswunde am Arm war. Sie blutete wie verrückt.

„Die Arterie ist verletzt, wir müssen schnell sein sonst verblutet er." murmelte Jay immer noch mit völlig leblosen Augen.

„Gib mir das Tourniquet." Jay reichte Hunter ein schmales Band mit einem Stab daran. Geübt wickelte Hunter es um den blutbeschmierten Arm und drehte an dem Stab, wie bei einer Art Ventil. Das Band quetschte die Arterie zu der Wunde ab, sodass kein weiteres Blut aus der Wunde strömen konnte. Lee begann gequält zu ächzen, aber die Blutung war gestoppt. Dann stopfte er geschickt ein Stück...war es Stoff?...in die Wunde und stillte so die Blutung.

Beeindruckt und gleichzeitig angsterfüllt stand ich daneben, unfähig etwas zu tun. Mir war schlecht vor Sorge um Lee und meine Hände zitterten.

Doch dann wandte sich Hunter zu mir auf: „Mach es in spätestens 15 Minuten wieder ab und dann einen Verband außenrum. Wir müssen noch einmal los." Gedankenverloren sah er Lee an. Woran er wohl gerade dachte? Kurz darauf krachte die Tür zu.

Lee braucht jetzt meine Hilfe.

Ohne zu zögern lief ich schnell ins Bad und feuchtete ein Handtuch mit warmen Wasser an. Als ich zurück kam, hörte ich Lee wieder schmerzerfüllt keuchen. Sein definierter Brustkörper hob und senkte sich schnell.

Erst nachdem ich mich dicht neben ihn gesetzt hatte, verstand ich ihn...er stöhnte meinen Namen. Ohne es verhindern zu können wurde ich rot.

„Alles ist gut, ich bin da." flüsterte ich und strich ihm sanft über seine Wange. Dann fuhr ich behutsam mit dem Handtuch über seine Brust, die überall mit Blut verschmiert war. Er zuckte bei der Berührung leicht zusammen.

Während ich Lee beschwichtigend irgendetwas zu murmelte, legte ich vorsichtig einen Verband um die Wunde und öffnete das Tourniquet wieder. So kraftlos wie er war, musste er viel Blut verloren haben.

„Li...Liv" ich blickte in seine erschöpften grünen Augen, die er endlich wieder geöffnet hatte. Sie hatten ihren wunderschönen Glanz verloren. Er sah ganz schön ruhebedürftig aus.

„Das wird alles wieder...es wird wieder verheilen, am besten du schläfst jetzt...du bist bestimmt sehr erschöpft." flüsterte ich besänftigend Lee zu.

Er nahm meine Hand und drückte sie schwach. „B-bleib...h-hier." stotterte er mitgenommen. „Klar, ich bin da, die ganze Zeit." Ich kuschelte mich hinter ihm auf das Sofa und schlang einen Arm um seinen Oberkörper, bedacht darauf nicht aus Versehen seine Wunde zu berühren.
„Ich bin da." Flüsterte ich noch einmal leise in sein Ohr.

Nach wenigen Minuten konnte ich ein erledigtes aber gleichmäßiges Ein- und Ausatmen wahrnehmen. Meine Hand auf seinem Körper hob und senkte sich mit seiner Brust und auch sein Herz schlug wieder in einem ruhigen und einschläfernden Tackt.

Ich genoss die Nähe zu ihm und ich fühlte mich sicher und geborgen, auch wenn er gerade nicht in der Lage gewesen wäre mich zu beschützen.

Ein letztes Mal überprüfte ich erschöpft, ob seine Wunde noch blutete, dann gab ich mich der Müdigkeit hin und verfiel in einen ruhigen Schlaf.

Bad Boy. Good lips. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt